Die erste Welle brachte Dunkelheit. Die zweite Zerstörung. Die dritte ein tödliches Virus. Nach der vierten Welle gibt es nur noch eine Regel fürs Überleben: Traue niemandem! Das hat auch Cassie lernen müssen, denn seit der Ankunft der Anderen hat sie fast alles verloren: Ihre Freunde und ihre Familie sind tot, ihren kleinen Bruder haben sie mitgenommen. Das Wenige, was sie noch besitzt, passt in einen Rucksack. Und dann begegnet sie Evan Walker. Er rettet sie, nachdem sie auf der Flucht vor den Anderen angeschossen wurde. Eigentlich weiß sie, dass sie ihm nicht vertrauen sollte. Doch sie geht das Risiko ein und findet schon bald heraus, welche Grausamkeit die fünfte Welle für sie bereithält ...
Originaltitel: The 5th Wave |
Die Grundidee der Handlung
Die Anderen haben in Wellen angegriffen – vier Wellen, um beinahe die gesamte Menschheit auszulöschen und die Erde zu übernehmen. Nur wenige Überlebende streifen noch durch die Welt, genauer gesagt ist Cassie nicht mal sicher, ob sie nicht vielleicht die einzige Überlebende ist. Allein, verlassen und verängstigt versucht sie zu überleben und ahnt nicht, dass sie der fünften Welle auf der Suche nach ihrem Bruder gefährlich nah kommen wird …
Rick Yanceys „Die 5. Welle“ ist ein Science Fiction Roman für all jene, die eigentlich keine Science Fiction lesen. Denn es geht nicht um neuartige Technologien, Kämpfe im Weltraum oder gruselige Aliens. Es geht um Menschen, die alles verloren haben und trotzdem weiter kämpfen – auch wenn sie wissen, dass sie eigentlich keine Chance haben. Es geht um die Frage, was einen Menschen eigentlich noch ausmacht, wenn er wie ein wildes Tier im Wald lebt und kein Vertrauen mehr hat. Ein großartiger Roman!
Stil und Sprache
Der Einstieg in „Die 5. Welle“ war ein bisschen holprig. In der ersten Person beschreibt Cassie ihren Weg durch den Wald und schildert dabei in Rückblicken die bisherigen vier Wellen und den Verlust ihrer Familie. Diese Rückblicke haben einiges an Tempo aus der Handlung genommen und den Leser auch das ein oder andere Mal ein wenig verwirrt. Sobald die Vergangenheit aber erst mal geklärt ist, steigt die Spannung rasant an. Cassie macht sich auf die Suche nach ihrem kleinen Bruder und kommt einem der Anderen dabei zu nah. Angeschossen und halb tot liegt sie unter einem Auto – und der Autor wechselt die Perspektive. Plötzlich erzählt ein gewisser Zombie von seinem Leben in einem der übrigen Militärcamps. Ab da wird die Handlung abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven jeweils in der ersten Person erzählt, und immer wieder nutzt Rick Yancey die Perspektivenwechsel geschickt, um zusätzliche Spannung aufzubauen. Bis zur letzten Seite legt man das Buch deswegen nicht mehr aus der Hand und würde nach dem spannenden Showdown auch am liebsten direkt den zweiten Band lesen – schade, dass der noch ein wenig auf sich warten lässt.
Die Liebesgeschichten des ersten Bandes der Reihe sind noch sehr zurückhaltend eingeflochten und nehmen eine absolute Nebenrolle ein. Gleichzeitig kann man aber schon erkennen, wohin sie sich voraussichtlich entwickeln werden. Es gibt noch viel Potential für Dramen in den kommenden Bänden.
Rick Yancey hat für seine unterschiedlichen Erzähler auch leicht variierende Stimmen gewählt und verleiht ihnen den passenden Ausdruck. Auf Grund der Erlebnisse ist die Sprache ernster, als man es von Jugendlichen gewohnt ist, gleichzeitig blitzt aber auch immer mal wieder ein gewisser Galgenhumor durch – insbesondere in den Teilen, die Zombie schildert. Die Beschreibungen der erlebten Grausamkeiten gelingen sehr persönlich und sind gerade dadurch bewegend für den Leser. Die militärische Fachsprache hielt sich zum Glück in Grenzen, sodass es in meinen Augen ein rundum gelungener Schreibstil ist.
Figuren
War vor wenigen Wochen noch die aussichtslose Verliebtheit in Ben Parish Cassies Hauptsorge, ist es nun das blanke Überleben. Vier Wellen der Anderen haben ihr alles genommen - bis auf ein paar Erinnerungsstücke in ihrem Rucksack und den Willen, ihren kleinen Bruder zu beschützen. Ihre Verzweiflung ebenso wie ihre moralischen Zweifel machen sie zu einer perfekten Identifikationsfigur für den Leser. Da man den ersten Teil des Buches nur aus ihrer Sicht sieht, baut man zu ihr auch die festeste Bindung auf und leidet entsprechend mit ihr. Gleichzeitig kann man ihren Mut und ihre Entschlossenheit, nie aufzugeben, nur bewundern.
Die später dazu stoßenden Charaktere, insbesondere diejenigen, die selbst Erzähler sind, haben mir durchgängig sehr gut gefallen. Sie sind unterschiedlich ausgearbeitet und haben alle ihre eigene Herangehensweise, um mit der veränderten Weltordnung zu Recht zu kommen. Auch die Gegner haben mich überzeugt, sie sind ebenfalls vielschichtig dargestellt. In den folgenden Bänden erfährt man hoffentlich noch mehr Details, die hier noch nicht gegeben werden konnten, weil lange unklar blieb, wer eigentlich die Gegner sind.
Aufmachung des Buches
„Die 5. Welle“ erschien als gebundenes Buch mit Schutzumschlag im Goldmann Verlag. Das glänzende Cover ist nur in Schwarz und Gold gehalten und zeigt wahrscheinlich Cassie, wie sie alleine durch den Wald läuft. Durch die starken Farbkontraste und die goldenen Akzente meiner Meinung nach ein Cover, das sofort ins Auge springt und auch sehr gut zum Inhalt passt.
Fazit
Rick Yanceys „Die 5. Welle“ kann auf ganzer Linie überzeugen. Die Charaktere sind vielschichtig ausgearbeitet, die Handlung weiß zu fesseln und nach einem beeindruckenden Showdown kann man den nächsten Band kaum erwarten. Ein grandioser Auftakt zu einer spannenden Science Fiction Trilogie!
Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort