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Darf's ein BISSchen mehr sein? Bridget Jones goes Vampire!

Alle Vampire sind blass und superschlank? Schön wär’s! Mein Name ist Gloria St. Claire, ich bin ein Vampir, und meine Konfektionsgröße verrate ich nicht. Mit meinem schottischen Geliebten geht es nun schon seit Jahrhunderten auf und ab, gerade eher abwärts. Und jetzt taucht auch noch dieser Vampirjäger auf und will mir das Leben schwermachen. Aber nicht mit mir – jetzt wird zurückgebissen!

 

 

Autor: Gerry Bartlett
Verlag: Heyne
Erschienen: 04/2009
ISBN: 978-3-453-53318-9
Seitenzahl: 432 Seiten 

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Die Grundidee der Handlung
Es wird mal wieder Zeit, den Wohnort zu wechseln – unumgänglich, wenn man nicht altert. Die propere Vampirin Gloriana St. Clair macht sich, mit Wachhund Valdez im Schlepptau, auf den Weg, um sich nach jahrelanger Tätigkeit als Tänzerin in Las Vegas Neuem zuzuwenden. Bereits unterwegs, wird sie von ihrem Schöpfer-auf-eigenen-Wunsch und Liebhaber-mit-mehreren-Unterbrechungen, Angus Jeremiah Campbell III, kontaktiert. Jeremy Blade, wie sich der Highlander jetzt nennt, warnt Glory vor einem gefährlichen Vampirjäger, der mithilfe neuester Technologien Ihresgleichen aufspürt und vernichtet.
An ihrem Zielort Austin ergattert Glory bald eine Wohnung, eröffnet einen Second-Hand-Laden für antiquarische Möbel und Retro-Klamotten und integriert sich schnell in die ortsansässige Vampirgemeinde. Mit ihren überaus weiblichen Rundungen erregt Glory bald die Aufmerksamkeit von Damien, einem attraktiven Vampir. Auch Blade lässt sich in Austin nieder, weil er es einfach nicht lassen kann, den Beschützer zu mimen. Außerdem beabsichtigt er, Glory erneut für sich zu gewinnen. Während die zwei Rivalen noch um ihre Gunst buhlen, taucht der Vampirjäger Brent Westwood in Austin auf. Das ruft die Vampire auf den Plan, die eine Taktik ersinnen, um ihn unschädlich zu machen. Bald schon wird klar, dass er auch Gloriana nach dem Leben trachtet. Da diese stets um Selbständigkeit bemüht ist, will sie sich nicht einfach auf ihren Macho-Beschützer verlassen, sondern entwickelt zu ihrer Verteidigung ein paar recht brauchbare Ideen.


Stil und Sprache
Der Name ‚Gerry Bartlett‘ war mir bis vor Kurzem gänzlich unbekannt und so machte ich mich gespannt an die Lektüre ihres Romans – und meine Neugierde wurde auf höchst unterhaltsame Weise gestillt. In der ersten Person Singular erzählt die Autorin aus Sicht der Hauptprotagonistin eine humorvolle und spannende Vampir-Liebesgeschichte der “etwas anderen Art“. Anders deshalb, weil hier – wie so oft – keine Romanze beginnt, sondern die Schwierigkeiten einer seit Jahrhunderten bestehenden Beziehung geschildert werden.
Bereits auf den ersten Seiten stellt sich Gloriana dem Leser vor und zieht ihn unaufdringlich in die Geschichte, während sie über ihr bisheriges Leben plaudert. Die fesselnde Handlung und ein rasantes Erzähltempo sorgen dafür, dass zu keiner Zeit Langeweile aufkommt. Dazu trägt auch ein flüssiger, bild- und lebhafter Schreibstil bei, den die Autorin hin und wieder mit, der Comicsprache entliehenen, Ausdrücken amüsant und modern aufpeppt. Witzige Dialoge und ernsthafte Gespräche gehen Hand in Hand, spaßige und ernste Situationen wechseln sich ab. Dies verhindert, dass der Humor in albernen Klamauk abdriftet. Bei Personenbeschreibungen und Erklärungen beschränkt sich Bartlett auf das Wesentliche und vermeidet damit unnötige Längen. Einige recht freizügige Sexszenen sollten ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.
Gerry Bartletts Vampire sind ein lustiges Völkchen, das zu feiern versteht. Sie sind keine blutsaugenden Monster; bis auf wenige Ausnahmen trinken sie Kunstblut aus Dosen, die sie über das Internet beziehen, und wollen eigentlich nur unbehelligt ihr unsterbliches Leben genießen. Doch sollte man deswegen nicht denken, sie seien weichgespült! Werden sie nämlich bedroht, wissen sie sich durchaus ihrer Haut zu wehren.


