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BLUT, FEUER UND SCHWEFEL
Der erste Fall für die Polizei von New York

New York 1845. Dem jungen Polizisten Timothy Wilde läuft auf der Straße ein völlig verstörtes kleines Mädchen in die Arme. Sie trägt ein blutdurchtränktes Nachthemd und will oder kann nicht sagen, wer sie ist und was ihr zugestoßen ist. Kurz darauf findet er auf einem entlegenen Gelände neunzehn vergrabene Kinderleichen. In der Stadt kursieren die wildesten Gerüchte, die politische Situation ist angespannt bis zum Zerreißen …

 

Der Teufen von New York 

Originaltitel: The Gods of Gotham
Autorin: Lyndsay Faye
Übersetzerin: Michaela Meßner
Verlag: dtv
Erschienen: 1. März 2014
ISBN: 978-3-423-24993-5
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Erst 1845 wird in New York eine Polizei gegründet, um die zunehmende Kriminalität zu bekämpfen und für Recht und Ordnung auf den Straßen zu sorgen. Zu der neu zusammengestellten Polizeitruppe aus Männern unterschiedlichster Schichten gehört auch Timothy Wilde. Nach einem fatalen Brand seiner Lebensgrundlage beraubt nimmt er den Job, den ihm sein ebenfalls bei der Polizei arbeitender Bruder Valentine vermittelt hat, widerwillig an. Als auf einem entlegenen Gelände neunzehn Kinderleichen entdeckt werden, beginnt Timothy mit seinen Ermittlungen in einem unfassbaren Kriminalfall, bei dem alles auf einen bestialischen Serienmörder hindeutet. Doch Eile ist geboten, denn wilde Spekulationen sorgen für eine gefährlich aufgeheizte Stimmung in der Stadt. 

„Der Teufel von New York“ aus der Feder der amerikanischen Autorin Lyndsay Faye ist der erste, viel versprechende Band einer neuen historischen Thriller-Reihe, die im legendären Armenviertel Five Points im Süden Manhattans Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist und durch sein genial eingefangenes Lokalkolorit besticht. Im Mittelpunkt steht der junge sympathische Polizist Timothy Wilde, der einen äußerst spektakulären und fesselnden Fall zu lösen hat und hierzu immer tiefer in einen unvorstellbaren Sumpf aus Rivalitäten, Gewalt, Elend, Korruption, Rassismus und religiösem Fanatismus vordringen muss.


Stil und Sprache
Erzählt werden die Geschehnisse aus Timothys Perspektive in der ersten Person, so dass der Leser außergewöhnlich tiefe Einblicke in die Überlegungen und Gefühlswelt des Protagonisten erhält. Für den Auftakt ihrer Romanreihe hat die Autorin einen sehr behutsamen Einstieg gewählt und man merkt bald, dass sie zunächst ein großes Augenmerk auf die ausführliche Einführung der handelnden Figuren, ihre Vorgeschichte und detaillierte Beschreibungen ihres Umfelds verwendet. Entsprechend entwickeln sich der eigentliche Kriminalfall und die Ermittlungen erst sehr schleppend. 

Grandios gelingt es der Autorin die hervorragend recherchierten, historischen Hintergründe einschließlich des religiösen Umfelds und der politischen Verhältnisse jener Zeit herauszuarbeiten und stimmig in die Handlung einzubauen. Faye versteht es ausgezeichnet, die unterschiedlichsten Schauplätze lebendig werden zu lassen und auch die unvorstellbare Lebenssituation in den Armenvierteln derart realistisch einzufangen, dass man ein lebendiges, authentisches Bild der damaligen Zustände vor Augen hat und die besondere Atmosphäre der Großstadt förmlich spüren kann. Je intensiver man in das bedrückende Milieu jener Zeit eintaucht und die religiösen und rassistischen Animositäten insbesondere gegenüber der katholischen Einwanderer aus Irland kennen lernt, desto mehr legt sich eine unheilvolle, grauenerregende Stimmung auf die äußerst komplex angelegte Geschichte. Auch wenn der fesselnde Kriminalfall manchmal sogar in den Hintergrund der Handlung rückt, steigert sich die Spannung mit den vielen undurchsichtigen Verwicklungen und Wendungen zunehmend. Viele Figuren machen sich im Laufe der Handlung verdächtig, und so ist man schließlich doch sehr überrascht über die Auflösung und Motive für die unfassbaren Verbrechen.

