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Es trifft Frauen und Männer, Arme und Reiche: wer der Hexerei bezichtigt wird, stirbt in den Flammen. Es ist ein Ringen um Gut und Böse, aber auch ein Kampf um die Macht, denn der Fürstbischof von Bamberg will besonders die freien Bürger der Stadt in ihre Schranken weisen. Mit der jungen Apothekerstochter Johanna schauen wir in eine Welt, in der der Hexglaube Wirklichkeit ist.

 

 

Autor: Sabine Weigand
Verlag: Krüger
Erschienen: 13.10.2008
ISBN: 978-3-810-2663-2
Seitenzahl: 528 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Aus heutiger Sicht ist es unvorstellbar, dass Menschen dem Aberglauben so verfallen sind, dass sie ihre Mitbürger, Freunde, Verwandte und Bekannte bei lebendigem Leib verbrannten. In der Frühen Neuzeit fand die Hexenverfolgung ihren Höhepunkt und Sabine Weigand hat das schwere Los der Stadt Bamberg zu ihrem Schauplatz auserkoren und lässt den Leser einige Jahre des 17. Jahrhunderts miterleben, um ihm die unbegreiflichen Gräueltaten der damaligen Zeit vor Augen zu führen.


Stil und Sprache

Für Sabine Weigand typisch ist eine sehr klare und bildhafte Sprache, die den Leser binnen weniger Seiten in den Bann zieht. Wie von ihren anderen Büchern gewohnt, steht auch dieser Roman auf gut recherchiertem Fundament, was die ganze Tragik der Geschehnisse in dieser Zeit nochmals unterstreicht und kaum einen Leser unberührt lassen wird. Mit einem guten Gespür für das den Menschen Zumutbare, berichtet sie über die Hintergründe der Hexenverfolgung und gewährt Einblicke in die wohl tiefsten Abgründe (un)menschlicher emotionaler Kälte, Macht- und Geldgier und vor allem auch bornierter Überheblichkeit und Schadenfreude.

Das Thema Aberglaube, Zauberei und Hexenverbrennung verlangt von einem Autor immenses Feingefühl und Empathie, damit aus so einer Erzählung ein glaubwürdiges und niveauvolles Buch wird, ohne plump, brutal und blutrünstig zu wirken. Mit dem Thema Hexenverfolgung hat sich die Autorin kein leichtes ausgesucht und die tragischen Ereignisse klingen noch lange beim Leser nach. Um der Geschichte aber auch eine positive Seite zu geben und somit nicht all zu düster erscheinen zu lassen, hat Sabine Weigand das Buch aus der Perspektive Johannas, einer fiktiven Apothekerstochter, geschrieben.
Das Leben, den Alltag der Menschen, die Hierarchie innerhalb der Stadtgemeinschaft und das Damoklesschwert, das durch den labilen und leicht beeinflussbaren Fürstbischof über der Stadt schwebt, all das vermittelt die Autorin dem Leser auf anschauliche und mitreißende Weise. Eine Bereicherung für das Buch und für noch mehr Authentizität sorgend, sind die Niederschriften und Protokolle aus der damaligen Zeit, die man immer wieder zwischen einzelnen Kapiteln finden kann.

Ein kleiner Fauxpas ist der Autorin allerdings passiert:
Im Epilog lässt sie eine Figur nach Kärnten reisen, nach Spittal. Geschrieben wurde aber „Spittal am Pyhrn, Kärnten“.
Spital am Pyhrn (mit einem „t“) ist aber in Oberösterreich und das Spittal, welches die Autorin meinte, ist „Spittal an der Drau“. Ein kleiner Fauxpas der aber eher nur aufmerksamen Österreichern auffallen wird und der Qualität des Buches keinen Abbruch macht.


Figuren

Johanna, eine der Töchter des Apothekers, und Cornelius, ein junger Arzt, sind die Protagonisten dieses Romans. Um sie herum sind all die Geschehnisse aufgebaut und halten der bedrückenden Geschichte zumindest einen kleinen positiven Part entgegen.
Die Liebesgeschichte ist weder kitschig noch plump, sondern mit sensibler und feiner Hand gezeichnet, so dass trotz all des Schreckens dieser Ereignisse, auch eine positiv optimistische Seite zu sehen ist.
Johannas Gratwanderung zwischen den ausgestreckten Tentakeln des Fürstbischofs, den seine „inneren Stimme“ in Form des Weihbischofs Förner antreibt, und der Liebe zu Cornelius, ist absolut authentisch, nachvollziehbar und sehr glaubwürdig erzählt. Auch ist Cornelius nicht der überragende und furchtlose Held, sondern lediglich ein intelligenter junger Arzt, der die Machenschaften der Obrigkeit zwar durchschaut, aber ebenso machtlos dagegen ist, wie all die anderen Mitbürger Bambergs.
Auch alle anderen Figuren, wie Johannas Geschwister, Cornelius Mutter, die Wächter im Drudenhaus und die vielen Stadtbewohner, sind mit derselben Liebe ins Leben gerufen wie die Protagonisten. Man fühlt, leidet und hofft mit ihnen und ist auch nach Beendigung des Buches noch lange geistiger Gefangener der armen Kreaturen.


Aufmachung des Buches
Eine wohl ungewöhnliche, aber ausgesprochen interessante Ausgabe eines Buches. Schon direkt auf dem kartonierten Umschlag des Buches ist ein Detailausschnitt des Bildes „Die Enthauptung der Hl. Katharina“ von Lucas Cranach d. Ä. zu sehen. Wenngleich der Künstler gut hundert Jahre früher gelebt hat als die Geschichte des Buches handelt, passt das Motiv sehr gut zu diesem Werk. Der Schutzumschlag ist eine starke, durchsichtige Kunststofffolie, auf der lediglich vorne der Titel und der Name der Autorin und hinten eine Inhaltsangabe auf Pergament imitierten Untergrund gedruckt sind. Auf der Innenseite des kartonierten Umschlages ist noch eine Stadtansicht von Bamberg aus dem 15. Jh – ein Holzschnitt – zu sehen. Dieses, in 5 Bücher unterteilte, Werk, wurde von der Autorin noch mit einem Personenregister, einem Editorial, einem Nachwort und einem Glossar komplettiert.
Eine äußerst augenfällige und sehr schöne Ausgabe, bei der lediglich das Lesebändchen fehlt.


Fazit

Einmal ein historischer Roman der unter der Vielzahl der zurzeit auf dem Markt erscheinenden das Prädikat „perfekt“ verdient. Eine schöne, glatte Sprache, vereint mit glaubwürdigen und realistisch dargestellten Figuren, werden noch ergänzt von einer hervorragenden Recherche.
Bedrückend und nachdenklich lässt einen das Buch zurück. Die Hexenverfolgung ist kein leichtes Thema und man liest das Buch nicht so einfach zwischendurch. Wer aber Wert auf historisch belegte Fakten und einen ansprechenden Schreibstil legt, wird mit diesem Buch etwas ganz besonderes bekommen.


5 Sterne


Hinweise
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