Figuren
Gloriana ist mit ihren großen und kleinen Sorgen – insbesondere mit ihrem Figurproblem – einer Menschenfrau gar nicht mal so unähnlich. Lebenslustig, gefühlsbetont und klug, ist sie eine echt wirkende und überaus sympathische Hauptprotagonistin. Sie gibt sich größte Mühe, sich von den klassischen Rollenbildern zu lösen. Aus diesem Grund trennte sie sich schon mehrmals von ihrem Liebhaber Jerry Blade, der mit seinem übergroßen Beschützerinstinkt und ausgeprägtem Besitzdenken Glorys Streben nach Unabhängigkeit ausbremst. Ganz so endgültig vermag sie jedoch nicht den Trennungsstrich zu ziehen. Doch kann man es ihr nicht verdenken, denn sobald diese Kombination aus gutaussehendem, maskulinem Vampir und Highland-Krieger aus dem 16. Jahrhundert auftaucht, knistert es gewaltig zwischen den beiden, und man spürt die große Zuneigung, die sie trotz allem füreinander empfinden. Und – egal, ob im coolen Cowboy-Outfit oder in voller Highland-Montur mit Kilt, Breitschwert und Dolch – er macht immer eine gute Figur. Amüsant sind seine betont beiläufigen Verführungsversuche. Da er genau weiß, dass es die geborene Engländerin anmacht, rollt er beim Sprechen übertrieben das “R“. Lustig ist auch eine Szene, in der er, ganz in Basic-Instinct-Manier, quasi als männliche Sharon Stone, aufreizend die Beine übereinander schlägt und Glory tiefe Einblicke unter den Schottenrock gewährt. Trotzdem (vielleicht auch weil?) Jeremy eine Figur darstellt, die nur aus Klischees zu bestehen scheint, rangiert er auf meiner persönlichen Beliebtheitsskala auf Platz eins – ganz knapp vor Glory.

Mit Promenadenmischling Valdez ließ sich Bartlett eine recht skurrile Gestalt einfallen, die für den einen oder anderen Lacher sorgt. Der “Labradoodle“ wurde Glory als ihr Beschützer von Blade zur Seite gestellt. Das Besondere an ihm: Er denkt und spricht wie ein Mensch und bevorzugt Junkfood. Seine Aversion gegen Katzen wird besonders deutlich während der erheiternden Wortduelle, die er sich mit Werkatze Lacy, Glorys Nachbarin und Mitarbeiterin, liefert.

Weil er eine verhältnismäßig große Rolle innehat, will ich aus der Masse der vielen interessanten Nebenfiguren den gutaussehenden Vampir Damien herauspicken. Der geborene Italiener ist ein rechter Schlingel. Ein Casanova, der nichts unversucht lässt, um Gloriana in sein Bett zu kriegen. Was – natürlich – den Unmut des Schotten-Vampirs weckt und ein höchst unterhaltsames Testosteron-Gefecht auslöst.


Aufmachung des Buches
Da sie sich in ihrer Aufmachung von ähnlichen Geschichten sehr unterscheidet, ist die Covergestaltung auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig. Doch sollte man dem Heyne-Verlag anrechnen, dass er nicht einfach kopiert, sondern mit eigenen Ideen daherkommt. Und schon sticht das Blutrot, das die Vorderseite dominiert, nicht mehr allzu grell ins Auge. Die Zeichnung einer “kurvigen“ Frau in Vampir-Outfit gefällt mir allerdings recht gut, ebenso wie die Gestaltung des sehr treffend gewählten Buchtitels. Diese Mischung aus vampirisch-krakeligen Groß- und Kleinbuchstaben, die Schwarz auf Rot auf dem vorderen Einband prangen, finden sich in umgekehrter Farbgebung zusätzlich auf dem Buchrücken. Wie dieser ist auch die Rückseite in Schwarz gehalten. Unter der roten Überschrift “Darf´s ein bisschen mehr sein?“ steht eine Zusammenfassung in weißen Lettern.
Das hochglänzende Material des Einbandes sieht in neuem Zustand schön aus, erweist sich jedoch als recht empfindlich, da bereits nach einmaligem Lesen einige Gebrauchsspuren festzustellen sind.

Besonders gut gefällt mir die Gestaltung des Taschenbuch-Innenteils. Die Nummerierung der 23 Kapitel erfolgt nicht in Ziffern, sondern in Buchstaben, in der gleichen Schriftart wie der Buchtitel vom Cover. Die ersten vier Zeilen eines jeden Kapitels schmiegen sich um die Zeichnung einer einzelnen hochhackigen Damen-Sandalette.
Der Schriftgrad ist – grenzwertig – gerade noch ausreichend hoch, um ein unverkrampftes Lesen zu gewährleisten.


Fazit
“Echte Vampire haben Kurven“ ist ein unterhaltsamer und amüsanter Vampir-Liebesroman mit tollen Charakteren, der sich in einem empfindlichen Cover präsentiert, das erst auf den zweiten Blick gefällt. Dieses vergnügliche Leseerlebnis erhält von mir eine uneingeschränkte Empfehlung!


5 Sterne


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