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Kann Genießen Sünde sein? Haben Tiere Rechte? Was ist wirklich "bio"? Und was kann man als Konsument tun, wenn man sich nicht mitschuldig machen will am Tierleid? Drei Experten beleuchten wichtige Fragen und geben aktuelle Informationen rund um Ethik und Esskultur - so kann sich jeder Verbraucher ein fundiertes Bild von der Verantwortung machen, die er mit dem Einkauf und Verzehr tierischer Lebensmittel trägt.


 Autor: Christoph Wagner, Rudolf Winkelmayer, Eva Maria Maier
Verlag: Löwenzahn
Erschienen: 09/2008
ISBN: 978-3-7066-2420-6
Seitenzahl: 240 Seiten


Stil und Sprache
Das Buch beinhaltet (mit dem Vorwort) Texte von vier verschiedenen Autoren. Diese Texte fand ich sowohl stilistisch als auch inhaltlich sehr unterschiedlich.
Das Vorwort vom Aktionskünstler Hermann Nitsch hat mich nicht besonders begeistert. Das meiste hatte ich schon rasch vergessen, weil es mir vorkam als hätte hier jemand geschrieben, der einfach schreiben sollte - und nicht unbedingt wollte...
Der erste Text aus dem "Hauptteil" ist schließlich vom Gastrokritiker Christoph Wagner. Entsprechend "ausgefeilt" ist auch der Stil - nicht nur im positiven Sinne. Irgendwie erscheint es mir im Zusammenhang mit Tierleid und einer ernsthaften ethischen Diskussion ziemlich unangebracht mit Wortwitzen und ähnlichen Kinkerlitzchen, die in einem anderen Kontext durchaus ihre Berechtigung haben, glänzen zu wollen. Auch die Glorifizierung des Gourmets fand ich ziemlich daneben. Wenn es um Ethik geht, kann man nicht sagen: Auf bestimmten Parties ist es OK z.B. Hummer zu essen - aber ansonsten sollte man vielleicht lieber darauf verzichten. So funktioniert Ethik nicht!
Der zweite Text ist vom Amtstierarzt Rudolf Winkelmayer. Der Ton ist sachlich, der Inhalt durchaus interessant, aber auch hier wird kaum philosophisch argumentiert.
Der einzige Text, der von vorne bis hinten stimmig ist, stammt von Professorin für Rechtsphilosophie und Religionsrecht, Eva Maria Maier. Der Text ist etwas schwierig zu lesen (im Gegensatz z.B. zu Christoph Wagners Ausführungen), aber es lohnt sich wirklich. Hier wird exakt argumentiert und auf "ethische Schlupflöcher" verzichtet.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Christoph Wagner vermittelt seine Ansicht in lockerem, gut lesbarem Ton - auch wenn ich nicht mit allem d'accord gehe. Rudolf Winkelmayers Ausführungen fand ich persönlich insgesamt aufschlussreicher. Er lässt viele interessante Informationen aus dem Bereich der Medizin und der Naturwissenschaft einfließen (z.B. über den Geschmackssinn o.ä.). Eva Maria Wagner argumentiert sehr sachlich und zeigt anhand von zwei beispielhaften Tierlebensläufen auf, welches Leid Tag für Tag unzähligen Tieren zugefügt wird. In der ersten Geschichte geht es um das Leben eines Masthuhnes, in der zweiten um ein Mastschwein. Die Texte greifen das Leid der Tiere schonungslos auf und als Leser kann man nur zutiefst betroffen zurückbleiben. Maier entlarvt als maßgebliches Problem die Verdrängung, die einen solchen Umgang mit Tieren erst ermöglicht. Insofern kann man im Grunde genommen alle Texte dieses Buches als Plädoyer wider die Verdrängung sehen. 

Dieses Buch eignet sich nicht nur für philosophisch Interessierte, die sich vor allem mit den Belangen der Tiere auseinandersetzen. Es sollte eigentlich jeden Verbraucher interessieren, denn es berührt ein Thema, mit dem jeder jeden Tag aufs Neue zu tun hat.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover sieht man ein Reh, das von einer Fleischgabel aufgepiekt wird. Das Bild ist wohl eine Reminiszenz an eine im Innenteil zitierte Szene. Darin sitzt Walt Disney im Hotel Sacher und möchte etwas bestellen. Als er etwas auf der Speisekarte übersetzt haben will und es zunächst zu Missverständnissen zwischen ihm und dem Kellner kommt, lehnt Disney dankend ab, nachdem ihm die "Rehpastete" als "a  pie of Bambi" übersetzt wird.
Im Innenteil findet man wenige schwarz-weiße Abbildungen (z.B. den Schriftzug eines CITES-Ettiketts) und Tabellen.


Fazit
"Gewissens-Bissen" zeigt auf, wie unterschiedlich man an ein derart schwieriges Thema herangehen kann. Einige Stellen fand ich zwar ärgerlich (s.o.), doch im Großen und Ganzen sind gerade diese Stellen ein Indikator dafür, wie facettenreich die Diskussion um Tierleid und Tierrechte ist. Dieses Buch bietet auf alle Fälle eine fruchtbare Diskussionsgrundlage.



Hinweise

Rezension von Sigrid Grün

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