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Ein teuflischer Horrortrip. Mysteriöse Schädelfunde, bestialische Morde und ein dämonischer Todesengel, der kein Erbarmen kennt.

Was hat ein archäologischer Fund in Frankreich mit den Gräueltaten der Roten Khmer in Südostasien zu tun? Eine ganze Menge! Tom Knox entwirft ein schockierendes Szenario aus ideologischem Fanatismus, asiatischem Voodoo und menschenverachtenden Experimenten.

 

Bibel der Toten 

Originaltitel: Bible of the Dead
Autor: Tom Knox
Übersetzer: Sepp Leeb
Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-455-40368-8
Seitenzahl: 480 Seiten

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Grundidee der Handlung
Die junge Archäologin Julia Kerrigan nimmt im französischen Departement Lozère an Ausgrabungen teil und stößt auf 5.000 Jahre alte, stark versehrte Knochen und trepanierte Schädel. Als sie sich auf die Suche nach der rätselhaften Geschichte dieser Funde macht, wird sie von ihrem Vorgesetzten, Ghislain, kurzerhand aus dem Projekt gekündigt. Doch schon kurz darauf wird Ghislain brutal ermordet, und dies ist erst der Anfang einer barbarischen Mordserie.

Währenddessen begleitet der Bildjournalist Jake Thurby die schöne Chemda Tek – für das Rote-Khmer-Tribunal – auf ihrer Mission in die „Ebene der Tonkrüge“ nach Phonsavan. Die mysteriösen, riesigen Krüge scheinen in direktem Zusammenhang mit der menschenverachtenden Diktatur Pol Pots in Verbindung zu stehen, der in den 70ern Millionen Kambodschaner zum Opfer fielen. Doch schnell geraten beide ins Zielfeuer des ehemaligen Regimes. Eine aussichtslose Flucht durch Kambodscha beginnt …

In welchem Zusammenhang stehen die trepanierten Schädel Südfrankreichs, die antiken Tonkrüge und die kommunistische Diktatur Kambodschas ab 1975? Tom Knox weiß mit einem packenden, von den Gräueltaten der Roten Khmer geprägtem Szenario hierauf eine Antwort zu geben – und so zieht er den Leser tief in einen Plot, der eine schreckliche Wahrheit offenbart.


Stil und Sprache
Erzählt wird die Geschichte in der dritten Person aus Sicht von zwei Charakteren: einerseits Julia, einer jungen Archäologin, die Grabungen in Südfrankreich vornimmt. Andererseits wendet sich die Perspektive dem Bildjournalisten und Fotografen Jake zu, der eigentlich in Kambodscha nur für einen Bildband fotografiert. In dem Bestreben, sich als ernsthafter Berichterstatter einen Namen zu machen, schließt er sich der schönen Chemda Tek an.

Auf Jakes und Chembas Reise durch Südostasien, beginnend bei der „Ebene der Tonkrüge“, lernt der Leser nicht nur die Beiden näher kennen, man erfährt auch viel über die jüngere Geschichte Kambodschas und Laos, über die Terrorherrschaft und den Massenmord der Roten Khmer, die gesellschaftliche Situation Kambodschas in der Gegenwart und die politischen Beziehungen des Staates zu seinen Nachbarländern. Das Land und die Leute, die soziale und politische Situation Kambodschas werden erläutert, die abgelegenen Regionen mit seinen steilen Bergen, einsamen Seen und dichten Urwäldern durch bildreiche Beschreibungen lebendig. Ähnlich baut Tom Knox auch das Szenario in Frankreich auf, in den einsamen Cham de Bondons inmitten des südfranzösischen Departements Lozère. Immer wieder begleiten kurze Dialoge in Khmer und Französisch die Handlungen und verleihen ihnen mehr Authentizität, für einen Sprachunkundigen ergibt sich dabei ein grobes Bild des Gesprochenen, ohne dass er jeder Aussage folgen kann. Zudem nutzt Knox – ebenfalls zur Steigerung der Glaubwürdigkeit seiner Charaktere – nicht wenige Fremdworte. Dem Durchschnittsleser werden vermutlich Begriffe wie Speläologie, Neolithikum oder Bourgeoisie nicht viel sagen, sie stören den Lesefluss aber auch nicht.

Die Handlungsstränge wechseln kapitelweise in schnellem Tempo, wodurch schon ab Beginn – wo Knox noch den Rahmen für die Geschichte aufbaut – Dynamik entsteht. Während sich die Ereignisse in Südostasien schnell dramatisch entwickeln und Schlag auf Schlag folgen, bleiben sie in Frankreich zunächst noch geheimnisvoll, eher langsam entfaltet sich auch hier eine bedrohliche Atmosphäre. Sowohl Julia, als auch Chemda und Jake werden immer tiefer in einen Sumpf von Geheimnissen gezogen, deren Wurzeln sich bis weit in die Vergangenheit, in die ältester Kulturen, erstrecken und ab der Epoche der Gräueltaten durch die kommunistischen Roten Khmer (1975 – 1978) wieder aufgegriffen werden. Obwohl sich die Handlungen, wie erwähnt, temporeich entwickeln, die Ereignisse enggesteckt aufeinander folgen und die Protagonisten viel zu ertragen haben, wird man im ersten Drittel des Buches trotzdem das unterschwellige Gefühl nicht los, irgendwie auf der Stelle zu treten. Denn nur sehr langsam kommt ein Puzzleteil zum nächsten. Vielmehr werden noch weit bis in die Hälfte des Romans neue Fragen und Rätsel aufgeworfen, statt bisherige zu beantworten. Und besonders die Nebenfiguren – ob nun in Frankreich, Russland oder Kambodscha – verhalten sich oft mysteriös und undurchsichtig. Dies hatte – zumindest bei mir – Auswirkungen auf den Lesefluss: blieb ich an dem Roman dran, flogen die Seiten während der ersten Hälfte recht schnell vorüber. War ich aber aus diversen Gründen gezwungen, das Buch vorübergehend beiseite zu legen, hatte ich es nicht übermäßig eilig, zurück in die Geschichte zu kommen. Dies änderte sich ab der zweiten Hälfte des Thrillers: Auch wenn zuvor viele Spannungselemente vorhanden waren, nimmt die Spannungsentwicklung nun derart zu und wird durchweg bis in das dramatische Finale gesteigert, dass ich das Buch bis zum Ende nicht mehr beiseitelegen konnte.

