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„Schlafen Sie nicht wenn wie müde sind! Schlafen Sie wenn sie Lust dazu haben!“
Wer schlafen für vergeudete Zeit hält, besucht eine Filiale der Firma All Day Industries. Danach bleibt er wach. Drei Tage, fünf Tage, zwei Wochen … Doch der ewige Tag verwandelt die Menschen und schon bald steuert die Welt in eine Katastrophe, die nur ein dreizehnjähriges Mädchen aus Deutschland zu verhindern vermag: Marie Marne.

Der international erfolgreiche Theaterregisseur Christoph Werner siedelt seine spannende Geschichte über die schlaflose Gesellschaft auf dem Gelände des Fantastischen an, ohne sich von der Wirklichkeit zu entfernen.

 

Marie Marne und das Tor zur Nacht 

Autor: Christoph Werner
Verlag: Osburg Verlag
Erschienen: Februar 2014
ISBN: 978-3-95510-037-7
Seitenzahl: 245 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
„Zeit ist Geld“, denn wer schläft, ist nicht produktiv. Die All Day Industrie (kurz ADI genannt) ist genau auf diese Schiene aufgesprungen und bietet "tagelanges Wachsein ohne Müdigkeit und Nebenwirkungen" an. Die Länge der möglichen Wachzeit ist bei jedem Menschen anders und lässt sich anhand eines ADI-Wertes errechnen. Diese neue Technologie mit ihren ungeahnten Möglichkeiten, schlägt auf der ganzen Welt ein wie eine Bombe. Noch ahnen die Nutzer nicht, die sich aus den verschiedensten Gründen Wachzeit kaufen, dass es durchaus Nebenwirkungen gibt, die allerdings totgeschwiegen werden.

Als sich der Vater der dreizehnjährigen Marie Marne kurz nach einem Besuch in einer ADI-Filiale auf nichts mehr reagiert und auch die Ärzte nicht feststellen können, was ihm fehlt, taucht plötzlich der mysteriöse Mr. Phisto in Maries Leben auf.  Er versichert ihr, dass nur sie – als Mensch mit dem höchsten jemals gemessenen ADI-Wert von 113 Tagen Wachzeit – ihren Vater aus seinem Dämmerzustand befreien kann. In der Hoffnung, ihren Vater zu retten, lässt sich die junge Marie von dem seltsamen Mann für seine Zwecke einspannen und gerät in ein fantastisches und gefährliches Abenteuer, nach dem nichts mehr so ist, wie es einmal war.

"Durch einen kurzen Traum tagelang wach bleiben" ist als Buchthema eine sehr originelle Idee. Allerdings wäre bei der Umsetzung des Themas durchaus mehr "drinnen gewesen".


Stil und Sprache
Die Geschichte wird in der dritten Person und hauptsächlich aus Maries Sichtweise erzählt. Das Schriftbild ist ansprechend, die Sprache bildhaft-unkompliziert gewählt und in der Wortwahl der angepeilten Altersgruppe angemessen. Die relativ kurzen Kapitel sorgen für ein gutes Tempo der Geschichte. 

Marie Marne wird als Hauptperson gut eingeführt und wächst sichtbar an den Herausforderungen, denen sie sich stellen muss. Ganz auf Augenhöhe von Marie rutscht der Leser so gut in die Story hinein und man begleitet sie gerne durch ihr Abenteuer. Die vorgestellten Orte und Maries Reaktion auf die teilweise sehr fantasievoll gestalteten Schauplätze sind sehr detailreich beschrieben und gut vorstellbar. Magische Elemente, wie das dunkle Meer, der Glutsee oder die Orakel bereichern die Geschichte und sorgen für ein spannendes Szenenumfeld.

Obwohl versucht wurde, Grundsätzliches wie z.B. die Sache mit dem ADI-Wert funktioniert, zu erläutern, bleiben die Erklärungen leider recht seicht. Dadurch halten manche vordergründig „logische“ Argumente kritischen Überlegungen nicht wirklich stand. Aus diesem Grund wirkt die Handlung an manchen Stellen nicht ganz durchdacht bzw. ausgereift, da wichtige Fragen so nicht zufriedenstellend beantwortet werden.
Trotzdem zeigt die Geschichte gut, wie leicht sich nahezu jeder Mensch – egal ob jung oder alt - mit der richtigen „Motivation“ manipulieren lässt. Besonders Marie‘s Situation enthüllt, wie mühelos sie durch die prekäre Lage ihres Vaters von Mr. Phisto gelenkt werden kann, obwohl sie ein unangenehmes Gefühl bei der Sache hat. Auch erfährt man, wie furchtbar sich Gier, Macht und Reichtum auswirken können und wie die daraus resultierende Gewissen- und Rücksichtslosigkeit der Chefs von Großkonzernen immer größeren Schaden nicht nur an den „normalen“ Menschen anrichten können.

