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Alle lieben Ove: Der neue Nummer-1-Bestseller aus Schweden

Ove ist der Nachbar aus der Hölle: Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde, schreibt Falschparker auf, räumt Fahrräder an ihren Platz und prüft die Mülltrennung. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet …

Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben.

 

Ein Mann namens Ove 

Originaltitel: En man som heter Ove
Autor: Fredrik Backman
Übersetzer: Stefanie Werner
Verlag: FISCHER Krüger
Erschienen: 21.08.2014
ISBN: 978-3810504807
Seitenzahl: 386 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ove ist Witwer und zudem gerade in Frührente geschickt worden, was dem tüchtigen Mann, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, gar nicht passt. Schon am frühen Mittag hat er im Haus, seinem Garten, sowie der kleinen Reihenhaussiedlung, die er als sein Refugium für Recht und Ordnung ansieht, das Tagespensum an Arbeiten erledigt und beschließt, dass es nun Zeit ist, seiner lieben Frau Sonja zu folgen, wenn er nicht weiter gebraucht wird. Im denkbar ungünstigsten Moment für jemanden, der einen Selbstmord plant, kommen neue Nachbarn an, die sich unerhörter Weise nicht an die Regeln halten, mit ihrem Auto bis vor die Haustür fahren und dabei noch Oves Beet zerpflügen. Denen muss der pflichtbewusste Prinzipienreiter erst einmal zeigen, wie sich Hausbesitzer zu verhalten haben, denn umbringen kann man sich schließlich auch morgen noch, aber Ordnung muss sein.

Der Autor hat für seinen Roman alle gefürchteten Eigenarten von nervigen Nachbarn, die das Zusammenleben ziemlich schwierig machen können und die Geduld überstrapazieren, auf eine einzige Person gebündelt. Dabei lässt uns Fredrik Backman aber hinter die griesgrämige Fassade schauen und einen liebenswürdigen Mann sehen, der lediglich ein Produkt seiner Erfahrungen ist und es gar nicht böse meint.


Stil und Sprache
„Ein Mann namens Ove“ ist eines der wenigen Bücher seit langem, wo ich mich beim besten Willen nicht für ein Lieblingszitat entscheiden könnte, weil tatsächlich alle Dialoge dank des Pragmatismus von dem Protagonisten urkomisch trocken und trotzdem durch die lebhaften Nebencharaktere nicht an Spaß und Lockerheit einbüßen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle kein Beispiel geben, um das Gesagte nicht aus dem Kontext zu reißen, was dieses unterhaltsame Buch nicht verdient hätte. Oves starre Verhaltensmuster, die in der Realität einige Nerven kosten, werden gekonnt durch ein Augenzwinkern entschärft, was manchmal den Eindruck erweckt, als würde unser Held im Anzug aus einem vergangenen Jahrhundert wie ein unfreiwilliger Zeitreisender zu uns stoßen, um seine Ideale zu vertreten – die Mischung ist, wie ein Blick auf die Verkaufszahlen zeigt, perfekt gelungen.

Als Wendepunkte der Geschichte würde ich, sofern man das Buch gedanklich in drei Teile gliedert, auch drei jener wichtigen Schlüsselszenen nennen wollen. Zuerst muss dabei natürlich der Knall erwähnt werden, mit dem die rundlich-schwangere Parvaneh mit iranischen Wurzeln in das idyllische Schweden einfällt, indem ihr tollpatschiger Mann den Autoanhänger ungeschickt in Oves Heiligtum versenkt. Anschließend darf nicht der Effekt von der streunenden und ziemlich verwahrlosten Katze vernachlässigt werden, die sich ziemlich frech angebiedert hat. Denn ein introvertierter und nach außen gefühlsarmer Mann wie unser Nörgelchef hat sich dem Tier nur widerstrebend angenommen, was in Ove aber (neben Parvanehs Kindern) leichte Vatergefühle aufkeimen ließ. Zum Schluss rüttelt der eingeleitete Umzug von seinem dementen Kumpel Rune, deren Verhältnis in der Vergangenheit von Streit belastet war, dessen Anfang wiederum in Vergessenheit geriet, in ein Pflegeheim abgeschoben werden soll, Ove auf seiner Lethargie.

