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Kein Tag vergeht, ohne dass die Medien über wachsende Gewalt unter Kindern und Jugendlichen berichten – und im Konzert mit aufgeregten Politikern den Eltern sowie Computerspielen und Gewaltfilmen die Schuld geben. Das ist nicht nur falsch, sondern gefährlich, sagt Pfarrer Thomas Hartmann. Denn wer Heranwachsenden die Möglichkeit nimmt, Gewalt und Aggressionen spielerisch auszuüben, löst keine Probleme, sondern schafft sie erst.
Ein provokantes Plädoyer für das Ende der Tabuisierung von Gewalt in Gesellschaft und Erziehung.
Mit einem Kapitel „Pro und Contra“ der populärsten Computerspiele.

 

  Autor: Thomas Hartmann
Verlag: Eichborn
Erschienen: 09/2007
ISBN: 9783821856636
Seitenzahl: 266 Seiten 


Stil und Sprache
Thomas Hartmann, evangelischer Pfarrer und Vater von vier Kindern hat hier ein äußerst brisantes Thema aufgegriffen: Jugendgewalt. Er räumt mit der Ansicht auf, dass Gewalt unter (v.a. männlichen) Jugendlichen ein neueres Phänomen ist und erörtert, dass die Gewaltbereitschaft unter jungen Menschen sogar zurückgegangen ist. Kinderbandenkriege auf den Straßen, Prügeleien auf dem Schulhof und öffentliches Erbsenpistolengeballere – was vor einigen Jahrzehnten noch als völlig normal galt, würde heute mit Empörung und nicht selten mit einer Anzeige bei der Polizei quittiert. Warum ist das so? Warum wird jegliche Jugendgewalt in unserer heutigen Gesellschaft so stark tabuisiert?
Hartmann erklärt die Gründe und geht vor allem auch auf Jugendgewalt in früheren Zeiten ein.
Seine Ausführungen sind sehr gut lesbar. Der Stil ist nicht trocken, die Sprache sehr gut verständlich. Keine Spur von verquaster Syntax, die sich einen wissenschaftlichen Anstrich geben will. Der Autor demonstriert hier sehr gut, dass ein Text durchaus wissenschaftlich fundiert und trotzdem unterhaltsam und gut lesbar sein kann.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Thomas Hartmann lässt viele eigene Erfahrungen einfließen. Sowohl Kindheits- und Jugenderinnerungen spielen eine wichtige Rolle. Aber auch Erfahrungen, die er als evangelischer Pfarrer mit heutigen Jugendlichen (z.B. in einer Konfirmandengruppe) gesammelt hat. Das Buch wirkt dadurch persönlicher und man liest es lieber, weil man merkt, dass der Mann wirklich einen Zugang zum Thema hat und sich nicht nur theoretisch damit beschäftigt. Das fand ich sehr gut. Auch die Beispiele für Jugendgewalt in früheren Zeiten (z.B. Amokläufe an Schulen, die auf keinen Fall mit gewaltverherrlichenden Computerspielen in Zusammenhang gebracht werden können, weil Computer zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal erfunden waren...) machen deutlich, worauf Hartmann hinaus will. Als Pfarrer hat er natürlich auch Gewalt in der Bibel thematisiert.
Der Autor hat hier ein unterhaltsames und sehr gut lesbares Buch zu einem Thema geschrieben, das ansonsten eher trocken angegangen wird. Das finde ich vor allem deshalb wichtig, weil die Debatte so auch einer breiteren Masse zugänglich gemacht wird und nicht nur im akademischen Kontext hängen bleibt.
Angesprochen werden hier nicht nur Pädagogen, sondern auch Eltern und alle an der Debatte Interessierten, die sich mit dem Thema beschäftigen wollen. Und: Das Buch wäre sicherlich auch was für Politiker.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Darauf ist ein Porträt des Autors abgebildet. Das Cover wirkt durchaus ansprechend, weil Hartmann kompetent und von seiner Meinung überzeugt wirkt. Im Innenteil des Buches gibt es keine Abbildungen.


Fazit
„Schluss mit dem Gewalttabu!“ ist in meinen Augen ein wichtiger Beitrag zur Debatte um Jugendgewalt. An einigen Stellen hatte ich allerdings ein wenig den Eindruck, dass der Autor etwas zu einseitig argumentiert und Gewalt ab und an auch etwas verharmlost wird. Natürlich kann er als erwachsener Mann, der einen Reifungsprozess durchgemacht und sich mit dem Thema ausführlich beschäftigt hat durchaus zwischen Gewalt, die sich „im Rahmen hält“ und Gewalt, die eben darüber hinaus geht unterscheiden – Jugendliche können das aber vielleicht doch nicht immer so genau dosieren. Das betont Hartmann zwar auch öfter, aber manchmal scheint er es ja doch ein bisschen zu vergessen.
Alles in allem aber trotzdem empfehlenswert!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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