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Es gibt Geschichten, in denen das Mädchen seinen Prinzen findet, und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.

So eine Geschichte ist das hier nicht.

Jenna Lords Leben verlief bisher nicht gerade wie im Märchen. Ihr Vater ist ein kontrollbesessener Neurotiker und ihre Mutter Alkoholikerin. Früher war ihr älterer Bruder ihr einziger Halt. doch jetzt ist er im Irak stationiert. Und vor einigen Jahren wäre Jenna beinah bei einem Hausbrand ums Leben gekommen.

Es gibt Geschichten, in denen das Monster das Mädchen umbringt und alle um das unschuldige Opfer trauern.

So eine Geschichte ist das hier auch nicht.

Mitch Anderson hat viele Qualitäten: Er ist ein engagierter Lehrer und Lauftrainer. Ein liebevoller Ehemann. Ein Mann mit einer ziemlichen ... Anziehungskraft.

Und dann gibt es noch die Geschichten, bei denen man schwer sagen kann, wer der Prinz und wer das Monster ist, wer das Opfer und wer es verdient, bis an sein Lebensende glücklich und zufrieden zu leben.

Diese Geschichten sind die Besten.

 

Atemnot 

Originaltitel: Drowning Instinct
Autorin: Ilsa J. Bick
Übersetzerin: Angie Caroline Burger
Verlag: Egmont INK
Erschienen: September 2014
ISBN: 978-3-86396-064-3
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Text der Buchrückseite erlaubt bereits einen umfangreichen Einblick in die Geschichte, dem ich an dieser Stelle nichts mehr hinzufügen möchte, um nicht zu viel vorweg zu nehmen. Nur so viel sei an dieser Stelle gesagt: Ilsa J. Bick lässt in ihrem Roman "Atemnot" die Hauptfigur Jenna ihre ergreifende Geschichte erzählen, die spannender und intensiver nicht sein könnte. Die Umsetzung der Grundidee ist der Autorin hervorragend gelungen.


Stil und Sprache
Der Prolog in der 3. Person Präsens aus Kommissar Bob Pendletons Sicht erlaubt einen direkten, spannungsgeladenen Einstieg in das Buch. Die darauf folgende Geschichte wird durchweg Jenna in der 1. Person erzählt, die die Ereignisse bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem sie fast ums Leben gekommen ist, auf ein Diktiergerät spricht. Daraus ergibt sich eine unheimlich intensive, eindringliche und - gerade weil Jenna nicht immer chronologisch erzählt - authentische Erzählweise, die persönlicher kaum sein könnte. Durch geschickte Andeutungen wird die Neugier des Lesers angefacht, sodass stets der Schatten des Unheils zu spüren ist, das zwangsläufig eintreten wird: "Je nachdem, wie man die Sache betrachtet, Bob, könnte man sagen, das war die gröbste Fehlentscheidung meines Lebens." (Seite 162).

Man kann gar nicht anders, als immer tiefer in die Geschichte einzutauchen. Der packende, atmosphärische Stil trägt dazu bei, dass man im wahrsten Sinne des Wortes atemlos den Worten folgt. Jenna erzählt offen, ehrlich, schonungslos, emotional und ungefiltert, sodass es schon fast schwer fällt, beim Lesen nicht wie sie zu fühlen. Ja, man könnte sich glatt mit ihr verlieben, freut sich, als es ihr endlich besser geht, und leidet mit ihr, als die große Kehrtwende kommt und alles auf den verhängnisvollen Showdown zustrebt. Ist der Spannungsbogen das gesamte Buch über deutlich spürbar, gelingt es Ilsa J. Bick, diesen zum Ende hin noch einmal nach oben schnellen zu lassen. Letztendlich bleibt der Leser nach der letzten Seite aufgewühlt zurück; diese Geschichte wird noch eine ganze Weile nachhallen.


Figuren
Die Hauptfigur Jenna hat in ihrem jungen Leben schon einiges erlebt und man möchte all die schrecklichen Erlebnisse gar nicht in Worte fassen. Durch die gewählte Perspektive ist die Betrachtung sämtlicher Figuren enorm subjektiv und der Leser weiß nicht, wem man trauen kann. Man zweifelt an den Absichten jedes Einzelnen, ohne dass es konkrete Anhaltspunkte gibt. Ob es nun der freundliche Mr Anderson oder der fast schon aufdringlich hilfsbereite David Melman ist - geschickt gemacht!

Eindeutig kein Sympathieträger ist Dr. Lord, Jennas Vater, der sich - Jennas Aussage nach - gerne wie Gott höchstpersönlich aufführt. Ihre Mutter ist ihr auch keine große Hilfe, da sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist, die sie zudem im Alkohol zu ertränken versucht. Auf Seite 75 trifft Jenna eine erschreckend passende Aussage: "Aber hier war ich nun, fast erwachsen und immer noch nur ich, mit einer Mom, die sich praktisch jeden Abend die Kante gab, und einem psychotischen Arschloch als Vater."

Die Ausarbeitung sämtlicher Figuren - ob sympathisch oder nicht - ist Ilsa J. Bick grandios gelungen. Jede einzelne wurde mit viel Empathie zum Leben erweckt und ihrer Rolle entsprechend mal mehr, mal weniger ausführlich ausgearbeitet.


Aufmachung des Buches
Die Klappbroschur ist mit einem spannend gestalteten Covermotiv versehen, das an einen Thriller denken lässt, und doch passt es gut zur Geschichte. Die Verarbeitungsqualität ist gewohnt sehr gut, der Buchrücken biegt sich beim Lesen nicht durch und weist lediglich dezente Knicke auf.


Fazit
Das Buch entwickelt von Beginn an einen Sog, der immer stärker wird. Ein Strudel an Ereignissen und Gefühlen, dem man sich nicht entziehen kann. Packend und intensiv wie kaum ein anderes Buch. Ein klares Lesehighlight, das niemand verpassen sollte!


5 Sterne


Hinweise
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