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Als Jo und ihre Familie das alte Haus an der dänischen Küste erben, erzählt die kauzige Nachbarin Bente die Geschichte von dem Gongur, der an Land kommt und Menschen ins Meer zieht. Anders als ihre Mutter, die das Wasser meidet, lässt Jo sich von der Alten nicht ins Bockshorn jagen. In der Nacht jedoch wird sie tatsächlich von einer Stimme an den Strand gelockt. Bente kann das schlafwandelnde Mädchen in letzter Minute retten. Was hat es mit dem Nixen-Wesen auf sich? Und warum versteckt Jos Mutter alte Fotos, auf denen Gesichter herausgekratzt sind? Jo ahnt, dass ein uraltes Geheimnis auf ihrer Familie lastet. Sie ahnt nicht, dass Bente den Schlüssel dafür in der Hand hält ...

 

Lillesang 

Autor: Nina Blazon
Verlag: cbt
Erschienen: September 2014
ISBN: 978-3570162873
Seitenzahl: 414 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nina Blazon lässt ihren neusten Roman in Kopenhagen spielen und entführt die Leser in die zauberhaft-gefährliche Welt der Nixen und Meerwesen. Die obige Inhaltsbeschreibung des Verlags passt sehr genau auf das Buch und alles Weitere, was man sagen könnte, würde schon zu viel vorweg nehmen. Der Roman spielt in unserer normalen Welt, ergänzt diese aber um ein paar fantastische Elemente, die größtenteils auf der Mythologie rund um Nixenwesen und vor allem die kleine Meerjungfrau aufbauen. Nina Blazon gelingt es sehr gut, diese in ihre Handlung glaubwürdig einzubauen und erschafft so eine überzeugende, leicht gruselige und wunderschöne Mischung, die von der ersten Seite an fesselt und im Leser schnell die Sehnsucht nach dem Meer weckt – trotz oder auch gerade wegen all der Kreaturen, die da vielleicht auf uns warten.


Stil und Sprache
Die Geschichte von „Lillesang“ wird durchgängig in der dritten Person aus Jos Perspektive erzählt. Die sympathische Hauptperson kann damit den Leser sehr schnell emotional an das Buch binden und reißt ihn direkt mit in ihr Leben und die spannenden Abenteuer in Kopenhagen. Der Einstieg in den Roman fällt entsprechend leicht und wie von Nina Blazon gewohnt, ist die Spannung durchgängig auf einem so hohen Niveau, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Auch wenn man das Geheimnis von Jos Familie verhältnismäßig früh erahnen kann, trägt die Handlung den Leser doch schnell weiter und steuert auf einen dramatischen Finalkampf zu. Der Ausgang von diesem ist glaubwürdig und stellt den Leser durchaus zufrieden – zumal noch ein kurzer Epilog folgt, der einen kleinen Ausblick auf die weitere Entwicklung gibt – aber mir persönlich war der Weg, wie das Böse am Ende besiegt wurde, ein bisschen zu einfach. Da hätte ich mir einen komplizierteren Ausgang des Kampfes gewünscht, aber das ist zum Glück die einzige kleine Schwäche des Romans ist.

Der Schreibstil von Nina Blazon ist wie immer herausragend. Sie schafft es, ihrer Zielgruppe entsprechend zu schreiben und den erwachsenen Lesern trotzdem nicht das Gefühl eines typischen Kinderbuchs zu vermitteln. Besonders die wilde und gefährliche Schönheit der Ostsee fängt sie mit wunderschönen Worten ein und so kann man schnell verstehen, warum Jo eine solche Sehnsucht nach dem Meer hat. Neben den eindrücklichen Beschreibungen der Umgebung überzeugt Nina Blazon auch und vor allem mit den emotionalen Szenen. Egal, ob Jo Angst um ihre Familie hat, enttäuscht und wütend ist oder sich vor den alten Legenden gruselt – immer findet die Autorin die richtigen Worte, damit der Leser die Gefühle nachempfinden kann. Großartig!


