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Kategorie: Fantasy

Prinzessinnen sind für Königreiche wie Streusel für Streuselkuchen … einfach unverzichtbar. Und jede Prinzessin, die etwas auf sich hält, vermählt sich mit einem Prinzen. Aber da sich nun zwischen den Königreichen von Lekmish und Mesh-Amash eine Allianz anbahnt, besteht für die zukünftige Braut noch ein Hindernis. Sie muss Rabaukistan durchqueren und hinterher noch immer J… sein. Ich helfe euch, es beginnt mit einem „Ju“. Jugendlich? Aber nein. Jubilarin, Judoka, jugoslawisch, Jungakademikerin, Juniorchefin, junonisch, Juristin, JUNGFRAU! Eine Prinzessin muss natürlich noch Jungfrau sein! Ihr glaubt, dass das möglich ist … wirklich? Und wenn sie auf einen Zwerg trifft, der stark nach Testikeln riecht und auf einen Schrank von einem Mann, dessen Wortschatz kleiner ist als der seiner Axt?

Also, wenn sie danach noch Jungfrau ist …!

 

Kraen 

Originaltitel: Krän: La Princesesse de Mormoille
Autor: Hervé Richez, nach einem Szenario von El Rico
Übersetzer: Tobias Haßdenteufel
Illustration: Éric Hérenguel, Benoît Clerc
Verlag: Finix Comics
Erschienen: August 2014
ISBN: 978-3-945270-01-1
Seitenzahl: 64 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Grundidee der Handlung
Die Prinzessin wird zur Vermählung mit dem Prinzen von Mesh-Amash von einer Eskorte durchs wilde Rabaukistan begleitet. Nun, die Eskorte überlebt nicht lange, und die Prinzessin muss sich in den Schutz der Barbaren Krän und Kunu begeben, um wohlbehalten und noch als Jungfrau am Ziel der Reise anzukommen. Doch neben etlichen Gefahren und finsteren Mächten, die der jungen Schönheit den Weg erschweren, sind es auch die eigenen Gefühlswallungen, die das schwierig machen …

Der sechste Band der Reihe "Krän" lässt sich ganz ohne Vorkenntnisse der fünf vorangegangene Abenteuer lesen und eignet sich damit auch für Quereinsteiger. Diese sollten Spaß an Albernheiten, kernigen, aber auch ordinären Sprüchen mitbringen, um mit "Die Prinzessin von Lekmish" warm zu werden.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Zum sechsten Mal entführen die Macher von „Krän“ – der Autor Hervé Richez und der Zeichner Éric Héreguel – in die nicht wirklich ernst zu nehmende, dafür aber fantasie- und humorvolle Welt von Rabaukistan. Dort begegnet man breitschultrigen, goldgerüsteten Rittern, großen und fies dreinschauenden Monsterdämonen, einem putzigen, zugleich aber brutalen Werwolf und einem muskelbepackten, tumben Barbarenhelden. Die einzelnen Charaktere, die diese Welt bevölkern, sind vielfältig gestaltet und in der Summe der verschiedensten Merkmale stets gut zu unterscheiden. Heraus sticht natürlich die überwiegend schön gezeichnete Prinzessin von Lekmish – groß gewachsen, knackiger Hintern und eine üppige, jedoch nicht übertriebene Oberweite verleihen ihr ganz bewusst Sexappeal. Sie ist jedoch nicht der einzige Charakter dieser Art, auch die Höllenprinzessin Felony hat reichlich zu zeigen. Ganz anders ist da der Herrscher der Hölle – Tod –; besonders fieses Aussehen untermauert seine Stellung deutlich.

