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Niemand kennt Anna Kronbergs Geheimnis – bis Sherlock Holmes sie durchschaut …

In einer Zeit, in der nur Männer an Universitäten zugelassen sind, schneidet sich Anna Kronberg die Haare ab, zieht Hosen an und studiert Medizin. Als angesehener Arzt gerät sie in das Zentrum einer monströsen Verschwörung und selbst in tödliche Gefahr, der sie nur mithilfe ihres scharfen Verstandes - und dem Beistand von Sherlock Holmes - entkommen kann.

 

Teufelsgrinsen 

Originaltitel: The Devil’s Grin
Autorin: Annelie Wendeberg
Übersetzer: Kathrin Bielfeldt, Jürgen Bürger
Verlag: Kiepenheuer und Witsch
Erschienen: 13. Februar 2014
ISBN: 978-3-462046434
Seitenzahl: 240 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
London, Ende des 19. Jahrhunderts: Der aus Deutschland stammende Arzt Dr. Anton Kronberg ist als führender Bakteriologe und Englands Spezialist für Infektionskrankheiten am Guy`s Hospital in London beschäftigt. Als im Londoner Wasserwerk die Leiche eines scheinbar an Cholera erkrankten Mannes entdeckt wird, wird er von Scotland Yard herbeigeholt. Am Fundort des Toten begegnet Kronberg Mr. Sherlock Holmes, der als beratenden Detektiv ebenfalls hinzugezogen wurde und von einem Verbrechen ausgeht. Obwohl Holmes Kronbergs Geheimnis dank seiner außergewöhnlich scharfen Beobachtungsgabe sofort durchschaut und dessen wahre Identität erkennt, verspricht er Stillschweigen darüber zu bewahren. Als sich bei der anschließenden Obduktion herausstellt, dass der Tote absichtlich mit den tödlichen Bakterien infiziert wurde, beschließen die beiden gemeinsam in diesem Fall zu ermitteln und die Hintergründe dieserTat aufzudecken.

Mit ihrem Debüt hat die deutsche Autorin Annelie Wendeberg einen unterhaltsamen, viel versprechenden Auftakt zu einer neuen historischen Krimireihe vorgelegt, die im viktorianischen England angesiedelt ist. Im Mittelpunkt des Romans stehen die außergewöhnlichen Hauptfiguren Dr. Kronberg, eine Ärztin in Männerkleidern, und der berühmte Detektiv Sherlock Holmes, den der Leser einmal von einer völlig anderen Seite kennenlernt. Unter Einsatz ihres Lebens geht das ungleiche Ermittlerpaar einem verzwickten Kriminalfall auf den Grund.

Anzumerken ist noch, dass die deutsche Autorin Annelie Wendeberg ihren Debütroman zunächst auf Englisch geschrieben und veröffentlicht hat, und dieser nun als deutsche Übersetzung bei uns erschienen ist.


Stil und Sprache
Der Roman lässt den Leser in das London am Ende des 19. Jahrhunderts eintauchen, einer Zeit, in der desolate hygienische Verhältnisse, Hunger und Armut in den Slums und Armenhäusern der Stadt vorherrschen und wesentlich mehr Todesopfer fordern, als die ebenfalls häufigen Gewaltverbrechen. Vor diesem historischen Hintergrund geht die Autorin ausführlich auf die damaligen medizinischen Erkenntnisse im Bereich der Bakteriologie und Bekämpfung der gefürchteten Infektionskrankheiten wie Cholera oder Tetanus ein. Viele gut recherchierte, authentische Details zur medizinischen Forschung jener Zeit hat sie informativ und kurzweilig in die Handlung eingebaut. Zugleich gibt sie dem Leser einen Einblick in die gesellschaftlichen Zustände der spätviktorianischen Epoche, der nicht frei von Sozialkritik ist.