Die Geschehnisse und der Showdown am Ende geben nicht alle erhofften Antworten, stattdessen sorgt ein kleiner „Hook“ am Ende der Geschichte für das Gefühl, dass die Geschichte um Marie Marne weitergehen wird. Trotzdem werden sich junge Leser, die eine originelle Fantasy-Geschichte mit einer taffen weiblichen Hauptperson lesen möchten, mit diesem Roman gut unterhalten können.


Figuren
Marie Marne ist als Hauptperson die am besten ausgearbeitete Figur in der Geschichte. Ihr Beweggrund „Rette den Vater“ ist sehr gut erkennbar und man kann auch ihre Besorgnis, ihre Zweifel und Entscheidungen im Buch meistens gut nachvollziehen. Das nette, dreizehnjährige Mädchen lebt ein recht behütetes Leben. Am allermeisten stört es sie, dass ihr Vater durch die regelmäßige Nutzung des ADI-Angebotes kaum mehr Zeit für sie hat. Als ihr Vater dann in den Dämmerzustand fällt und Marie wegen ihres hohen ADI-Wertes für einige Menschen sehr wichtig wird, muss sie recht schnell "erwachsen werden" und eigene Entscheidungen treffen. Durch die schwierige Situation, in der sie sich plötzlich befindet reift sie im Lauf der Geschichte und kann sich so den Herausforderungen, die auf sie warten, stellen. Wie wichtig Professor Monroe und seine "Mitarbeiter" für Marie und die gesamte Traumwelt sind, wird erst im Lauf der Geschichte klar.

Mr. Phisto, als geheimnisvoller Antagonist, der Marie erklärt, wie sie ihren Vater helfen kann, manipuliert sie so offensichtlich, dass man das als Leser sofort mitbekommt. Seine genauen Beweggründe allerdings bleiben ebenso ziemlich im Dunkeln, wie die des Oberbösewichtes Mr. Puck.

Da das Hauptaugenmerk auf Marie liegt, fällt die Charakterisierung aller anderen Figuren, die ihr im Lauf des Abenteuers zu Hilfe kommen, wie z.B. „die Nächtige“, „der Hafenmeister“ oder auch die der Bösewichte Mr. Phisto und Mr. Puck, leider etwas blass aus. Die genauen Aufgaben bzw. Beweggründe der Nebenpersonen werden zwar im Lauf der Story etwas angerissen, aber vor allem die Handlungen der erwachsenen Figuren sind nicht immer logisch nachvollziehbar oder klar durchdacht. Daher wirken vor allem die Aktionen der Erwachsenen (egal, ob auf der guten oder bösen Seite) manchmal ziemlich einfältig, unfähig und eigenartig, obwohl das fantastisch-originelle Drumherum teilweise von diesem Manko ablenkt.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Das Coverbild auf dem Umschlag wirkt sehr ansprechend, geheimnisvoll und passt gut zur Geschichte.  Auf der vorderen Innenklappe findet man noch einen kleinen Text zum Buchinhalt, eine bebilderte Kurzvita des Autors gibt’s auf der rückwärtigen Innenklappe. Der Rückseitentext gibt einen kurzen und spannenden Einblick in die Geschichte  und macht neugierig. Der Roman besteht aus 41 kurzen Kapiteln, deren Text jeweils mit einem Schmuckbuchstaben eingeleitet wird. Eine Danksagung am Schluss rundet das Buch gut ab.


Fazit
Die Idee zum Buch ist spannend und das Potential darin groß. Jedoch wurde bei der Umsetzung einiges an Potential liegengelassen. Trotzdem zeigt sich die Geschichte als unkompliziertes und interessantes Lesevergnügen, dessen taffe Hauptperson Marie vor allem die weiblichen Fantasyfans durchaus ansprechen wird.


3 5 Sterne


Hinweise
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