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Düstere Träume verfolgen Pia, seit sie denken kann. Träume von einem finsteren Wald, von Feuer und Eis. Ihren Eltern braucht sie davon gar nichts zu erzählen, denn in ihrer Familie herrscht seit jeher eine seltsam unterkühlte Stimmung. Pia hat den Verdacht, dass ihre Eltern ihr irgendetwas verschweigen, etwas Dunkles, das mit ihr zu tun hat. Als die Familie immer mehr auseinanderbricht, macht sich Pia auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. Dabei lernt sie den charmanten Studenten Ansgar kennen, der jedoch mehr über sie zu wissen scheint, als er zugibt. Je näher Pia dem Geheimnis kommt, desto mehr begibt sie sich in Lebensgefahr …

 

Die Flammen fluestern dein Lied 

Autor: Inge Löhnig
Verlag: Arena
Erschienen: 09/2014
ISBN: 978-3-401-06916-6
Seitenzahl: 382 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Pia erlebt das wohl schlimmste Weihnachten ihres Lebens. Nicht nur, dass ihre Eltern eine katastrophale Neuigkeit für sie haben, sie muss zudem auch entdecken, dass ihr bisheriges Leben auf einer Lüge aufgebaut war. Eine Lüge, die so gewaltig ist, dass Pia alles von einer Sekunde zur anderen in Frage stellt. Ohne feste Strukturen, ohne familiäre Hilfe fühlt sie sich rettungslos verloren und unglaublich allein. Einzig ihre Freundin Tami steht ihr zur Seite und sie ist es auch, die in Pia die Kraft und Stärke wachruft, sich den Schatten der  Vergangenheit zu stellen und die Wahrheit herauszufinden. Eine Wahrheit, die so schockierend wie brutal ist und von einem mörderischen Hass erzählt, der sie beinahe überwältigt.

Dezent, aber eindringlich und mit den Worten der Jugend hat Inge Löhnig Die Flammen flüstern dein Lied in Worte gefasst.


Stil und Sprache
In diesem Jugendthriller werden zwei Handlungsstränge geschildert. Der eine handelt im Hier und Jetzt und zeigt dem Leser die Suche von Pia nach der Wahrheit. Der zweite erzählt die Ereignisse der Vergangenheit und die Hintergründe um Pias Entstehung. Beide hat die Autorin so kombiniert, dass sich Stück für Stück eine Spannung aufbaut, die dem Leser zum Teil Dinge offenbart, die Pia noch verborgen bleiben. Gut, zugegeben, nach den ersten sehr actionreichen und rasanten Seiten bricht die Handlung etwas ein. Durch die tausend Fragen und Überlegungen von Pia nach dem wer-bin-ich-eigentlich und wo-liegen-meine-Wurzeln scheint der Story zunächst etwas die Puste auszugehen – doch das gibt sich wieder. Und dann geht es so richtig los und Inge Löhnig greift tief in die Kiste der Psychologie und verstrickt nicht nur den Leser in ein Gemisch aus negativen Gefühlen und hochkochender Leidenschaft. Die Autorin zeigt dem Leser – wenn auch nicht gleich erkennbar - was der Auslöser für all die Ereignisse war und welche Konsequenzen das nach sich zog. Die Leichtigkeit, mit der Jugendliche heute vieles betrachten, angehen und in die Tat umsetzen, das ist in diesem Thriller immer wieder aufs Neue beeindruckend. Vor allem der Schluss, der hat mich überrascht – kommt da doch eine Wahrheit ans Licht, die ich mir so nie erwartet hätte. Durch die personale Erzählperspektive in der dritten Vergangenheitsform, bekommt das Ganze noch eine Eindringlichkeit, die es nicht nur für den Leser in sich hat. Durch diese Eindringlichkeit werden stellenweise auch die klaren Vorstellungen sowie die Lebenseinstellung einer bestimmten Figur deutlich, die ihre Ziele zielstrebig und unbeirrbar umsetzt. Fast schon nach dem Motto: Was kümmern mich die Folgen, die mein Handeln für andere hat?


