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Als Henner Klaasen sein Unternehmen verliert, tritt er das Erbe seines Großvaters an und beschäftigt sich mit Ahnenforschung. Was er nicht weiß: Vor 400 Jahren gehörte seine Familie zu einer Bruderschaft, die bis in die Gegenwart hinein auf Hamburg einwirkt. Ein Wettlauf um Macht und Einfluss beginnt. Doch Henner Klaasen will in diesem „Jahrhundertspiel“ nur das Ansehen seiner Familie wiederherstellen – und den Schatz der „fratres coniuncti“ finden.

 

Jahrhundertspiel 

Autor: David Jonathan
Verlag: epubli
Erschienen: 03/2013
ISBN: 978-3844251937
Seitenzahl: 236 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Henner Klaasen ist am Boden: Sein Unternehmen musste er verkaufen, seine Frau hat ihn verlassen und beschäftigungslos ist er auch. Er besinnt sich also auf die von seinem Großvater begonnene Ahnenforschung und stößt auf merkwürdige Papiere und Urkunden. Fast gleichzeitig meldet sich ein Unbekannter bei ihm und beauftragt ihn, über seine eigene Familiengeschichte nachzuforschen, wie es schon Henners Großvater begonnen hatte. Klaasen willigt ein und gerät in eine Geschichte, die er sich niemals hätte träumen lassen …

Die Grundidee einer Art geheimer Bruderschaft, die über das Schicksal einer Großstadt wie Hamburg bestimmt, im Verborgenen die Fäden zieht und die Stadt nach ihren Vorstellungen lenkt, hat einen gewissen Reiz. Dazu kommt eine Schatzsuche a la Indiana Jones mit geheimen Hinweisen, unterirdischen Tunneln und hintergründigen Symbolen, gar nicht schlecht. Leider wird diese gute Idee nicht immer spannend und mitreißend umgesetzt, einige Längen und die sperrige Aufmachung des Buches nehmen etwas den Spaß an der Geschichte.


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt gefällt mir die Geschichte an sich gut, an den Stil des Autors muss man sich aber erst mal gewöhnen. Zunächst nennt er seinen Protagonisten immer mit vollem Namen, eine Maßnahme, die nicht unbedingt Nähe zum Leser erzeugt und diese Distanz über das komplette Buch hinweg erhält. Hinzu kommen einige merkwürdige Ausdrücke, so nennt Henner Klaasen sein Mobiltelefon zum Beispiel immer „Phone“ und auch alle anderen Handys werden so bezeichnet. Warum? Das hat sich mir nicht erschlossen, ist aber auch für die Geschichte selbst nicht entscheidend. Die beginnt recht spannend, es tauchen einige merkwürdige Gestalten auf und viele Fragen ergeben sich für Henner Klaasen. Aber irgendwie gelingt es David Jonathan nicht so recht, seine Story mit Leben zu füllen, sie so interessant zu gestalten, dass man das Buch nicht mehr weglegen mag. Stattdessen gibt es immer wieder Längen, Henner Klaasen philosophiert vor sich hin und wirkliche Spannung mag nicht aufkommen.

Erst zum Ende hin geht es richtig zur Sache und das große Finale versöhnt einen wieder ein wenig mit dem Rest. Zusammenfassend erfährt der Leser dann zum Abschluss noch ein paar Hintergründe aus verschiedenen Zeitungsartikeln, die eine Art Epilog bilden.


Figuren
Henner Klaasen steht im Mittelpunkt der Geschichte, Spross einer alten Hamburger Kaufmannsfamilie und gerade dazu gezwungen, sein Unternehmen zu verkaufen. Was er für ein Mensch ist, erfährt man erst nach und nach, denn seine Gefühle spielen nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen konzentriert sich der Autor sehr auf die vordergründigen Dinge und widmet dabei sogar der ein oder anderen Nebenfigur mehr Aufmerksamkeit als seinem Protagonisten. Allen voran hier Clemens Kreuter, Henners Auftraggeber, ein skrupelloser Mann, gewohnt, dass seinen Mitmenschen tun, was er sagt. Oder Jason Schmitt, der eigentlich ganz anders heißt und mehr als ein Geheimnis hat. Ebenso wie bei einigen anderen hat man hier das Gefühl, dass David Jonathan sich über sie mehr Gedanken gemacht hat als über seine Hauptfigur, schade eigentlich. Etwas mehr Balance hätte Jahrhundertspiel sicher gut getan.


Aufmachung des Buches
Jahrhundertspiel ist bei epubli erschienen, einem Self-Publishing-Verlag. Dort wird zwar ein Lektorat sowie Hilfe bei der Gestaltung des Buches angeboten, Autoren können aber selbst entscheiden, ob und welche Leistungen sie in Anspruch nehmen. Folgerichtig ist mir nicht ganz klar, wer in diesem Fall für die Gestaltung von Jahrhundertspiel verantwortlich ist. Das Cover des Paperbacks zeigt einen Ausschnitt der Hamburger Speicherstadt, der Horizont der Fotografie wirkt aber etwas schief. Auch innen könnte die Ausstattung etwas professioneller sein, der Druck ist mit sehr engem Zeilenabstand ausgeführt und Seitenränder gibt es praktisch nicht. Das macht das Lesen einigermaßen mühsam, und etliche Rechtschreibfehler helfen ebenfalls nicht, die Geschichte zu genießen. Die ist immerhin in recht lange Kapitel eingeteilt, die mit Überschriften versehen sind, innerhalb der Kapitel finden sich ab und an noch durch Sternchen getrennte Absätze.


Fazit
Jahrhundertspiel beruht auf einer wirklich guten Grundidee, weist jedoch leider einige Schwächen in der Umsetzung auf. Wer aber ein bisschen in Hamburgs Geschichte eintauchen möchte, ist trotzdem gut bedient.


2 5 Sterne


Hinweise
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