Die Zeichnungen im typisch franko-belgischen Stil unterstreichen die Albernheiten deutlich. So sind zwar einige Kampfszenen recht blutig, die Schlachtfelder schauen im Nachhinein aber erstaunlich witzig statt grausam aus. Während Porträts bzw. „Nahaufnahmen“ sehr feingliedrig und plastisch ausgeführt sind, fallen die Zeichnungen mit weiterer Perspektive oder größerem Abstand schon gröber aus, sind im Wesentlichen aber immer ausreichend und teilweise wirklich ansehnlich. Natürlich bleiben beim Thema dieses Abenteuers nackte Haut und eindeutige Forderungen nicht lange verborgen, so dass sich dieser Comic erst für eine Leserschaft ab etwa 15 Jahren empfiehlt. Die Nackt- und Sexszenen sind einerseits recht freizügig und eindeutig gezeichnet, andererseits wird nicht alles gezeigt – besonders die Intimbereiche sind sorgsam verborgen –, sodass sich diese Abschnitte innerhalb eines gewissen Niveaus bewegen.

Hintergründe sind in die Bilder nur integriert, wenn sie für die Orientierung oder Bildgestaltung wichtig sind, dann sind sie oft aber eher grob skizziert. So verbleibt die Konzentration auf den Figuren. Finden sich keine Skizzen der Umgebung in den Bildtiefen, bleiben die Panels eher leer oder sind mit Farbverläufen gefüllt. Die Kolorierung des Comics stammt von Dameex: während das erste Bild, welches im Hintergrund noch Lekmish zeigt, und die Szenen in Mesh-Amash eher hellere Farben zeigen, bleibt die Farbpalette während der Reise durch Rabaukistan dumpf und gedeckt. Nur selten finden sich hier Grüntöne, Verwendung finden Graustufen oder erdige Farben. So werden unaufdringlich die verschiedenen Schauplätze kontrastiert.

In „Krän“ werden dem Leser reichlich schräge, markige oder coole, teilweise aber auch flache Sprüche um die Ohren geworfen. Man hat den Eindruck, alles und jeder wird hier durch den Kakao gezogen, denn die Bilder und Dialoge sind voll von Anspielungen, in zwei Panels stolpert der aufmerksame Leser sogar über Batman. Das sorgt einerseits für Humor und Unterhaltung, ist andererseits aber nicht immer sehr originell und wird definitiv nicht jedermanns Geschmack treffen. Dass die Dialoge obendrein reichlich anzüglich und frivol sind – besonders die des Barbaren Kunu – darf kaum verwundern, schließlich sprechen  Inhaltsbeschreibung und Untertitel des Comicalbums eine deutliche Sprache. Etwas anders gestalten sich da die schwülstigen Formulierungen des letzten, überlebenden Paladins der Prinzessin, des Ritters von der Hinkeheide. Seine Dialoge sind nicht selten mit einem kleinen Sternchen versehen, die herben Übersetzungen seines Geschwafels finden sich dann unter den Bildkästen oder an den Seitenrändern.


Aufmachung des Comic
Die Abmessungen des Comicalbums sind deutlich größer als Din A4, es liegt aber noch ausreichend gut in der Hand und bietet den Bildinhalten viel Raum für Entfaltung. Die Verarbeitungs- und Druckqualität ist – typisch für Finix – absolut tadellos, so dass man lange Freude an dem Album haben wird.

Im Anschluss an die 48seitige Hauptstory hat der Verlag noch einige Anhänge beigefügt. So finden sich mehrere Kurzgeschichten, eine Karte von Rabaukistan und der umliegenden Länder sowie zusammengetragene Informationen zu Raubaukistan, den Barbaren, Krän im Speziellen, den Paladienen und anderen Völker dieser Welt.


Fazit
Markige Sprüche und vielfältige Charaktere gestalten das Abenteuer in dieser Fantasy-Welt recht unterhaltsam, der schamlose und freche Plot ist aber nicht immer originell und definitiv nicht jedermanns Sache – ein Blick in die Leseprobe lohnt vor dem Kauf.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Runen des Gartagöll
Band 2: Der große Balla-Balla
Band 3: "Wer hat Angst vorm Werwolf?"
Band 4: Das große Turnier
Band 5: "Besetzt!"