Erzählt wird aus Dr. Kronbergs Sicht in der ersten Person, so dass man unmittelbar an den Gedanken und Überlegungen der Hauptfigur teilhaben kann. Die eigentliche Kriminalhandlung entwickelt sich mit den vielschichtigen Hintergründen zwar recht interessant, doch etwas vorhersehbar, so dass selten wirkliche Spannung aufkommt. Fesselnd machen den Roman hingegen die spannungsgeladenen Begegnungen der beiden so unterschiedlichen Hauptfiguren Kronberg und Holmes, denen man immer wieder voller Vorfreude entgegensieht. Ihre brillanten verbalen Schlagabtausche sind äußerst amüsant, scharfzüngig und humorvoll und verleihen der Geschichte zusätzliche Würze.
Den Schilderungen der Schauplätze des spätviktorianischen Londons fehlt es leider etwas an Atmosphäre und ausführlicher Ausarbeitung, um ein lebendiges Bild der Stadt entstehen und den Leser völlig in das besondere Londoner Flair abtauchen zu lassen.
Der Schreibstil der Autorin liest sich sehr flüssig und angenehm, wobei die Sprache allerdings oft der damaligen Zeit nicht ganz angemessen und zu modern erscheint. Trotz umfangreicher Recherchen sind der Autorin auch einige anachronistische Fehler unterlaufen, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen.


Figuren
Eine große Stärke der Autorin sind ihre beiden sympathischen Hauptfiguren Dr. Kronberg und Sherlock Holmes, die sehr lebendig und facettenreich ausgearbeitet sind. Auch ihre Handlungen und Beweggründe sind insgesamt sehr glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt. Viele der Nebenfiguren, zu denen auch einige historisch verbürgte Persönlichkeiten gehören, bleiben allerdings blass und werden im weiteren Verlauf teilweise auch schnell wieder fallen gelassen.

Insbesondere mit Dr. Kronberg und ihrem brisanten Geheimnis, das ein aufreibendes Versteckspiel und Doppelleben mit ständigem Wechsel der Persönlichkeit Anton/Anna erfordert, hat die Autorin eine äußerst interessante, tiefgründige Figur geschaffen, in deren Gefühle und inneren Konflikte man sich leicht hineinversetzen kann.
Sehr faszinierend ist es, wie die Autorin Sherlock Holmes, den berühmtesten Detektiv aller Zeiten aus den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle, zum Leben erweckt hat und den der Leser vor allem aus Annas Sichtweise kennenlernt. Viele seiner Eigenarten sind sehr gekonnt getroffen, doch gewisse menschliche Züge, die sie ihm eingehaucht hat, haben mit der ursprünglichen einzelgängerischen und wenig emotionalen Romanfigur nicht mehr viel gemein und werden eingefleischten Sherlock Holmes-Fans etwas unpassend erscheinen.
Anna Kronberg ist hochintelligent, schlagfertig und sehr selbstbewusst, wodurch sie ein intellektuell durchaus ebenbürtiger Gegenpart zum genialen Sherlock Holmes ist. Da sich Anna weder von Holmes Scharfsinn noch von seiner Arroganz irritieren lässt, gibt sie ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit ordentlich Kontra und beginnt zudem sein hochkomplexes Innenleben zu analysieren, was diesem natürlich gar nicht behagt.


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur hat ein sehr ansprechendes, in Schwarz und blassen Blaugrautönen gehaltenes Covermotiv, das hervorragend zum Schauplatz des Kriminalromans passt. Wie in Nebel eingehüllt lassen sich schemenhaft Big Ben und die undeutlichen Umrisse weiterer Sehenswürdigkeiten Londons an der Themse erkennen, die sich auch auf der Buchrückseite noch fortsetzen. Mit dem Raben und der ganz in schwarz gekleideten Frauengestalt mit Zylinder und langem Mantel vermittelt es eine mysteriöse, etwas düstere Stimmung. 

Unterteilt ist der Roman in 23 Kapitel, neben dem vorangestellten Vorwort finden sich am Ende eine kurze Anmerkung mit einigen Erläuterungen und eine Danksagung der Autorin.


Fazit
„Teufelsgrinsen“ ist ein unterhaltsamer und humorvoller historischer Kriminalroman, der den Leser mitnimmt auf eine interessante Zeitreise ins viktorianische London und in die damalige männerdominierte Welt der Medizin. 

Trotz einiger Schwächen ein gelungener, abwechslungsreicher Auftakt zu einer neuen Krimireihe rund um das außergewöhnliche Ermittlerpaar Anna Kronberg und Sherlock Holmes, der schon sehr neugierig auf die Fortsetzung macht.
Eine empfehlenswerte kurzweilige Lektüre für alle Fans der viktorianischen Ära und für Leser, die den Meisterdetektiv Sherlock Holmes einmal von einer völlig anderen Seite kennen lernen möchten!


4 Sterne


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