Die Botschaft der Geschichte ist dann meiner Meinung nach sogar tiefgründig und bedient neben den zahlreichen witzigen Szenen auch die traurige Variable. Schwierige Menschen insbesondere im Rentneralter haben vielleicht einfach nur schon viele erschütternde Erlebnisse abgespeichert, die sie selber als Niederlage verstehen und deshalb mithilfe von abstrusen Regeln alles korrekt abhandeln möchten. Der Autor baut mit dem Roman also gewissermaßen eine Brücke zwischen verfeindeten Parteien, die sich mit ein wenig Verständnis wieder versöhnen können.


Figuren
Die Ausformung der Charaktere ist Fredrik Backman in seinem Erstlingswerk ausgezeichnet gelungen, sodass es beinahe scheint, als ob er den leibhaftigen Ove von seinem Fenster aus beobachtet oder selbst Opfer einer der legendären Schimpftiraden wird. Im Weg möchte man als Leser dem gewissenhaften Hobby-Polizisten keinesfalls stehen, denn obwohl er stets betont, dass er körperliche Gewalt verabscheut, gelingt es dem 59-jährigen nur mit seinem messerscharfen Mundwerk bewaffnet selbst bullige Gestalten zum Verstummen zu bringen. Die folgende Stille nach einem deftigen Disput verfolgt den leidenschaftlichen Bastler leider in die eigenen Wände, welche Einsamkeit und Verdrießlichkeit immerfort neues Pulver geben und Sinnbild für viele verbitterte Senioren ist, die alleine aufgegeben haben, am Leben die freudigen Momente zu suchen. Zum Feind möchte ich den Protagonisten jedenfalls nicht haben, dafür aber umso mehr als Freund und Beschützer schätzen lernen.

Neben dem präsenten Ove besteht die große Gefahr, dass anderen Nebenpersonen blass aussehen und nicht im Gedächtnis bleiben, doch auch hier umschifft der noch unerfahrene Autor die mögliche Kritik problemlos und macht kurzerhand alle Männer und Frauen der Umgebung zu sympathischen Therapiehelfern, die bedeutend aufputschender wirken, als jede Tablette der Welt. Sonja, die früh verstorbene Ehefrau, scheint mit ihrem glockenhellen Kichern ein Engel zu sein, die für Ove der tägliche Sonnenschein war, sodass es schade ist, sie nur aus Erzählungen zu treffen. Die schon erwähnte Nachbarin Parvaneh wickelt Ove dagegen live und laut mit ihren großen braunen Augen, keinerlei Hemmungen vor dem schwedischen Unikat und weiblicher Hilfslosigkeit getarnt hinter einem wachen Geist, um den sprichwörtlichen Finger. Auch der dicke Jimmy von gegenüber, der Postjunge mit Leseschwäche und zwei linken Händen oder Oves ganzer Stolz, der unverwüstliche Saab, etc. mausern sich im weiteren Verlauf zu unverzichtbaren Elementen, die das Lesevergnügen komplett machen und das ruhige Schweden gehörig aus dem Trab bringen.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover der gebundenen Ausgabe sieht man den Protagonisten von hinten, wie er sein wachsames Auge allmorgendlich über die Wohnsiedlung gleiten lässt und dabei in seinem Anzug eher einem strengen Parkwächter ähnelt. Die Kapitel sind nicht nur durchnummeriert, sondern geben außerdem einen nüchternen Einblick in die folgenden Seiten, was bei jedem anderen Buch völlig langweilig gewesen wäre, hier aber wirkt, als hätte der schwedische Charakter selbst in die Tasten getippt, beispielsweise „Ein Mann namens Ove und ein Junge aus dem Nachbarhaus“ (Kapitel 34).


Fazit
Über dieses Debüt spricht derzeit die ganze Bücherwelt, deshalb sollte man sich Fredrick Backmans Roman auf keinen Fall entgehen lassen, um mitreden zu können - aber nicht zu laut, denn sonst wird Ove dem unerhörten Lärmpegel bestimmt einen Riegel vorschieben.


5 Sterne


Hinweise
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