Tom Knox hat einen zuweilen etwas eigensinnigen Schreibstil. Immer wieder greift er zu Wiederholungen bereits zuvor aufgeführter Fakten oder Argumente, teilweise folgen sie schnell aufeinander. Was in manchen Szenen gut wirkt, um die vorherrschende Atmosphäre und Spannung zu schüren und die Verzweiflung der Charaktere glaubhaft darzustellen, nervt in anderen, denn als Leser gewinnt man irgendwann den Eindruck, der Autor traue es ihm nicht zu, sich Dinge zu merken oder dass man die Bedeutung derjenigen nicht richtig einzuschätzen vermag, denen die Protagonisten im Laufe der Geschichte begegnen.

Fans von Tom Knox wird dieser Roman ebenso ansprechen, wie viele Anhänger Dan Browns – Knox ist sowohl in Hinblick auf Tempo- und Spannungsentwicklung, als auch mit dem Hang zu mysteriösen, geheimnisvollen Hintergründen dem amerikanischen Autoren nicht unähnlich, auch wenn seine Bücher andere Epochen der menschlichen Geschichte thematisieren und stärker von Brutalität gekennzeichnet sind. Die intensive, kritische Auseinandersetzung mit Kambodschas Geschichte der 70er Jahre liest sich ebenso hochinteressant und erschreckend, wie das Szenario, das der Autor rund um die Zeit der Roten Khmer inszeniert.


Figuren
Tom Knox versteht es, seine Figuren lebendig und dreidimensional erscheinen zu lassen. Während man die Protagonisten im Verlauf der Geschichte immer näher kennen lernt, mit ihnen mitfühlt und -fiebert, dosiert der Autor den jeweiligen Hintergrund der Nebenfiguren genau auf das Maß, das ihnen zusteht und mit dem sie für den Verlauf der Ereignisse ausreichend Tiefe erhalten. So sind alle Charaktere und ihre Entwicklungen im Laufe der Handlungen glaubhaft ausgearbeitet und die individuellen Motive nachvollziehbar, auch wenn sich nicht wenige von ihnen geheimnisvoll geben.

Chemda Tek ist eine Kambodschanerin aus gutem Hause, die für das Rote-Khmer-Tribunal arbeitet. Sie verfolgt die Mission, die Hintergründe der Massenmorde und unmenschlichen Experimente aus der Zeit der Diktatur aufzudecken und zu verfolgen. Unerschrocken und hartnäckig macht sie sich an diese Aufgabe, die sich als besonders schwierig herausstellt, denn sie erhält aus der Bevölkerung kaum Unterstützung – besonders die Älteren, nicht selten ehemalige Rote Khmer, hüllen sich in einen Deckmantel des Schweigens und tun alles dafür, die Geschichte ruhen zu lassen. Ihr zur Seite steht der Fotograf Jake Thurby. Geplagt von unverarbeiteten Traumata aus der Vergangenheit, mit denen er bislang nicht fertig geworden ist, setzte er bisher auf einen riskanten Lebenswandel, unter anderem als Kriegsberichterstatter. Als er auf Chemda trifft, gerät auch er in das Visier der Verfolger. Auf der gemeinsamen Flucht kommen sich beide näher.

Die Geschichte ist facettenreich aufgebaut, Tom Knox verzichtet bei den Antagonisten ebenso auf Einseitigkeit wie bei den Hauptfiguren. Daher vermag der Thriller – auch in Hinblick auf die Beteiligten – immer wieder aufs Neue zu überraschen.


Aufmachung des Buches
Der Thriller wird als fest gebundenes Buch angeboten, die Buchdeckel sind in einem tiefen Rot eingefärbt. Ganz anders der Buchumschlag: bis auf den weißgrauen Menschenschädel auf der Vorderseite wird der Umschlag von tiefdunklen Tönen bestimmt – diese Gestaltung passt sehr gut zum Inhalt. Auf den Einschlägen der Buchhülle befinden sich vorne eine detailliertere Beschreibung des Inhalts, im hinteren Teil Kurzinformationen zu Tom Knox.


Fazit
In Bibel der Toten verknüpft Tom Knox mysteriöse Knochenfunde aus der Frühzeit mit grauenvollen Experimenten zur Zeit der Roten Khmer. Das Ergebnis ist ein brisanter Thriller, der den Leser – trotz kleinerer Schwächen – mit seinem hohen Tempo und den dramatischen Entwicklungen in Atem hält.


3 5 Sterne


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