Smaller Default Larger

Es ist Juni 1778, als sich die britischen Truppen aus Philadelphia zurückziehen, George Washington in Valley Froge die Verfolgung der feindlichen Armee aufnimmt – und Jamie Fraser von den Toten wiederaufersteht. Seine Rückkehr steht im Zeichen zahlreicher Überraschungen: Nicht nur hat seine Frau in der Zwischenzeit Jamies besten Freund geheiratet; der junge Graf von Ellesmere sieht rot, als er begreifen muss, dass er der uneheliche Sohn des totgeglaubten Rebellen ist. Unterdessen bekommt es Claire Fraser mit einem asthmakranken britischen Herzog zu tun und mit der Angst, dass einer ihrer Ehemänner den anderen umgebracht haben könnte.
Im Jahr 1980 hingegen beginnt sich ihre Tochter Brianna zu fragen, ob das Leben im achtzehnten Jahrhundert nicht doch unkomplizierter war als in der Gegenwart. Nach der Entführung ihres Sohnes hat sich ihr Mann Roger auf eine verzweifelte Mission in die Vergangenheit begeben und sie nur mit ein paar harmlosen Haushaltsgegenständen bewaffnet zurückgelassen. Als sie begreift, dass sich eine Verschwörung rings um den alten Familiensitz Lallybroch zusammenbraut, sieht auch sie nur einen Ausweg…

 

Ein Schatten von Verrat und Liebe 

Originaltitel: Written in My Own Heart´s Blood
Autor: Diana Gabaldon
Übersetzer: Barbara Schnell
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 07/2014
ISBN: 978-3-7645-0304-8
Seitenzahl: 970 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Claire ist überglücklich, dass Jamie am Leben ist, gleichzeitig bangt sie aber auch um ihn, da er in heller Wut mit Lord John Grey aus dem Haus gestürmt ist und sie weiß, wozu er fähig ist, wenn es um sie geht. Doch die bevorstehende Schlacht, die unangenehme Tatsache, dass Jamie erneut in den Krieg ziehen muss und ihre Arbeit als Ärztin lassen nur wenig Zeit für ein Zusammensein. Die Wirren des Krieges und der Abzug der Truppen machen das Leben noch unsicherer als es schon war, und Claire erlebt erneut was es heißt, nicht so richtig ins politische Schema zu passen.

Opulent, bildgewaltig, sehr komplex und mit einem humorvollen Unterton hat Diana Gabaldon den achten Band ihrer Highland-Saga verfasst.


Stil und Sprache
Es ist nicht ganz einfach, in diesem Roman die Übersicht zu behalten. Der Leser wird von Beginn an in eine turbulente und verschachtelte Handlung geworfen, deren Geschehnisse nahtlos an die Ereignisse aus Band 7 anknüpfen. Stellenweise sehr brutal und blutig, bleibt der Tonfall niveauvoll und ruhig, auch wenn Diana Gabaldon eine direkte Sprache hat und die Dinge beim Namen nennt.

Ein Schatten von Verrat und Liebe ist zum einen aus der Ich-Perspektive von Claire geschrieben, zum anderen aus der personalen Sicht von Jamie. Durch diese unterschiedlichen Perspektiven entsteht für den Leser eine ganz besondere Atmosphäre: eindringlich, gefühlvoll und dennoch nicht zu dunkel. Auf der anderen Seite entsteht aber auch der Eindruck, die Vorkommnisse aus einer gewissen Distanz zu erleben. Es gibt sehr viele Handlungsstränge, die meisten davon im Jahr 1778, und zwei im Jahr 1980 (um Brianna und Roger), deren Zusammenspiel kompakt und sehr verzweigt ist. Die Fülle an Charakteren macht es nicht einfacher den Überblick zu wahren. An einigen Stellen wäre weniger geschichtlich angehauchtes bzw. weniger ausführliche Beschreibungen besser gewesen und so manche Passage enthält Szenen, die entweder gar nicht hätten sein müssen, oder etwas mehr ausgebaut, noch schöner gewesen wären. Das ist leicht enttäuschend, da Diana Gabaldon offensichtlich Schwierigkeiten hatte, die richtige Balance zu finden. Das kennt man von ihr nicht. Hinzukommt ein leichtes Déjà-vu-Gefühl, das bei der einen oder anderen Kulisse bzw. Figurenauftritt entsteht. Und dann gibt es Szenen, die gehen einem so an die Nieren, dass unweigerlich die Tränen fließen – und das nicht nur bei den Charakteren im Buch. Eine solche ist die Waldszene, als ein kleiner Sarg beerdigt wird. Da schnürt sich einem beim Lesen vor Ergriffenheit buchstäblich der Hals zu, so emotional und berührend war die.


