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„Ich kann Dir meine Empfehlung nicht erklären, es ist eine gewisse Leere – die mir halt wehe thut, - ein gewisses Sehnen, welches nie befriediget wird, folglich nie aufhört.“ Mozart an seine Frau Constanze, fünf Monate vor seinem Tod

Eva Gesine Baur erzählt Mozarts dissonantes Leben, ohne zu beschönigen, dass der Schöpfer unfassbarer Musik auch eine schwarze Seite hatte: Sich seines göttlichen Talents bewusst, log, trickste und intrigierte er. Er verschenkte Glückseligkeiten und verteilte Bösartigkeiten. Die Biographie versucht, diesen Abgrund auszuloten.

 

Mozart Genius und Eros 

Autor: Eva Gesine Baur
Verlag: C.H. Beck
Erschienen: 9. Mai 2014
ISBN: 978-3-406661327
Seitenzahl: 565 Seiten

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Inhalt, Stil und Sprache
Die studierte Literatur-, Kunst- und Musikwissenschaftlerin Eva Gesine Baur widmet sich in ihrer Biographie über den begnadeten Musiker und Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart sehr umfassend dem Leben und Werk dieses unvergessenen Jahrhundertgenies. Eindrücklich und unterhaltsam zugleich erzählt sie seine Lebensgeschichte, zeichnet ein sehr differenziertes Bild von ihm fernab jeglicher Klischees und beleuchtet Mozarts Persönlichkeit unter ganz neuen, innovativen Gesichtspunkten.Zur Einstimmung auf ihr umfassendes Werk gibt die Biographin ihren Lesern im ausführlichen Vorwort „Eine Gebrauchsanweisung für dieses Buch“ an die Hand.

Ihrer Biographie hat Baur folgendes Zitat von Richard Strauss, dem berühmten Münchner Komponisten und Dirigenten vorangestellt: „Die Mozartsche Melodie ist – losgelöst von jeder irdischen Gestalt – das Ding an sich, schwebt gleich Platons Eros zwischen Himmel und Erde, zwischen sterblich und unsterblich – befreit vom ‚Willen’ – tiefstes Eindringen der künstlerischen Phantasie, des Unbewussten, in letzte Geheimnisse, ins Reich der ‚Urbilder’“. Hierin zieht Strauss einen Vergleich zwischen Mozarts Musik und der mythologischen Figur des Eros aus Platons „Symposion“. Dieser interessante Aspekt hat Eva Gesine Baur schließlich dazu angeregt, noch einen Schritt weiterzugehen und die Deutung des Eros auf die gesamte Person Mozarts anzuwenden. Mit dieser neuen Sichtweise auf den genialen Komponisten hat sie sich schließlich an das „Experiment“ gewagt, „Mozart mit der Sonde Eros zu ergründen“ (Seite 16) und versucht, dem Leser ihr anderes Verständnis von Mozart nahe zu bringen. So unterzieht sie seine Entwicklung, seinen Charakter, sein Werk und Leben einer umfassenden Neubewertung, beleuchtet seine menschlichen Schwächen und arbeitet seine Widersprüchlichkeiten heraus.
Eros' Wesenszüge – seine unstillbare Sehnsucht nach Schönheit, seine Rastlosigkeit, seine bewundernswerte Fähigkeit als Zauberer und Philosoph, sein Hang zum Intrigieren, zur Maßlosigkeit und zum Extremen – all dies lässt sich auch in Mozarts Persönlichkeit und seinen Werken wieder finden. Baurs Ansatz, Mozart mit der Figur des Eros zu vergleichen, zieht sich als roter Faden durch die ganze Biographie, wird von ihr regelmäßig in den Kapiteln aufgegriffen und dem Leser aus verschiedensten Blickwinkeln plausibel erläutert. Respektvoll, mit viel Feingefühl und der notwendigen Distanz schildert die Biographin bislang unbekannte Details aus Mozarts Leben voller Widersprüche, zitiert aus seinen Briefen und zeigt dem Leser seine dunklen Seiten auf.

