Als der Romanautor Owen Quine spurlos verschwindet, bittet seine Frau den privaten Ermittler Cormoran Strike un Hilfe. Es ist nicht das erste Mal, dass Quine für einige Tage abgetaucht ist und sie möchte, dass Strike ihn findet und nach Hause zurück bringt. Doch schon zu Beginn seiner Ermittlungen wird Strike klar, dass mehr hinter Quines Verschwinden steckt, als seine Frau ahnt. Der Schriftsteller hat soeben ein Manuskript vollendet, das scharfzüngige Portraits beinahe jeder Person aus seinem Bekanntenkreis enthält. Sollte das Buch veröffentlicht werden, würde es Leben zerstören - zahlreiche Menschen hätten also allen Grund, Quine zum Schweigen zu bringen.
Als Quine tatsächlich tot aufgefunden wird, brutal ermordet unter bizarren Umständen, biginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um das wahre Motiv des skrupellosen Mörders aufzudecken - eines Möders, wie Strike ihm noch nie zuvor begegnet ist ...
Originaltitel: The Silkworm |
Die Grundidee der Handlung
Cormoran Strike ist Veteran, kriegsversehrt und der Sohn eines berühmten Rockstars. Eigentlich nicht der Typ, wie man sich einen Privatdetektiv vorstellt. Noch dazu, wenn man seine nicht nur wegen seiner Größe alles andere als unauffällige Statur bedenkt. Und in der Tat ist es lediglich der eher zufälligen Begegnung mit seiner Assistentin Robin und der überaus spektakulären Aufklärung seines ersten Falles zu verdanken, dass die Detektei nun einen sehr regen Klientenzustrom zu verzeichnen hat und nicht pleite ist. Das meiste ist langweiliges Alltagsgeschäft: Ehebrecher, Sorge um Geschäftsgeheimnisse. Alles reiche Auftraggeber, von denen Strike sicher nicht zum letzten Mal beauftragt werden würde.
Als er gerade wieder einmal in ein Klientengespräch vertieft ist, klopft eine Frau an Strikes Bürotür. Sie ist anders. Sie bittet Strike, ihren Mann, einen vergleichsweise erfolglosen Autoren, aufzuspüren, der seit längerem verschwunden ist. Leonora Quine, wie Strikes neue Klientin heißt, erzählt ihm, dass ihr Mann häufiger abtauchte, wenn er schrieb, nur nie so lange. Allein schon wegen der gemeinsamen Tochter. Gegen alle Vernunft nimmt er den Auftrag an, doch Owen Quine bleibt verschwunden. Als Strike ihn schließlich an dem Ort findet, wo er "nie im Leben" hingehen würde, verschlägt es selbst Strike die Sprache. Quine wurde nicht nur ermordet; nein er wurde ausgeweidet und neben den Torso sind vier leere Teller drapiert, exakt so wie in Quines letztem, bisher unveröffentlichten Roman. Der eigentliche Auftrag wäre damit abgeschlossen, doch als Strikes Auftraggeberin mit scheinbar eindeutiger Beweislage wegen Mordes an ihrem Mann festgenommen wird, ist Strike ihre letzte Hoffnung. Er soll ihre Unschuld beweisen. Strike begibt sich auf die Suche nach etwas, von dem er selbst nicht recht weiß, was es sein soll. Doch je tiefer er gräbt, umso mehr Leute schreckt er auf. Schließlich entwickelt Strike eine Theorie zum Verbrechen, die so perfide ist, dass er sie selbst nur mit gerissener List und der Hilfe seiner Assistentin würde beweisen können...
Die Grundidee zu diesem Buch ist ähnlich wie im ersten Fall der Serie. Cormoran Strike ermittelt in einem Fall, der für die Polizei angesichts der Beweislage klar scheint. Irgendetwas in Strike lässt ihn doch an dieser Version zweifeln. In "Der Seidenspinner" finde ich die Gründe für diese Zweifel jedoch überzeugender dargelegt als im ersten Band der Reihe. Gut gelungen sind nahezu alle Personen in dem Buch. Ihre klare Zeichnung und pointierte Darstellung sind ganz große Stärken des Hörbuches und einer der Gründe, warum die Stopp-Taste meines CD-Players arbeitslos war. Atmosphärisch dicht und mit liebevollen winzigen Details geschmückt, taucht man in kontrastierende Welten Londons ein. Die Welt der Reichen und Schönen, die Welt der Schriftsteller, aber auch in die Welt hinter der Fassade, die oft alles andere als schön ist. Auch der zweite Roman der Strike-Reihe baut einen wirklich guten Spannungsbogen auf und verliert nie die Spannung, auch wenn mir die grausamen Details der Ermordung auch in weniger ausführlichen Darstellungen klar geworden wären.
Darstellung des Hörbuchs
Dietmar Wunder darf auch den zweiten Roman der Reihe lesen und er tut dies großartig. Seine warme, weiche und doch manchmal etwas raue Stimme passt ganz hervorragend nach London. Eine weitere große Stärke des Sprechers sind seine große stimmliche Varianz und die Art, wie er mit seiner Stimme Stimmungen der beteiligten Personen transportiert. Da ist der wütende, verzweifelte und mehr als einmal durch sein schmerzendes Knie gepeinigte Strike, den er fast schreiend, aber nie zu laut intoniert, da ist die geistig behinderte, erwachsene Tochter der Quines, die Herr Wunder auf eine wunderbar sanfte, liebevolle, kindliche Weise interpretiert, die einfach phantastisch ist. Da ist die gebrochene, verzweifelte Eleonora im Gefängnis. Die Liste ließe sich fortsetzen. Gut ist auch, dass er eine neutrale Erzählerstimme wählt, wenn es darum geht, Orte, Situationen oder Begebenheiten zu umschreiben. Ich mache es kurz: Die Sprecherleistung ist eine glatte 1, auch weil sie sich niemals aufdrängt, sondern stets das Tempo und die Atmosphäre der Geschichte transportiert, ohne sie gekünstelt zu überhöhen. Ich kann nur hoffen, dass es gelingt, diesen Sprecher auch für die weiteren Teile der Serie zu verpflichten.
Aufmachung des Hörbuchs
Das Hörbuch wird in einem Papp-Schuber zum Aufklappen geliefert. Auf dem Cover ist die Rückansicht eines Mannes in Mantel und typisch englischer Mütze zu sehen, der aus einer nur schwach erleuchteten, engen Gasse in den Schein einer Straßenlaterne tritt. Über seinem Kopf steht in weißer Schrift der Autorenname, etwa auf Höhe seiner Schuhe der Buchtitel. Klappt man den Schuber nach links auf, so findet sich dort eine Kurzbiografie der Autorin - Robert Galbraith ist das Pseudonym von J.K. Rowling - unterhalb der mittleren CD eine Kurzinformation zum Sprecher und unterhalb der dritten CD findet man alle erforderlichen bibliografischen Daten. Nimmt man die CDs heraus, so ist darunter jeweils ein Bild zu erkennen. Auf der rechten Innenseite des Schubers finden sich Auszüge aus Rezensionen verschiedener englischer und amerikanischer Tageszeitungen. Eine auf das Wesentliche reduzierte, aber gelungene Aufmachung.
Fazit
"Der Seidenspinner" gehört für mich in die Top 5 der Hörbücher 2014!
Hinweise
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Backlist:
Teil 1: Der Ruf des Kuckucks