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Die 15-jährige Nina befindet sich auf der Überfahrt nach Indochina, um ihren Vater zu besuchen. Als sie die Nachricht seines Todes erreicht, beschließt sie, ihre Reise dennoch fortzusetzen und sich um die Angelegenheiten ihres Vaters zu kümmern. Um ernst genommen zu werden, gibt sie sich als 21-jährige Frau aus, und bald wird ihr bewusst, dass sich verschiedene Leute sehr für den Besitz ihres Vaters interessieren – vor allem für eine geheimnisvolle Jadefigur.
Ihre Suche nach der verschwundenen Figur führt sie bis in den kaiserlichen Palast, wo sie erfährt, dass das Kunstwerk von größter politischer Bedeutung ist.
Gemeinsam mit ihrer einheimischen Freundin Tam begibt sie sich auf die abenteuerliche Suche nach der Figur – und findet zuletzt deutlich mehr als „nur“ ein verloren geglaubtes Kunstwerk.

 

Das Geheimnis der Jadefigur 

Originaltitel: Le Secret de la dame de Jade
Autorin: Christel Mouchard
Übersetzerin: Corinna Tramm
Verlag: Urachhaus
Erschienen: 5. März 2014
ISBN: 978-3-825178345
Seitenzahl: 272 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Ausgangssituation der Romanhandlung ist bereits sehr gut durch die vorangehende Zusammenfassung wiedergegeben. Die 15-jährige Französin Nina, die zu ihrem Vater nach Hué ziehen soll, wird durch dessen unerwarteten Tod zum Waisenmädchen und ist in der Fremde völlig auf sich allein gestellt. Im Mittelpunkt der Romanhandlung stehen zum einen die sich zaghaft entwickelnde Freundschaft zwischen Nina und der gleichaltrigen Tochter der Dienstboten ihres Vater, dem scheuen, einheimischen Mädchen Tam, und zum anderen die abenteuerlichen Verwicklungen um eine verschwundene, geheimnisvolle Jadefigur, die einst Ninas Vater gehörte und für die sich plötzlich auffallend viele Leute interessieren.

Die französische Autorin Christel Mouchard hat mit „Das Geheimnis der Jadefigur“ einen historischen Roman für Jugendliche ab 13 Jahren vorgelegt, der mit einer spannungsreichen, unterhaltsamen Abenteuergeschichte und liebevoll ausgearbeiteten Charakteren überzeugen kann. Für diese wundervoll erzählte Geschichte, die im Indochina der vorletzten Jahrhundertwende angesiedelt ist, wurde die Autorin im Jahr 2010 mit dem „Prix des jeunes lecteurs“ ausgezeichnet.


Stil und Sprache
Christel Mouchard versteht es hervorragend, den faszinierenden fremdländischen Charme des historischen Indochinas zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzufangen. Sehr lebendig und facettenreich beschreibt sie das Alltagsleben und die Schauplätze im traditionell geprägten Hué, so dass der Leser mühelos in die exotische Welt jener Zeitepoche eintauchen kann. Die vielen gut recherchierten historischen Details wie beispielsweise die Kleidung, Sitten und Gebräuche der dort lebenden Annamiten, hat die Autorin einfallsreich und geschickt in die Handlung eingearbeitet. Sehr anschaulich führt sie dem Leser das damalige Frauenbild und die Klassenunterschiede vor Augen und widmet sich auch kurz den politischen Hintergründen und sozialen Auswirkungen des französischen Kolonialismus auf die Bevölkerung. Gekonnt vermittelt sie jüngeren Lesern interessante Einblicke in das schwierige Leben der einheimischen Herrscherfamilie und Bevölkerung, die ihre Selbstbestimmung aufgeben und sich der Kolonialmacht Frankreich widerspruchslos unterordnen und anpassen mussten.

Sehr behutsam wird der Leser in die unterhaltsame Geschichte um den mysteriösen Tod von Ninas Vater und die Suche nach der offenbar wertvollen, verschwundenen Jadefigur hineingezogen, die sich allmählich zu einem wahren Krimi entwickelt. Durch vereinzelt eingestreute Hinweise auf die Widersacher, abenteuerliche Verwicklungen und dramatische Wendungen wird die Spannung allmählich gesteigert, bis in einem fesselnden Finale schließlich das Geheimnis mit einer großen Überraschung gelüftet wird.

