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Als Anna sich an einem heißen Sommertag auf den Weg in die Stadt macht, genießt Rose die Sonne im Garten. Anna ahnt nicht, dass sie ihre Schwester zum letzten Mal gesehen hat. Zwanzig Jahre später fällt es Anna schwer, in die Zukunft zu blicken, da doch Rose immer nur Vergangenheit sein wird. Auch ihre Mutter, die schon einmal einen geliebten Menschen verlor, scheint mit der Tragödie nicht abgeschlossen zu haben – und ein Geheimnis zu verbergen … Was ist damals in den 60ern passiert? Und wer ist Rosanna, von der sie immer wieder spricht?

Eine berührende Geschichte über Mütter und Töchter, über Schwestern und über die Geheimnisse, die wir in uns tragen.

 

Der Tag an dem Rose verschwand 

Originaltitel: Quarter Past Two on a Wednesday Afternoon
Autor: Linda Newbery
Übersetzer: Anke und Eberhard Kreutzer
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Oktober 2014
ISBN: 978-3764504977
Seitenzahl: 414 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Es ist nun zwanzig Jahre her, dass Annas Schwester Rose an einem warmen Sommernachmittag einfach verschwand. Allein verlässt sie den familiären Garten und wurde seit dem nicht mehr gesehen. Zwanzig Jahr lang und Anna kann immer noch nicht damit abschließen. Ihr Leben und auch das ihrer Eltern scheint seit dem eine Pause zu machen und alle warten noch immer, dass Rose eines Tages zurück kommt. Um endlich Ruhe zu finden, macht Anna sich noch einmal auf die Suche nach ihrer Schwester … und ahnt nicht, was für Familiengeheimnisse sie dabei aufdecken wird.

Ein junges Mädchen, das verschwindet, eine Familie, die nie wieder dieselbe sein wird – Linda Newbery wählte einen ausgesprochen dramatischen Hintergrund für ihre mehrere Jahrzehnte umspannende Handlung und zeichnet dabei ein bewegendes Bild der jeweiligen Generationen.


Stil und Sprache
Die Handlung von „Der Tag, an dem Rose verschwand“ spannt sich über mehr als vierzig Jahre. Auch wenn der Anstoß der eigentlichen Geschichte ein Sommertag vor zwanzig Jahren ist, liegen die Hintergründe schon viel weiter zurück. Die Autorin verwebt all die ursächlichen Zeiten geschickt miteinander und lässt die Geheimnisse langsam von zwei direkt involvierten Frauen lösen: Anna und ihre Mutter Sandra erzählen in der dritten Person aus ihrem Leben. Die Vergangenheit wird dabei auf vielfältige Art beleuchtet. Zum einen gibt es immer wieder Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, jeweils überschrieben mit einer Datumsangabe. Zum anderen stellt Anna in der heutigen Zeit Nachforschungen an und blickt auch immer wieder in direkten Rückblicken auf ihre gemeinsame Zeit mit Rose. So erschafft die Autorin ein kompliziertes Geflecht aus Ereignissen, das den Leser immer tiefer in die Geheimnisse der Familie zieht, bis schließlich alle in einem großen Showdown geklärt werden. Die Klärung und auch die Art des Erzählens haben mir großartig gefallen. Lediglich der Einstieg fiel mir sehr schwer. Es hat lange gedauert, bis ich eine Beziehung zu Anna und ihren Problemen aufbauen konnte, und auch die Spannung lässt ein wenig auf sich warten. Man rechnet als Leser schon viel früher mit ersten neuen Hinweisen auf Rose, stattdessen baut die Autorin die Suche von Anna langsam auf. Das Durchhalten lohnt sich durchaus, aber es war nicht ganz einfach.

Linda Newberys Schreibstil hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Die Atmosphäre der einzelnen Zeiten fängt sie grandios ein und insbesondere die schicksalsträchtigen Szenen mit Sandra haben mir sehr gut gefallen. Sie beschreibt diese nicht nur sehr bildreich, sondern auch so emotional, dass man eine Gänsehaut bekommt und durchaus Tränen in den Augen hat.


Figuren
Beinahe alle Charaktere aus „Der Tag, an dem Rose verschwand“ wirken sehr ambivalent auf den Leser. Mit Ausnahme von Annas Vater ist wohl niemand durchweg sympathisch, sondern jeder hat seine Ecken und Kanten und Situationen, in denen man sie einfach nur kräftig durchschütteln möchte. Genau das ist die große Stärke des Romans. Zwar macht es den Einstieg schwer, weil man lange keine Identifikationsfigur findet, aber es lässt die Handlung unglaublich realistisch wirken.

Anna ist absolut kein einfacher Mensch. Auf der einen Seite rührt es den Leser, wie sie sich um ihre Eltern sorgt und der Ex-Frau ihres Freundes hilft. Auf der anderen Seite ist sie aber auch sehr sprunghaft und stößt viele Leute mit ihren spontanen Entscheidungen vor den Kopf. Erst nach und nach wird ihr bewusst, wie viel sie in ihrem bisherigen Leben falsch gemacht hat, weil sie sich noch immer an einer Schwester misst, die vor zwanzig Jahren verschwunden ist.

Sandra ist der heimliche Dreh- und Angelpunkt der Familie. Sie hütet viele Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit und es ist berührend zu sehen, wie sie langsam daran zerbricht. Die Folgen ihrer konservativen Erziehung beeinflussen ihre Familie auch Jahrzehnte später noch und erst am Ende kann sie sich langsam davon befreien.

Neben den zwei starken Frauen gehen die übrigen Charaktere beinahe ein wenig unter, besonders die zugehörigen Männer. Störend ist das aber nicht, da die Frauen selbst mehr als genügend Zündstoff für die Geschichte bieten.


Aufmachung des Buches
Das Cover von „Der Tag, an dem Rose verschwand“ gefällt mir ausgesprochen gut. Das Bild zeigt eine Frau im wallenden Sommerkleid, die über die Schienen in Richtung einer langsam verschwindenden Landschaft geht, was ganz hervorragend zum Thema des Buches passt. Die hochwertige Ausstattung als Hardcover passt zu der ernsten Geschichte.


Fazit
Es begann recht schleppend, aber wenn man Linda Newbery die Zeit gibt und ein paar Seiten durchhält, dann entfaltet „Der Tag, an dem Rose verschwand“ sich zu einem spannenden Familienroman. Die Geheimnisse, die Roses Schicksal umgeben und eine ganze Familie zerstörten, bewegen und bieten gute Unterhaltung bis zur letzten Seite.


3 5 Sterne


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