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Das alte Notizbuch ist bis auf die letzte Seite gefüllt mit fremdartigen Zeichen und mysteriösen Hinweisen. Das Werk eines Wahnsinnigen oder der Schlüssel zu einem der bestgehüteten Geheimnisse des Abendlandes? Drei Männer und eine junge Frau stellen sich dem schier aussichtslosen Unterfangen und machen sich daran, das Rätsel zu lösen. Doch schon bald müssen sie erkennen, dass es für sie kein Zurück mehr gibt. Denn am Ziel ihrer unglaublichen Reise rund um den halben Erdball steht ein Fund, der das Ende der Christenheit einläuten könnte: das Evangelium des Judas. Oder ein Verrat, der für sie alle den Tod bedeutet.

 

Die Judas Papiere 


Autor: Rainer M. Schröder
Verlag: Arena
Erschienen: 06/2008
ISBN: 978-3-401-6185-6
Seitenzahl: 669 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Byron Bourke ist schockiert, hat er doch soeben erfahren müssen, dass er sein gesamtes Vermögen verloren hat. Doch seine Situation wird noch ungemütlicher, als er einer mysteriösen Einladung folgend, feststellen muss, dass er einer schamlosen Intrige zum Opfer gefallen ist. Aber damit ist er nicht allein. Harriet, Alistair und Horatio stecken in der gleichen unangenehmen Lage, auch wenn sie von seiner Lordschaft nicht um ihr gesamtes Vermögen gebracht wurden. Um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen, sehen sich die vier gezwungen, der Erpressung von Lord Pembroke Folge zu leisten - hält dieser doch äußerst prekäre Druckmittel gegen sie in der Hand. Und so setzen Harriet, Byron, Alistair und Horatio ihr ganzes Können und Wissen auf der Suche nach den legendären Judaspapieren ein, die einst vom Bruder Lord Pembrokes gefunden und wieder versteckt wurden. Ein mehr als gefährliches Abenteuer, das einer von ihnen mit dem Leben bezahlen wird und sich als Fluch und Segen zugleich herausstellt.

Etwas dumpf hat Rainer M. Schröder diese Mischung aus historischem Thriller und Fantasy in Worte gefasst.


Stil und Sprache

Eine Kombination aus allwissendem Erzähler und der personalen Erzählperspektive der dritten Form gibt hier dem Roman die Spannung. In acht Teile gegliedert erfährt der Leser auf diese Weise Dinge, die den agierenden Figuren verborgen bleiben, ohne dass dem Leser dabei das Mitfiebern während der Suche genommen wird. Das Besondere dabei: der Leser kann die einzelnen Rätsel auch allein lösen, da Rainer M. Schröder auf einigen Seiten die entsprechenden Codes und Bilder mit in die Handlung integriert hat. Das war einerseits spannend, andererseits etwas ermüdend, steht da doch vieles in alter Schrift – welche nicht immer leicht zu entziffern gewesen ist. Doch dem Unterhaltungswert tut das keinen Abbruch. Der Charme der Sprechweise, die gegen Ende des 19. Jahrhhunderts in England üblich war, gibt dem Buch das gewisse Etwas. Im Verlauf der Handlung erfährt der Leser viel Wissenswertes über die Geschichte der Kirche, diverse Codierungen und die historischen Hintergründe so mancher Stadt, die in dem Buch vorkommt. Dennoch muss ich gestehen, dass ich einige Kapitel für komplett überzogen halte. Da kommt mir dann ein Tick zu viel Fantasie ins Spiel und der Autor wich vollkommen von dem ansonsten vorherrschenden Weg der historischen Präsenz des Evangelium ab. Von da an wurde das bis dorthin wundervolle Lesevergnügen ins Lächerliche gezogen und die Handlung mehr als unglaubwürdig.


Figuren
Rainer M. Schröder hat hier einen bunten Haufen an unterschiedlichsten Charakteren zusammengeworfen, die alle auf ihre Weise überzeugen, zu unterhalten wissen und dabei nicht individueller sein könnten. Witz, Geist, Charme und Fingerfertigkeit sind die Komponenten, mit denen hier eine Gruppe herrlicher Figuren eine abenteuerliche Suche nach einem kleinen Buch erlebt, die am Ende für jeden den Moment der Wahrheit inne hat.

Da gibt es den alten, verknöcherten Adligen, der seine Umwelt mit Bissigkeit, Geld und Erpressung plagt, den stets pflichtbewussten und Haltung wahrenden Butler, der sich als reinster Quell der Überraschungen entpuppt und den lässigen Spieler, der mit einem umwerfenden Charme selbst dem geizigsten Konkurrenten das Geld aus der Tasche zieht. Ebenso ein Stelldichein gibt sich die Branche der Langfinger, wenn auch nicht auf die verbrecherische Art – im Gegenteil, Horatio hat eine sehr ungewöhnliche wie unnormale Geschichte.

Horatio ist ein sehr stiller, bedächtiger Charakter, der nicht nur die schönen Seiten des Lebens kennt, sondern auch deren Schattenseiten. Und auch wenn ihm das Leben nicht immer wohl gesonnen war, so hat er sich doch eines bewahrt: sein Talent mit Stift und Papier. Seine Interpretation von Gerechtigkeit erinnerte mich ein bisschen an Robin Hood, nur dass Horatio bei den Reichen etwas nimmt, das nicht direkt etwas mit Geld zu tun hat. Er hat eine ganz besondere Art die Dinge zu betrachten, zu definieren und sich selbst zu sehen. Eine Gabe, die ihm nicht nur einmal das Leben rettet und für seine neuen Freunde schon bald zum reinsten Gewinn wird.

 
Aufmachung des Buches
Das cremeweiß gebundene Buch hat einen Schutzumschlag, der mit seinen Beige-, Grau- und Brauntönen sehr gut mit dem Buchkörper harmoniert. Das einzig Auffällige: das glänzende Rot des Buchtitels. Das Covermotiv zeigt ein Siegel, verschiedene Schriften und ein verknotetes Lederband. Auf der Rückseite steht eine kleine Übersicht über den Romaninhalt. Nicht wirklich herausragend, aber es passt wunderbar zum Titel.


Fazit
Ein unterhaltsamer historischer Thriller, der zwar mit ein paar Schwächen zu kämpfen hat, dafür aber mit sehr sympathischen Hauptfiguren und einer abwechslungsreichen Handlung punkten kann – zumindest die meiste Zeit.


4 Sterne


Hinweise
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