Sehr angenehm liest sich der flüssige und sehr einfühlsame Schreibstil der Autorin. Auch wenn Ninas Ausdrucksweise bisweilen recht modern ausfällt, gelingt es der Autorin mit ihren schönen bildhaften Beschreibungen hervorragend, die besondere Atmosphäre jener vergangenen Epoche heraufzubeschwören.


Figuren
Sehr vielschichtig und mit viel Liebe zum Detail hat die Autorin ihre Charaktere gezeichnet und ihre wesentlichen Züge anschaulich herausgearbeitet, wodurch sie sehr lebendig und authentisch wirken. Es ist ihr sehr gut gelungen, Motive und Verhalten ihrer Figuren überzeugend und nachvollziehbar zu schildern. 

Die 15-jährige Antoinette d’Armand, kurz Nina genannt, ist eine äußerst liebenswerte Hauptfigur, die man mit ihrer aufmüpfigen, unkonventionellen und sehr spontanen Art schnell in sein Herz schließt. Sie ist für die damalige Zeit ein sehr selbstbewusstes und mutiges junges Mädchen, das sich aufgrund der tragischen Umstände mit der gestohlenen Garderobe äußerlich recht überzeugend als eine vornehme und vor allem volljährige junge Dame ausgibt, um dem rätselhaften Tod ihres Vaters auf die Spur zu kommen. Doch mit ihrer Unüberlegtheit, ihren schlagfertigen Äußerungen und sehr unstandesgemäßem Verhalten gefährdet sie auf sehr amüsante Weise immer wieder ihre so sorgsam aufrechterhaltene Tarnung und lässt den Leser so manches Mal über ihre tollpatschigen und unreifen Aktionen schmunzeln. So will es ihr beispielsweise einfach nicht gelingen, sich in besserer Gesellschaft ihren Lieblingsfluch „Hölle und Verwesung" zu verkeifen.

Eine interessante Figur ist auch die junge Annamitin Tam, die mit ihrem ruhigen, asiatisch zurückhaltenden Wesen das genaue Gegenteil zu Nina ist. Obwohl sie als hochintelligente Tochter mitteloser Bediensteter zu den damaligen Zeiten kaum Chancen auf Bildung hat, arbeitet sie beharrlich auf ihr ehrgeiziges Ziel und ihren großen Traum hin, in ferner Zukunft als Frau ein Medizinstudium beginnen zu dürfen. Während sie anfangs der resoluten Nina sehr distanziert und voller Neid begegnet und gegen ihre ablehnenden Gefühle ankämpfen muss, gelingt es ihr allmählich, sich zu öffnen, über ihre Vorbehalte hinweg zu sehen und Nina als zuverlässige Vertraute tatkräftig zu unterstützen.

Sehr feinfühlig und glaubwürdig schildert die Autorin, wie aus den anfänglichen Animositäten schließlich trotz aller charakterlichen und kulturellen Unterschiede eine wundervolle Freundschaft zwischen den beiden Mädchen entsteht. Sehr gut gelungen sind der Autorin auch ihre Nebencharaktere – ob nun die rebellische Königin Phuong und ihr junger Sohn als Kaiser und Marionette der Franzosen, der nette junge Nachbar Teng Wenji, der sich sehr für Nina interessiert, oder der äußerst unsympathische Professor Morton mit seiner Frau – sie alle sind anfangs mit ihrem undurchsichtigen Verhalten schwer einzuschätzen und sorgen im Laufe der Handlung für manche unvorhersehbare Überraschung.


Aufmachung des Buches
Das ansprechende Bild auf der Vorderseite des gebundenen Hardcoverbuchs zeigt zwei Mädchen in der damals landestypischen Kleidung mit langen weißen Gewändern und den charakteristischen Hüten, die einander an der Hand halten. Es passt sehr gut zur fremden Kulisse und dem Inhalt der Geschichte und lädt den Leser auf eine Zeitreise ins ferne Indochina zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein. 

Dem in 34 Kapiteln unterteilten Roman ist ein Inhaltsverzeichnis vorangestellt. Zudem findet sich am Ende des Buchs ein kurzes Portrait über die Autorin.


Fazit
„Das Geheimnis der Jadefigur“ ist ein wundervoll erzählter, historischer Jugendroman, der im Indochina zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Seine spannungsreiche, unterhaltsame Abenteuergeschichte, liebevoll ausgearbeitete Charaktere und eine faszinierende exotische Kulisse machen das Buch zu einer interessanten und empfehlenswerten Lektüre für Jugendliche ab 13 Jahren.


4 Sterne


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