Klar strukturiert und in chronologischer Reihenfolge führt Baur den Leser durch Mozarts Vita, die sie in 22 Lebensabschnitte untergliedert hat. Die einzelnen Kapitel werden neben den entsprechenden Jahreszahlen im Titel mit passenden Kapitelüberschriften und Untertitel eingeleitet, die die jeweilige Lebensphase inhaltlich umreißen sollen und der im Anhang abgedruckten Textpassage aus dem „Symposion“ entnommen sind. Danach finden sich Abdrucke von Stichen, Gemälden und lllustrationen in schwarz-weiß, die Portraits von Mozart, seiner Familie und weiteren Zeitgenossen zeigen und mit aufschlussreichen Kommentaren der Autorin zu dargestelltem Motiv und (vermeintlichen) Künstlern ergänzt sind.

Der abwechslungsreiche Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und überraschend mitreißend, so dass man als Leser schnell von den interessanten Ausführungen zu Mozarts Leben gefangen wird und das Buch nicht mehr weglegen möchte. Geschrieben wurde die Biographie überwiegend in der dritten Person aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers im Präsens.
Insgesamt berichtet Baur sehr unterhaltsam und lebendig aus Mozarts Leben, so dass man sich beschriebenen Szenen gut vorstellen und nachvollziehen kann. Die zahllosen Zitate aus Originaldokumenten wurden als kursiv gedruckte und zur besseren Lesbarkeit modernisierte Passagen sehr gelungen in den Fließtext eingefügt. Sie tragen dazu bei, die Schilderungen zusätzlich zu veranschaulichen und zu belegen, und verleihen den erwähnten Persönlichkeiten darüber hinaus Authentizität und Charakter. Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, findet der interessierte Leser im umfangreichen Anhang neben den entsprechenden Quellenangaben weitere detaillierte Erläuterungen zu den präsentierten Fakten. Basierend auf dem neuesten wissenschaftlichen Forschungsstand zu Mozart hat die Autorin dort die vielen akribisch recherchierten Hintergrundinformationen zusammengestellt und aufbereitet.


Aufmachung des Buches
Neben der sehr geschmackvollen Gestaltung des gebundenen Buchs machen eine hervorragende Papier- und Verarbeitungsqualität sowie ein farblich zum roten Einband passendes Lesebändchen diese Biographie zu einem rundum gelungenen Werk. Auf der Vorderseite des Buchumschlags ist als Motiv ein Schattenriss Mozarts zu erkennen, der sich vom hellen Hintergrund deutlich abhebt, und aus diesem heraus blickt dem Leser dessen Gesicht von einem bekannten Mozart-Portrait entgegen. 

Nach Inhaltsverzeichnis und Vorwort der Autorin folgt der biographische Teil des Buchs, der in 22 Kapitel untergliedert ist. Im gut 160 Seiten umfassende Anhang finden sich zunächst der Abdruck des Dialogs aus Platons „Symposion“ und eine Aufstellung von Mozarts Wohnungen in Wien. Es folgen detaillierte Anmerkungen zu den in den Kapiteln erwähnten Querverweisen, eine Literaturauswahl, ein Überblick über die verwendeten Abbildungen und schließlich ein Namensregister.


Fazit
Eva Gesine Baur gibt in ihrer äußerst gelungenen Biographie einen fundierten Überblick über Leben und Werk von Wolfgang Amadeus Mozart. Gekonnt zeichnet sie ein sehr differenziertes Bild des berühmten Wunderkinds und genialen Komponisten mit all seinen Widersprüchlichkeiten. Prägnant und schlüssig präsentiert sie ihre interessanten Deutungen und Erkenntnisse zu Mozarts beeindruckender Persönlichkeit und seinem Leben. Eine hervorragend recherchierte, mitreißend geschriebene sowie kenntnisreich und anschaulich ausgearbeitete Mozart-Biographie, die uneingeschränkt empfehlenswert ist!


5 Sterne


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