Figuren
Ganz normale Figuren, praktisch Menschen wie du und ich, agieren in diesem Jugendthriller. Inge Löhnig bietet alles auf, was die Gefühlspalette zu bieten hat, und verwickelt ihre Charaktere in ein Netz aus Lügen, Intrigen, Hass und unglaublichem Geltungsdrang. Auch die besondere Lebenseinstellung der Esoteriker kommt nicht zu kurz. Die entsprechenden Passagen lesen sich fast schon unwirklich. Und trotzdem überzeugen die einzelnen Figuren, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, von sich aus und lassen ein ganz besonderes Bild entstehen.

Pia ist ein ganz normales Mädchen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass sie in einem absolut unterkühlten Haushalt aufgewachsen ist, und der Drang nach Perfektion das Leben ihrer Familie beherrscht. Alles ist bis auf den Punkt durchgestylt, und wehe, es hält sich mal einer nicht an das von ihrer Mam aufgestellte Protokoll! Doch je älter Pia wird, umso mehr pfeift sie darauf. Sie hat mit ihrem eigenen Schatten, der von jeher ihr Leben begleitet, schon genug zu tun. Dann noch die Teenager-Hormone und das Chaos ist perfekt. Auf ihre innere Stimme zu hören, traut sie sich zuerst nicht, doch das ändert sich, als sie buchstäblich schwarz auf weiß den Beweis vor sich sieht, warum sie anders ist. Von da an beginnt sie mehr und mehr auf dieses innere Flüstern zu hören und wird an einen Ort gezogen, der nicht nur eine Fülle an Geheimnissen birgt, sondern auch eine tödliche Wahrheit beinhaltet.

Kathrin, Pias Mutter, ist eine Eiskönigin, wie sie im Buche steht. Sie muss alles kontrollieren, durchstylen und perfektionieren. Gefühle haben bei ihr keinen Platz, welche zu zeigen, schon gleich dreimal nicht. Alles muss geordnet sein und schön passen und bitte auch widerstandslos funktionieren. Sonst wird es gnadenlos ausgemustert. Ihr Bestreben nach Perfektion und ihr Errichten einer absolut kratzerfreien Fassade, ist für Pias Familie der Anfang vom Untergang. Kathrin ist eine Figur, die so manchem Leser vermutlich nicht unbedingt gefallen mag, aber sie ist auch der Grund, warum Pia am Ende die Wahrheit in all ihrer brutalen Schönheit sieht – und entsprechend handeln kann.


Aufmachung des Buches
Das Klappenbroschur sieht optisch nicht nur genial aus, es kommt auch mit einer kleinen Raffinesse daher: ein grellgelbes Do-Not-Cross-The-Line-Crime-Scene Band verschließt es - und das sieht, in Kombination mit den unterschiedlichen Rot- und Orangetönen, einfach nur fantastisch aus! Überhaupt ist die Gestaltung der absolute Eyecatcher und macht in Wirklichkeit noch viel mehr her als auf dem Bild im Internet. Der beige-grau-marmorierte Hintergrund passt perfekt zu den unterschiedlichen rotorange glühenden Feuerblumen, die sich rund um den in schwarzen Buchstaben abgedruckten Titel befinden und das Wort „Flammen“ toll unterstreichen. Die Rückseite zeigt eine kurze Angabe, worum der Thriller handelt. Zu lesen ist dies in roten und schwarzen Buchstaben, die vom seitenverkehrt abgebildeten Flammenmuster des Covers umgeben sind. Die ganze Aufmachung passt hervorragend zum Thrillerinhalt und begeistert mich ungemein.


Fazit
Ein raffiniert aufgebauter und erzählter Thriller, der mit so mancher Überraschung aufwartet und in mir noch lange nachgeklungen hat. Einfach durchlesen und am Ende zuschlagen und weglegen, das geht bei Die Flammen flüstern dein Lied nicht so einfach. Das Buch macht  nachdenklich, ist an einigen Stellen auch beklemmend und zeigt, wohin ein unerfüllter Wunsch und Neid führen können. Durch die leise Sprache, die Inge Löhnig hervorragend beherrscht, wird dem Werk noch eine Intensität gegeben, die schlicht, aber dafür umso wirkungsvoller ist. Unbedingt lesen!


4 Sterne


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