Smaller Default Larger

Das Flüstern der Wüstengeister

Auf eigene Faust reist Marion entlang der legendären Seidenstraße im Nordwesten Chinas. Sie folgt den Pfaden der Karawanen und Entdecker, erkundet die uralten Oasen und findet – eine Leiche. Der tote hält ein kleines Kästchen umklammert, das Marion, wie unter Zwang, an sich nimmt. Schon bald interessiert sich nicht nur der sympathische chinesische Polizeikommissar Li Yandao für sie. Auch Nikolai, ein ebenso attraktiver wie skrupelloser Kunstdieb, heftet sich an ihre Fersen …

 

  Autor: Steffanie Burow
Verlag: Knaur
Erschienen: 09/2008
ISBN: 978-3426662977
Seitenzahl: 472 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Marion reist als Rucksacktouristin allein durch die chinesische Provinz. Eines Abends verläuft sie sich in der Stadt Kashgar und stürzt in eine Baugrube. Dort landet sie neben einer Leiche und steckt reflexartig ein kleines Holzkästchen ein, das der Tote umklammert hält. Darin befindet sich die vordere Hälfte einer kleinen Pferdefigur aus Jade. Kommissar Li Yandao wird mit den Ermittlungen beauftragt, denn der Mann in der Baugrube ist ermordet worden. Li merkt schnell, dass Marion ihm etwas verschweigt, und beobachtet sie fortan. Aber auch andere finstere Gestalten verfolgen Marion und bald befindet sie sich auf der Flucht.


Stil und Sprache
Steffanie Burows erster Roman kommt zunächst ein bisschen als Krimi daher, leiht sich aber auch aus anderen Genres Elemente, so dass eine schöne Mischung aus Reisebericht, Abenteuerroman, Historie und auch ein bisschen Liebesgeschichte entsteht. Dabei erzählt sie locker und flüssig Marions Geschichte, die zum einen spannend und interessant ist, uns zum anderen eine Menge über China und seine Menschen erfahren lässt. Die Atmosphäre ist so greifbar, die Erlebnisse Marions so nahe, dass man sich manchmal schütteln muss vor Abscheu, wenn z.B. über hygienische Zustände in chinesischen Fernzügen erzählt wird, ebenso muss man aber auch lachen über witzige Missverständnisse und würde Marion am liebsten mit Händen und Füßen sprachlich beistehen, wenn sie mit Hotelrezeptionisten und Busfahrern kämpft. Da weiß jemand ganz sicher, worüber er schreibt!

Parallel zu Marions Flucht mit dem Jadepferd wird in getrennten Kapiteln dessen Geschichte erzählt, die im Jahr 102 vor Christus beginnt und genauso spannend ist wie die wilde Jagd in der Gegenwart. Ganz am Ende werden dann die Erzählstränge zusammengeführt und laufen auf ein durchaus überraschendes Ende zu.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass immer wieder einzelne chinesische Ausdrücke und Wörter eingebaut werden. Diese sind nicht hinderlich für den Erzählfluss, weil sie zum einen im Zusammenhang erklärt werden, zum anderen eine authentische Atmosphäre schaffen. Steffanie Burow gelingt es mit ihrer bildhaften Sprache, vor dem geistigen Auge des Lesers China lebendig zu machen!


Figuren
Da ist zunächst Marion, Alter unbekannt, vermutlich Anfang dreißig, die sich nach einem abgebrochenen Studium mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und alle Ersparnisse in Reisen investiert. Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten während ihrer Asienreise ist sie allein unterwegs und für meine Begriffe ausgesprochen mutig. Anspruchslos, kontaktfreudig und ohne Vorurteile reist sie durch die chinesische Provinz, lernt viele Menschen kennen und erlebt einiges. Mit ihr kann man sich direkt identifizieren, sie ist keine Superheldin, aber clever und weiß sich zu helfen.

Der chinesische Kommissar Li Yandao ist das genaue Gegenteil von Marions westlicher Art, verschlossen, pessimistisch und vom Leben an sich und seiner Karriere enttäuscht. Auch er ist glaubwürdig und sympathisch dargestellt, ebenso wie der Kunstdieb Nikolai, der Marion bis nach Europa verfolgt und ein bisschen was von einem „Gentleman-Gauner“ hat, so dass man ihm fast nicht böse sein kann.

Schön gezeichnet sind auch die handelnden Personen in den historischen Kapiteln, obwohl ihre jeweilige Geschichte ja immer nur angerissen werden kann. Sie alle wirken sehr lebendig und bringen dem Leser die chinesische Geschichte, über die zumindest ich bisher wenig wusste, ein bisschen näher.

Ansonsten gibt es noch ein paar mehr oder weniger austauschbare Kleinganoven, einige andere europäische und amerikanische Touristen, die einheimische Ärztin Batügül, Li Yandaos Kollegen Wei und viele andere mehr, deren Darstellung ihrem jeweiligen Stellenwert für die Story entspricht. Sehr gelungen!


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist ganz in (chinesischem) Rot gehalten, vom glänzenden Schutzumschlag hebt sich das zerbrochene Jadepferd dunkelgrün und matt gehalten ab. Sehr ansprechend für mich auch die gezeichnete Karte von Chinas westlichen Provinzen mit den wichtigsten Orten und dem Verlauf der Seidenstraße, die sich jeweils in den Innenseiten der Buchdeckel befindet. Ein kleines Vorwort und ein Verzeichnis der chinesischen Ausdrücke ergänzen den Roman perfekt.


Fazit
Ein rundum gelungener Roman, der glänzend zu unterhalten weiß mit einer Mischung aus Spannung und Historie. Für einen verregneten Sonntag auf der Couch genau das Richtige!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo