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Der Henker jagt den Teufel

Gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena und ihrem Mann Simon reist der Henker Jakob Kuisl im Jahre 1668 nach Bamberg. Was als Hochzeitsbesuch geplant war, wird jedoch bald zum Alptraum: In Bamberg geht ein Mörder um. Im Fluss und vor den Toren der Stadt werden die abgetrennten Gliedmaßen der Opfer gefunden. Schnell verbreitet sich das Gerücht, die Morde seien das Werk eines Werwolfs. Jakob Kuisl mag sich diesem Aberglauben nicht anschließen und macht sich auf die Suche nach dem »Teufel von Bamberg«.

 

Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg 

Autor: Oliver Pötzsch
Verlag: Ullstein Verlag
Erschienen: 8. August 2014
ISBN: 978-3548284484
Seitenzahl: 720 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Schongauer Henker Jakob Kuisl reist mit Kindern und Enkeln nach Bamberg zur Hochzeit seines Bruders „Bartl“ (Bartholomäus). Dieser bekleidet dort ebenfalls das Amt des Scharfrichters, da – wie aus den anderen Bänden hinreichend bekannt – die „ehrlosen“ Söhne eines Henkers keinen anderen Beruf ausüben durften. Aber das anstehende Fest wird überschattet von mysteriösen Ereignissen in der Bamberger Bürgerschaft: Menschen verschwinden, merkwürdige „Wesen“ werden nachts gesehen und Leichenteile tauchen in den Gewässern der Stadt auf. Auch scheint es zwischen den Brüdern Unstimmigkeiten aus der Vergangenheit zu geben, die den Familienfrieden bedrohen. Aber um den „Teufel von Bamberg“ zu entlarven, müssen Jakob und Bartl ihre Streitigkeiten überwinden und zusammen halten.
Nach dem etwas schwächeren vierten Band der Henkerstochter-Serie knüpft Oliver Pötzsch wieder an die Spannung der übrigen Teile an. Der historische Hintergrund - die alte Stadt Bamberg im 17. Jahrhundert - bietet dazu eine sehr passende, authentisch und glaubwürdig geschilderte Kulisse.


Stil und Sprache
Auch dieses fünfte Buch um die bayerische Henkerfamilie Kuisl - deren Nachfahre der Autor ist - ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, die es nicht notwendig macht, die Vorgänger zu kennen. Wichtige frühere Ereignisse fliessen im Rahmen der Handlung mit ein, ohne dass Brüche entstehen, beantworten aber dabei auch Fragen, die am Ende des letzten Bandes offen geblieben sind - z.B. die nach Magdalenas dritter Schwangerschaft.

Mit Bamberg hat Oliver Pötzsch – nach Regensburg und Andechs – einen weiteren bekannten und geschichtsträchtigen Ort gewählt, der noch heute in weiten Teilen so aussieht, wie im Buch geschildert. Man fühlt sich wirklich in diese Zeit hineinversetzt, so plastisch und bildhaft ist seine Beschreibung der mittelalterlichen Stadt und ihrer Bewohner. Gekonnt verbindet er die Nachwirkungen der historischen Bamberger Hexenprozesse (1612-1630), als fast tausend Menschen - selbst einflussreiche, vornehme Bürger – auf den Scheiterhaufen starben, mit den – fiktiven – grausigen Ereignissen fast 40 Jahre später. Die leerstehenden, verfallenen Häuser der damaligen Opfer und die misstrauischen, abergläubischen Menschen erzeugen noch immer eine bedrückende, unheimliche Atmosphäre, die vor allem bei den nächtlichen Unternehmungen der verschiedenen Akteure für Spannung und beim Leser für Erschauern sorgt.


Figuren
Obwohl Magdalena Kuisl - die Henkerstochter - Titelgeberin eines jeden Bandes ist, spielt die eigentliche Hauptrolle ihr Vater Jakob, was auch die Überschrift des hinteren Klappentextes - „Der Henker jagt den Teufel“ - hervorhebt. Diesmal macht ihm aber sein Bruder „Bartl“ beinahe den Rang streitig. Der Prolog verrät bereits, warum es schon in ihrer Jugend zum Zerwürfniss zwischen den Brüdern kam, ein Wissen, dass der Leser den übrigen Familienangehörigen voraus hat. Magdalena und ihre Geschwister Georg und Barbara ahnen nichts davon und werden unvermeidlich in den schwelenden Konflikt zwischen Vater und Onkel hineingezogen. Beide haben Fehler gemacht, sind aber zu stur, das zuzugeben und sich auszusprechen. Diese Situation stellt der Autor sehr lebendig und nicht ohne Humor dar. Man möchte die zwei Dickköpfe oft am liebsten schütteln, kann ihnen aber nicht wirklich böse sein, denn sie haben beide das Herz auf dem rechten Fleck.

Auch die weiteren Akteure sind sehr einfühlsam und glaubwürdig gezeichnet. Die junge Barbara Kuisl erlebt die erste schüchterne Liebe und gerät dadurch in Gefahr. Ihr Bruder Georg geht bei Bartl in die „Henkerlehre“ und weiss nicht, wem er mehr Loyalität schuldet, dem Vater oder seinem Lehrherrn. Bartls Verlobte Katharina ist sehr sympatisch dargestellt. Sie steht mit beiden Beinen auf dem Boden und hält die Familie zusammen, wobei sie vor allem von Magdalena unterstützt wird.
Die grausigen Morde rufen in der Bevölkerung von Bamberg Angst und Schrecken hervor. Aberglaube und Panik greifen um sich, besonders Fremde - wie die Schauspieltruppe - werden verdächtigt und sind schutzlos der Wut der Menge ausgeliefert. Alle diese Charaktere und Situationen schildert Oliver Pötzsch sehr authentisch und gut nachvollziehbar und weckt so im Leser Interesse und Anteilnahme für seine Figuren.


Aufmachung des Buches
Vor dem Hintergrund einer mittelalterlichen Stadt zeigt das Cover des Taschenbuches in Hochglanzdruck einen Mann, der eine junge Frau bedroht, deren Gesicht ihre Angst wiederspiegelt. Darüber steht - ebenfalls glänzend - der Name des Autors und der Titel. Die Abbildung passt sehr gut zur geschilderten Zeit und lässt auf eine spannende Handlung hoffen. Auf dem vorderen Innendeckel befindet sich ein Foto des Autors, auf dem hinteren die bisherigen 4 Bände der Serie.

Eine Karte von Bamberg aus dem Jahr 1668, ein Auszug aus der „Cautio Criminalis“ des Friedrich v. Spee, der Stammbaum der Familie Kuisl, sowie ein Personenverzeichnis stehen am Anfang des Buches. Dem Prolog von 1626 folgen 17 datierte Kapitel, die – beginnend mit dem 26. Oktober 1668 – alle in und um Bamberg spielen und mit dem Epilog vom 7. November des gleichen Jahres schließen. Ein ausführliches Nachwort des Autors und ein „Kleiner Reiseführer durch Bamberg auf den Spuren des Romans“ beenden das Buch.


Fazit
Oliver Pötzsch erzählt wieder einen rundum spannenden Kriminalfall um den Henker Jakob Kuisl und seine Familie und verwebt ihn sehr geschickt und schlüssig mit der Geschichte der Stadt Bamberg Mitte des 17. Jahrhunderts. Beste Unterhaltung ist garantiert.

4 5 Sterne


Hinweise

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Backlist:
Band 1: Die Henkerstochter
Band 2: Die Henkerstochter und der schwarze Mönch
Band 3: Die Henkerstochter und der König der Bettler
Band 4: Der Hexer und die Henkerstochter

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