Figuren
Jo ist eine durch und durch sympathische Hauptfigur, die den Leser schon nach wenigen Sätzen geradezu einfängt. Sie lebt mit ihren Eltern ein ruhiges Leben, schleicht sich heimlich aus dem Fenster, um Skateboard zu fahren, und liebt das Schwimmen … alles in allem also eine ganz normale Jugendliche, die ihre Eltern liebt, ab und zu zur Sturheit neigt und im Laufe von „Lillesang“ immer wieder über sich hinaus wächst. Entsprechend ist sie die perfekte Hauptfigur für das Buch und da man sie so schnell ins Herz schließt, fiebert man natürlich noch mehr mit, wenn das Abenteuer in Kopenhagen beginnt.

Die weiteren jugendlichen Figuren des Romans, Mads und Julie in Kopenhagen und Jos Freundin Tanja, haben mir auch gut gefallen. Sie sind glaubwürdig ausgearbeitet und charakterisiert, so dass es noch einiges zu entdecken gibt und man nicht den Eindruck eines sinnlosen Anhängsels bekommt. Besonders gut hat mir gefallen, dass sie sich eben auch mal unvernünftig und unvorsichtig verhalten, wie man das eben von Kindern noch erwartet. Und auch die immer wieder durchkommende Angst und Sehnsucht nach dem Schutz der Eltern ist sehr passend und großartig beschrieben. So ergibt sich auf jeden Fall ein stimmiges Bild.

Auch die Erwachsenen passen in meinen Augen hervorragend dazu, besonders weil sie nicht so schwach oder abwesend dargestellt werden, wie in vielen anderen Kinder- und Jugendbüchern. Natürlich sind sie nicht zur Stelle, wenn Jo und ihre Freunde ihre Kämpfe auszustehen haben, aber das wird logisch erklärt und macht die Eltern nicht unsympathischer. Neben den beiden Eltern-Paaren gibt es natürlich noch andere Erwachsene, allen voran Bente, die hilfsbereit beim Häuschen auftaucht und doch mehr mit den Meerwesen zu tun hat, als Jo beim ersten Treffen ahnt. Sie wurde sehr überzeugend ausgearbeitet und unglaublich eindringlich beschrieben, man konnte sie beim Lesen beinahe vor sich sehen und vor allem riechen.

Alles in allem also eine wirklich gelungene Charakter-Zusammenstellung, die man nach den knapp über 400 Seiten nur ungern weiterziehen lässt. Nicht zuletzt überzeugen dabei auch die fantastischen Wesen, über die ich aber aus Spoiler-Gründen nichts weiter schreiben kann.


Aufmachung des Buches
„Lillesang“ erschien als Hardcover mit Schutzumschlag und wurde mit einem wirklich auffälligen Cover versehen. Glänzend und glitzernd, wie man sich wohl einen Nixenschwanz vorstellt, macht das Cover direkt sehr deutlich, worum es in dem Buch geht. Was man auf dem Bild nicht erkennen kann, ist, dass im Cover tatsächlich Glitzerpartikel eingearbeitet sind, so dass das Buch regelrecht funkelt. Mir persönlich war das ein wenig zu kitschig, aber lieber so, als das hundertste Buch mit einem Mädchengesicht auf dem Cover. Es ist auf jeden Fall passend und sehr auffällig.

Im Buchinneren sind wunderschöne Zeichnungen von Iris Luckhaus abgebildet, sowohl im inneren Buchdeckel als auch zu den Kapitelanfängen. Meistens zeigen diese Zeichnungen Meermotive, Fische oder Möven. Sie passen entsprechend hervorragend zum Buch und haben mir sehr gut gefallen.


Fazit
Nina Blazon ist bekannt für herausragende Fantasy-Literatur und hat mich auch mit ihrem neusten Kinderbuch „Lillesang“ absolut nicht enttäuscht. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, eine grundsympathische Hauptfigur und nicht zuletzt der wunderschöne Schreibstil – so wünscht man sich ein Kinderbuch. Definitiv eine Kaufempfehlung!


4 5 Sterne


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