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Drei Mädchen erhalten an ihrem vierzehnten Geburtstag rätselhafte Zaubersteine, die sie zusammenführen und vor eine große Aufgabe stellen: die stolze, aber tatkräftige Herzogstochter Jade, das verträumte, hilfsbereite Bauernmädchen Ambre und die kühle und introvertierte Bürgerstochter Opale. Gemeinsam müssen sie sich auf den Weg in das Zauberland „die Mär“ machen, um eine rätselhafte Prophezeiung zu erfüllen …

 

  Autor: Flavia Bujor
Verlag: cbt
Erschienen: 03/2007
ISBN: 978-3-570-30360-0
Seitenzahl: 352 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
An ihrem vierzehnten Geburtstag erhalten drei Mädchen, wie sie scheinbar verschiedener nicht sein könnten, jeweils einen rätselhaften Stein und die Botschaft, sich mit zwei anderen Mädchen an einem vorgegebenen Platz zu treffen, um eine alte Prophezeiung zu erfüllen. Dabei müssen sie allerlei Gefahren überstehen, Rätsel lösen, eine Welt retten und bei alledem miteinander auskommen.

Soweit klingt die Geschichte nach einer typischen Gut-gegen-Böse Story für Jugendliche. Tja, und genau das ist sie auch, was an sich kein Problem wäre, wenn die Ideen ausgefallen und gleichzeitig sprachlich und logisch gut umgesetzt sind.
Hierbei hakt es bei diesem Erstlingswerk der jungen Autorin (sie war dreizehn, als sie begonnen hat, das Buch zu schreiben) gewaltig. Nicht nur, dass der Leser scheinbar in die Handlung hineingeworfen wird, es wird auch nichts wirklich erklärt, sondern alles für gegeben vorausgesetzt. Oftmals erscheinen die Dinge einfach zu starr, als gäbe es keine anderen Möglichkeiten des Handelns, was einfach unlogisch wirkt und stört, gar verstört. Besonders der holprige Anfang, der sich durch einen Wechsel zwischen den Sichtweisen der drei Hauptfiguren auszeichnet, ist weniger gelungen. So geht es munter von der einen zur anderen und wieder zurück, sodass einen bereits nach den ersten paar Seiten die Lust verlässt.
Dieses Stocken wird dann im Verlauf der Handlung zwar etwas besser, wird dann jedoch durch erneuerte Einschübe gestört. In diesen Einschüben geht es um ein kleines Mädchen, das in einem Pariser Krankenhaus im Koma liegt, und die ganze Geschichte eigentlich nur träumt. Dies jedoch hemmt alleine dadurch, dass der Leser weiß, dass es nur ein Traum ist, bereits den Fluss des Lesens und Lesenwollens.
Man merkt einfach, dass die Autorin sehr jung war, als sie dieses Buch geschrieben hat. Sie hätte sich lieber noch ein paar Jahre Zeit nehmen und die ganze Geschichte noch mal überarbeiten sollen.


Stil und Sprache
Der Stil ist stark von dem Chaos der Struktur beeinflusst und ist auch sonst nicht allzu brillierend, wenngleich der Mangel an Sprachgewandtheit einfach durch mehr Erfahrung hätte behoben werden können.
Sprachlich ist das Buch also eher einfach gehalten, weist an einigen Stellen aber Ansätze einer Stilistik auf, die mal einfach übertrieben wirkt und mal ganz gut gelungen ist.
Besonders störend empfand ich die Art und Weise, wie die Autorin die Geschichte an sich aufgebaut und fortgeführt hat. Oftmals wurden Handlungen nicht angekündigt (z.B. durch Gedanken) oder zur Auswahl gestellt, sodass alles zu stark konzipiert und konstruiert wirkt. Eben durch diese Starre der Wörter, die dem Leser kaum bis keinen Raum zwischen den Zeilen eröffnen, und damit der Geschichte an sich, verliert das Buch an Identität und Realität. Auch ein fiktionales Werk muss eigenständig sein, als wäre es doch irgendwo passiert oder könnte noch passieren.


Figuren
Ganz furchtbar empfand ich, wie die Autorin die Hauptfiguren Jade, Ambre und Opale charakterisiert hat und damit im Werk umgegangen ist. Auch wenn die drei Mädchen vom Charakter her zunächst unterschiedlich erscheinen, das einerseits auch von der - mit Verlaub - sehr klischeehaften Herkunftsverteilung herrührt, ähneln sie sich doch in so vielen Dingen. Das führt nicht nur zu Stereotypen und damit zu Langeweile beim Lesen und Dejá-vues, sondern vor allem (zumindest war es bei mir der Fall) zu Verzweiflung. Hauptgrund dafür waren vor allem auch die ständigen Streitereien zwischen den Dreien, bei denen es um nichts wirklich Wichtiges geht, aber sich endlos zieht. Dabei tritt besonders Jade als hochnäsiges, verzogenes Kind auf, das man am liebsten aus dem Buch streichen würde.
Was andere Figuren und Wesen betrifft, kommen keine großen Neuerungen in dem Buch vor. Vieles ist einfach aus dem typischen Fantasyfundus herausgefischt worden und dann munter in kleiner oder keiner Veränderung wieder eingebaut worden, wie auch schon die grundlegende Handlung.
Alles in Allem fehlt den Figuren einfach die nötige Charaktertiefe, um nicht oberflächlich zu wirken, sondern an Eigenständigkeit und Identität zu gewinnen.


Aufmachung des Buches
Das „Orakel von Oonagh“ ist eine Taschenbuchausgabe des cbt-Verlages, die sich sehen lassen kann, aber leider auch nichts wirklich Besonderes ist. Das Cover ist schön gestaltet und stellt mit den Köpfen dreier Mädchen auch eine Verbindung zum Inhalt des Buches her. Der Text auf der Rückseite ist zum einen inhaltlich nicht wirklich ansprechend, da einfach nur das typische Schema offen gelegt wird und somit einige Leser verschenkt werden, während er optisch gesehen linksbündig ist und dadurch irgendwie fehl am Platz wirkt.
Die Schrift ist normal groß, allerdings sind die Ränder für ein Taschenbuch relativ breit und verschenken somit einiges an Platz für kreative Schreibergüsse.
Bilder wird man in diesem Buch vergeblich suchen, da keine vorhanden sind. Einzig die Kapitelnummer ist von jeweils demselben Stein umrahmt.


Fazit
Dieses Buch ist – wenn - wirklich nur was für Kinder und Jugendliche, die noch oder keine Nachfragen stellen bzw. die Handlung des Buches überdenken und gegebenenfalls auch in Frage stellen. Für alle Fans anspruchsvoller Fantasy ist „Das Orakel von Oonagh“ nicht zu empfehlen, da einfach aufgrund der schlechten Ausarbeitung und Umsetzung von Seiten der Autorin Verzweiflungsgefahr besteht. Das zu-Ende-Lesen wird zum Kampf.
Ein einigermaßen solides Grundgerüst ist vorhanden, aber die Ausschmückungen und das gewisse Etwas, welches dieses Buch lesenswert machen würde, fehlen leider.


2 5 Sterne


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