Faye hat einen ungewöhnlich ausschweifenden Erzählstil, an den man sich anfangs erst gewöhnen muss. Sie erzählt allerdings derart mitreißend und bildgewaltig, dass man schon bald völlig vom Geschehen und der Atmosphäre gefangen ist. Um ihre Geschichte noch authentischer und mit einem besonderen Flair zu gestalten, hat sie für viele Dialoge Ausdrücke aus der alten Gaunersprache „Flash“ verwendet, über die es im Anhang ein eigenes Glossar gibt. Obwohl sich in vielen Fällen die Bedeutung dieser Geheimsprache aus dem Kontext ergibt, ist es sicher hilfreich, sich schon vor der Lektüre einen kleinen Überblick über die Bedeutungen zu verschaffen.


Figuren
Zu ihrem Protagonisten Timothy Wilde hat die Autorin ein außergewöhnlich umfangreiches und facettenreiches Psychogramm ausgearbeitet. Im Laufe der Geschichte lernt man eine sehr interessante, tiefgründige Persönlichkeit mit seiner familiären Vorgeschichte und Schicksalsschlägen kennen. Die Autorin hat eine authentische, trotz aller Ecken und Kanten sympathische Figur zum Leben erweckt, deren Emotionen und Motive sehr gut nachvollziehbar sind. Fesselnd ist es, Timothys charakterliche Entwicklung mitzuverfolgen und mitzuerleben, wie er in seinen neuen Beruf hineinwächst und trotz aller Widrigkeiten für seine menschlichen Überzeugungen eintritt. Sehr glaubwürdig wird beschrieben, wie aus dem Polizisten wider Willen ein umsichtiger und engagierter Ermittler wird, der mit seiner genialen Kombinationsgabe und Hartnäckigkeit den äußerst verzwickten Kriminalfall zu lösen weiß. Sehr gelungen ist auch Tims etwas zwielichtiger, älterer Bruder Valentine und ihre problembehaftete Beziehung zueinander ausgearbeitet, die für reichlich Konfliktstoff sorgt.

Viele faszinierende Nebenfiguren bereichern die Szenerie und vermitteln ein sehr realitätsnahes Bild der damaligen Verhältnisse in New York und der Lebensbedingungen im Armenviertel Five Points. Zudem begegnet man auch einigen sehr glaubwürdig in die Geschichte eingeflochtenen, historischen Persönlichkeiten wie beispielsweise dem Polizeipräsidenten George Matsell, der tatsächlich ein Lexikon zu „Flash“, der Sprache der Unterwelt, verfasst hat.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch mit Klappbroschur hat ein sehr ansprechend gestaltetes Cover, das sehr gut zur Ausgangssituation des Thrillers passt. Durch ein Loch in einer verdreckten Glasscheibe fällt der Blick auf einen in Braun- und Beigetönen gehaltenen städtischen Straßenzug. Im Vordergrund ist ein kleines barfüßiges Mädchen zu erkennen, das mit einem hellen, blutbefleckten Nachthemd bekleidet ist. Die Umrahmung und der auffällige, in der Mitte des Covers platzierte Titel des Buchs sind mit Spotlack veredelt.

Gegliedert ist das Buch in einen Prolog und 28 Kapitel. Ein ausführlicher Anhang mit historischem Nachwort der Autorin, Nachbemerkung der Übersetzerin und kleinem Glossar der Gaunersprache, in dem sich viele Begriffe des im Roman verwendeten „Flash“ nachschlagen lassen, runden den Roman ab.


Fazit
„Der Teufel von New York“ ist der fulminante Auftakt einer viel versprechenden historischen Thriller-Reihe um den jungen sympathischen Copper Timothy Wilde, einem Mitglied der neu gegründeten Polizeitruppe der Stadt.
Auf eine einzigartige, mitreißende Weise ist es der Autorin gelungen, die faszinierende Atmosphäre und politisch aufgeheizte Stimmung in New York Mitte des 19. Jahrhunderts einzufangen und die vielen sorgsam recherchierten, historischen Fakten zu einem packenden Kriminalfall zu verdichten.
Man darf schon sehr gespannt auf Timothys Ermittlungsarbeit im nächsten spektakulären Fall sein!


4 5 Sterne


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