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Ich hätte bei Julian schlafen können. Ich weiß, dass er das von mir erwartet nach dem, was wir zusammen erlebt haben. Die Entführung, der Kuss. Ich hab ihn schließlich hergebracht. Ich hab ihn befreit und ihn in dieses Leben gezerrt. Nichts sollte mich davon abhalten, neben ihm zu schlafen.

Die Geheilten würden sage, dass wir infiziert sind. Und wer weiß? Vielleicht haben sie sogar Recht. Vielleicht ist Liebe wirklich eine Krankheit und wir wären ohne sie besser dran.

Requiem 

Originaltitel: Requiem
Autor: Lauren Oliver
Übersetzer: Katharina Diestelmeier
Verlag: Carlsen
Erschienen: 01/2014
ISBN: 978-3-551-58301-7
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Lena ist mit Julian wieder zurück in der Wildnis. Doch von Glück und trauter Zweisamkeit sind die beiden weit entfernt. Alex ist wieder da und so kalt und abweisend, dass es die Zusammenarbeit in der Gruppe nicht gerade einfach macht. Der Kampf der Widerstandsbewegung geht unvermindert weiter, blutiger und gewalttätiger als jemals zuvor. Für Lena keine leichte Zeit, stellt sie doch immer noch vieles in Frage. Doch das Auftauchen einer bestimmten Person wird für sie zur innerlichen Kraftprobe und Lena muss erkennen, dass Liebe, Freiheit und ein Leben, wie sie es sich vorstellt, ihren Preis haben und sehr, sehr weh tun können.

Melancholisch, sehr dezent und einfach hat Lauren Oliver requiem zu Papier gebracht.


Stil und Sprache
Keine Frage, es gibt viele sehr gewalttätige und auch oftmals blutige Szenen, doch der Tonfall bleibt dabei sanft und einfach. Für meinen Geschmack zu sanft. Mir hat die Energie gefehlt, mit der der Vorgängerband verfasst war. Zudem hat der letzte Band eine frappierende Ähnlichkeit mit den Ereignissen aus dem ersten Band. Der Leser erlebt abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Lena und Hana die Geschehnisse in der Wildnis und in der Stadt. Diese zwei Handlungsstränge erzeugen eine gewisse Spannung und beantworten auch so manche Frage, werfen aber auch wieder neue auf. So überlässt es die Autorin der Leserfantasie, wie das Schicksal von Hana aussieht oder das von Lenas Mutter. Die mehr als kryptischen Gedanken von Lena geben dem Roman dann noch einen Hauch von Mystic, ehe dem Buch am Ende ganz die Luft ausgeht. Nach den aufregenden Szenen und Dialogen des Bandes pandemonium geht es in diesem letzten Teil vergleichsweise ruhig und beschaulich zu, auch wenn es am Schluss zu einem bombastischen und hochexplosiven Finale kommt und die beiden Handlungslinien zu einem Strang zusammen kommen.


Figuren
Der Wandel von Lena, Alex, Hana und Julian ist mit einfachen Worten sehr ausdrucksstark dargestellt. Aus den einstigen unschuldigen Charakteren sind willensstarke, harte und zum Großteil auch kompromisslose Figuren geworden, die viel Leid und Qual erlebt haben – und dennoch oder gerade deswegen weiterkämpfen.

Lena erlebt zum ersten Mal das Gefühl der Eifersucht, der Hilflosigkeit und ist trotzdem nicht bereit, das, woran sie glaubt, so einfach aufzugeben. Sie stellt sich den Geistern ihrer Vergangenheit, wehrt sich und findet etwas, was ihr neue Kraft und Zuversicht gibt. Die Tatsache, dass ihr Vertrauen zu Raven nicht mehr da ist, sie aber dennoch auf deren Rat und Wissen über die Wildnis angewiesen ist, macht deutlich, dass sie alles tun will um aus diesem Kampf auf die eine oder andere Weise als Siegerin hervorzugehen – aber nicht um jeden Preis.

Hana hat den Eingriff der Heilung überstanden und lebt nach den Regeln und Vorschriften der Ordnung. Dabei glücklich ist sie aber nicht. Irgendwie scheint sie zweigeteilt zu sein. Sie plant die Trauung mit dem zugewiesenen Partner, folgt den Anweisungen ihrer Mutter aufs Wort und scheint nur noch zu funktionieren. Sie wirkt seltsam leblos. Irgendwie ohne Anteilnahme. Der öffentliche Druck, das sorgfältig aufgebaute und inszenierte Image der glücklichen Bürgermeisterehefrau und die Pläne ihrer Familie lassen sie wie eine Marionette wirken.

Aufmachung des Buches
Das Buch ist in einem dunklen Grüngold gebunden, das leicht metallic glänzt, und hat auf dem Buchrücken den Titel eingeprägt. Ein goldfarbiges Leseband gehört ebenfalls dazu. Der Schutzumschlag zeigt die Hälfte eines schönen Frauengesichts, welches die Augen geschlossen hat. Die Farbpalette der optischen Aufmachung erstreckt sich von Weiß und Rosa über Braun und Beige bis hin zu einem warmen Moosgrün und anderen Grüntönen. Das Wort „Freiheit“ ist über den ganzen Umschlag verteilt abgedruckt und glänzt, wenn man das Buch leicht bewegt. Nicht nur optisch ein schöner Effekt. Auf der Rückseite der Buchhülle steht in Weiß ein kleiner Textausschnitt vor einem dunklen Hintergrund, der von Mossgrün bis zu einem helleren Mooston geht. In der unteren Hälfte sind die 3 Cover der eBookausgaben „hana“, „raven“ und „annabel“ abgebildet. Neben dem Buchtitel gibt es auch eine lateinische Übersetzung. Die andere Gesichtshälfte ist auf der linken Klappe zu sehen, auf der auch eine längere Ausführung über den Romaninhalt steht. Auf der rechten Klappe sind Bilder von der Autorin sowie der Übersetzerin zu sehen und einige Worte zu ihnen. Eine Buchgestaltung, die mir ausgesprochen gut gefällt.


Fazit
Auch wenn viel geschieht, hat mir der Pfiff, das gewisse Etwas, gefehlt. Keine Frage, es war eine schöne Reise mit Lena, aber ich bin auch froh, dass diese nun vorbei ist. Im Ganzen betrachtet, ist requiem leider ein sehr schwacher Abschluss der Amor-Trilogie. Schade, aber nach dem starken zweiten Band hatte ich mir hier deutlich mehr erwartet.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: delirium
Band 2: pandemonium

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