Figuren
Hoffnung, Schmerz, Verzweiflung aber auch Schönes machen das Leben des Fraser-Clans aus. Missverständnisse, Gefahren, Ungewissheit und Angst sind nur ein paar der Gefühle, die Diana Gabaldon hier auffährt. Zugegeben, es ist sehr schön die Weiterentwicklung der Figuren zu sehen, zu erleben, wie sie die Herausforderungen des Lebens meistern und mit den Schicksalsschlägen umgehen - doch wirklich neu ist das alles nicht mehr. Irgendwann kam unweigerlich die Frage auf, ob sich hier nicht vielleicht die eine oder andere Figur zu viel tummelt und ob deren Erscheinen wirklich und zwingend notwendig für die Geschichte gewesen ist.

Claire arbeitet sich erneut durch den grausigen Kriegsalltag und seine Folgen, versucht den Menschen mit ihren stark eingeschränkten medizinischen Möglichkeiten zu helfen wo es nur geht, und wird zum Dank dafür selbst zur Patientin gemacht. Urplötzlich wird ihr ihre eigene Zerbrechlichkeit mehr als bewusst, und die damit verbundene Hilflosigkeit macht sich ausgerechnet während einer sehr heiklen Operation in einer stickigen Dachkammer  bemerkbar. Da ist sie auf einmal nicht mehr in der Lage, den nötigen fachlichen Abstand zu wahren, kann sich buchstäblich nicht mehr auf ihren kühlen Verstand von früher verlassen, und das macht ihr unglaublich zu schaffen. Zumal sie auch nicht wirklich in der Lage ist, diesen Zustand gegenüber Jamie in Worte zu fassen. Wo sie sonst immer Trost in seiner Umarmung empfand, ist – bezüglich dieses Themas - plötzlich nichts mehr. Aber davon unterkriegen lässt sie sich nicht.

Lord John Grey befindet sich in einer etwas prekären Lage. Durch Jamies Auftauchen ist er praktisch von jetzt auf  gleich seines Status´ als Claires Ehemann enthoben und sieht sich einem vor Zorn schäumenden und rot sehenden Highlander gegenüber, der die Fäuste sprechen lässt. Doch er bleibt Claire in Freundschaft verbunden und hilft wo er nur kann – sehr zum Missfallen von deren Ehemann. Lord John Grey macht viele Dinge mit sich selbst aus, greift zu ungewöhnlichen Maßnahmen um sein eigenes Leben zu retten und bleibt, trotz einer bitteren Erkenntnis, doch ein sorgender und helfender Vater. Seine Art zu denken und zu handeln beschert dem Roman so manch humorvolle aber auch makabere Situation und seine Kommentare zu so einigem waren wirklich köstlich zu lesen.


Aufmachung des Buches
Das grüngebundene Buch ist kein Leichtgewicht – im wahrsten Sinne des Wortes – und ist mit einem sehr einfach, aber edel, gestalteten Schutzumschlag versehen. Weiß, Grün, und Gold ergeben eine etwas eigenwillige Optik. Die Kombination von mattem Weiß und glänzenden Farben wirkt klassisch edel, und macht wirklich was her. Das Emblem dagegen ist, sowohl gestalterisch als auch farblich, nicht wirklich gelungen. Das sah auf dem Internetbild des Verlages irgendwie deutlich besser aus. Real in der Hand gehalten, wirkt es eher naiv und wenig ansprechend.


Fazit
Ein Schatten von Verrat und Liebe dürfte die Fangemeinde von Diana Gabaldon und ihrer Highland-Saga wohl etwas spalten. Keine Frage, der Autorin ist erneut ein unterhaltsamer Roman der großen Gefühle gelungen, der für Neulinge hochinteressant und wohl auch etwas verwirrend sein dürfte. Aber für eingefleischte Fans dieser Saga hat er eindeutige Schwachstellen, die leider nicht durch die Tatsache, dass es ein Outlander-Roman ist (so wird die Saga von den Fans gerne bezeichnet), wett gemacht werden. Der Lesegenuss ist ohne Zweifel vorhanden, doch zum absoluten fesselnden Spitzentitel reicht es diesmal leider nicht. Es scheint, als ob der Geschichte um Claire und Jamie Fraser langsam die Luft ausgeht – auch wenn das Ende die starke Vermutung aufkommen lässt, das es einen neunten Band geben wird.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Backlist:
Band 3: Ferne Ufer
Band 4: Der Ruf der Trommel
Band 5: Das flammende Kreuz
Band 6: Ein Hauch von Schnee und Asche
Band 7: Echo der Hoffnung

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo