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Wenn der Schwarze Tod ruft ...

Nürnberg, 1522. Nachdem ihre Eltern der Pest zum Opfer fielen, wird Anna in einem Kloster eingesperrt. Unterdessen schließt sich ihr Bruder Sebastian einer Bruderschaft an, deren Anführer Pankratius Erlösung verspricht. Als Anna die Flucht endlich gelingt, macht sie sich auf die Suche nach ihm – doch Nürnberg ist in diesen Tagen wie im Fieber. Weltuntergangsprediger verkünden das nahe Ende, und Pankratius' Anhänger machen Jagd auf alle, die mit Luthers Lehren sympathisieren. Auch auf den Buchmaler, bei dem Anna Zuflucht gefunden hat …

 

Das Lied vom schwarzen Tod 

Autor: Gerit Bertram
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 29. April 2014
ISBN: 978-3-764504397
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Pest wütet im Nürnberg des Jahres 1522 und macht die Geschwister Anna und Sebastian Stäubling zu Waisen. Nur vorübergehend von ihrem Onkel aufgenommen, werden die beiden schon bald getrennt: Anna wird in ein Kloster abgeschoben und Sebastian kommt als Lehrjunge zu einem Beinschnitzer, von dem er allerdings bald entlassen wird. Anna gelingt die Flucht aus dem Kloster, kommt beim Buchmaler Korbinian Dietl unter und macht sich in der Stadt auf die verzweifelte Suche nach ihrem geliebten Bruder.

Anders als der Titel des Buchs andeuten mag, steht der Schwarze Tod als verheerende, todbringende Krankheit nicht im Mittelpunkt der Handlung, sondern stellt mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf die Bevölkerung eher den Ausgangspunkt der Geschichte um die beiden Geschwister dar.
In ihrem gut recherchierten historischen Roman gelingt es dem deutschen, unter dem Pseudonym Gerit Bertram schreibenden Autorenpaar Iris Klockmann und Peter Hoeft hervorragend, den Leser auf einen spannenden Ausflug ins mittelalterlich geprägte Nürnberg des 16. Jahrhunderts mitzunehmen und ihm geschichtliche Hintergründe lebendig und unterhaltsam zu vermitteln.


Stil und Sprache
Die Autoren verstehen es, bereits mit ihrem Prolog eine unheilvolle Atmosphäre heraufzubeschwören. Auch wenn die anfängliche Handlung um das Schicksal der Waisen Anna und ihren Bruder Sebastian recht vorhersehbar verläuft, sorgt die geschickt eingebaute Nebenhandlung rund um den fanatischen Weltuntergangsprediger Pankratius und seine Bruderschaft immer wieder für spannende Momente. Der mitreißende Schreibstil der Autoren ist sehr flüssig und angenehm zu lesen, so dass keine Längen aufkommen. Nach etwa der ersten Hälfte des Buchs beginnt die Geschichte mit ihren rätselhaften Ereignissen und geschickt angelegten Verwicklungen zunehmend mitreißender und dramatischer zu werden.

Sehr gelungen sind auch die anschaulichen, lebendigen Beschreibungen der zahlreichen Schauplätze von Nürnberg im 16. Jahrhundert, die ein stimmiges, authentisches Bild der mittelalterlichen Stadt vermitteln. Der Leser erhält einen aufschlussreichen Einblick in das Alltagsleben und die damaligen Lebensumstände, so dass er mühelos in die Gegebenheiten der damaligen Zeit eintauchen und die Geschehnisse hautnah miterleben kann. Die Autoren haben für ihren Roman sorgfältig recherchiert und gestalten die Handlung mit geschickt platzierten, historischen Fakten sehr abwechslungsreich. So gehen sie beispielsweise ausführlich auf die Einflüsse der Lehren des Reformators Luther und die Glaubensspaltung jener Zeit ein, in der viele Menschen die Reformation als Teufelswerk betrachteten, das mit allen Mitteln zu bekämpfen ist.


Figuren
Die vielfältigen Charaktere, denen man im Laufe der Handlung begegnet, stellen eine gelungene Mischung aus fiktiven und historischen Persönlichkeiten dar. Beginnend bei den Hauptdarstellern, über die zwielichtigen Antagonisten bis hin zu den unterschiedlichsten Nebenfiguren – sie alle sind mit ihren Eigenheiten sehr lebendig und facettenreich in Szene gesetzt und agieren insgesamt überzeugend und nachvollziehbar. Vor allem die sympathische Protagonistin Anna aber auch ihr Bruder Sebastian und der Buchmaler Korbinian sind von den Autoren sehr plastisch und liebevoll charakterisiert, so dass sich der Leser gut in sie hineinversetzen kann.

Schon in jungen Jahren wird Anna mit einigen Schicksalsschlägen konfrontiert und muss gegen viele Widrigkeiten und Intrigen ankämpfen. Tapfer und beharrlich tritt sie diesen entgegen und kämpft um die ihr wichtigen Menschen, ihr Glück und ihre Liebe.
Im Roman werden zudem einige historische Persönlichkeiten wie der berühmte Nürnberger Maler Albrecht Dürer und seine Frau Agnes, der mit ihm befreundete Gelehrte Willibald Pirkheimer oder auch der Prediger und Luther-Anhänger Andreas Osiander sehr anschaulich zum Leben erweckt. Sie sind allesamt glaubhaft in die Handlung eingebunden, geben einen interessanten Einblick in ihr damaliges Leben und Wirken in Nürnberg und stellen eine unterhaltsame Bereicherung der Geschichte dar.


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung dieser in Schwarz gehaltenen Klappenbroschur ist sehr gelungen. Als Titelbild auf dem vorderen Cover wurde ein stilistisch passendes, einem Historiengemälde nachempfundenes Motiv ausgewählt, das eine junge Magd beim Füttern eines Huhns zeigt, während man im Hintergrund die Silhouette von Nürnberg erkennen kann. Auf der vorderen und hinteren Innenseite des kartonierten Umschlags ist ein alter Stahlstich mit einer sich überlappenden Panorama-Ansicht des historischen Nürnbergs abgedruckt, der allerdings auf Mitte des 19. Jahrhunderts datiert ist.

Dem historischen Roman ist im Dramatis personae eine hilfreiche Aufstellung der handelnden Figuren vorangestellt. Neben Prolog und Epilog ist der Roman in 56 Kapitel unterteilt. Perfekt abgerundet wird das Buch durch ein detailliertes Nachwort der Autoren mit interessanten Anmerkungen zu den im Roman erwähnten historischen Persönlichkeiten, einer kurzen Danksagung, einem ausführlichen Glossar sowie einem Überblick über die benutzte Literatur.


Fazit
Das Lied vom schwarzem Tod  ist ein spannender Ausflug ins mittelalterlich geprägte Nürnberg des 16. Jahrhunderts mit sympathischen Hauptfiguren und interessanten historischen Persönlichkeiten. Die beiden, unter dem Pseudonym Gerit Bertram schreibenden Autoren haben die kurzweilige, fiktive Handlung mit dem gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund zu einer lebendig geschriebenen und sehr unterhaltsamen Geschichte verwoben. 

Eine flüssig zu lesende, empfehlenswerte Lektüre für alle Fans von historischen Romanen, die gerne in andere Zeiten abtauchen möchten!


4 Sterne


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