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Richard Sharpe wird Zeuge eines Massakers an einem britischen Außenposten - verantwortlich ist ein englischer Offizier, der zur verfeindeten Marathen-Konföderation übergelaufen ist. Sharpe begibt sich auf die Jagd nach dem Verräter.
Dabei muss er tief ins Feindesland vordringen und wird bald selbst zum Gejagten. Sein Weg führt ihn zu dem kleinen Dorf Assaye, wo die englische Armee sich einer gewaltigen indischen Übermacht stellen muss. Unter den Reihen des Feindes ist auch der Überläufer. Sharpe wittert die Chance, ihn ein für alle Mal zu stellen.

 

  Autor: Bernard Cornwell
Verlag: Lübbe
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-404-15982-6
Seitenzahl: 463 Seiten 


Grundidee der Handlung
Ehe der Leser dieses Mal in das eigentliche Abenteuer eintauchen kann, wird er Zeuge eines Massakers, das einzig Sharpe überlebt. Der Schuldige ist Major William Dodd, ehemals Offizier der East India Company und gesucht wegen Mordes. Geplagt von Schuldgefühlen versieht Sharpe seinen Dienst. Während Hakeswill Sharpes Reichtum auf die Spur kommt und einen teuflischen Plan ausheckt, wird Colonel McCandless, den man schon aus “Sharpes Tiger” kennt, beauftragt, Dodd zu fassen und vors Kriegsgericht zu bringen. Gemeinsam mit Sharpe, der nur ungern Seringapatam verlässt, macht er sich auf die Suche. Hakeswill folgt ihnen wenig später mit einem Haftbefehl für Sharpe. Parallel dazu führt Wellesly seinen Krieg gegen die Marathen. Nach der Eroberung von Ahmadnargar hoffen Sharpe und McCandless den Major dort  dingfest zu machen, der ist aber schon längst über alle Berge. Unter dem Vorwand, eine französische Dame, die in Ahmadnargar zurückgelassen wurde, zu ihrem Ehemann zurückzubringen, gelangen die beiden ins Lager der Marathen. Dort muss Sharpe zeigen, was er wert ist, denn man bietet ihm eine Offiziersstelle an, wenn er überläuft. Dodd ist zum Greifen nah, doch unerreichbar. Unverrichteter Dinge müssen die beiden wieder abziehen und geraten wenig später in die Schlacht von Assaye. Wellesly ist der Marathen Armee hoffnungslos unterlegen und der Untergang der britischen Armee beschlossene Sache …


Stil und Sprache
Die Geschichte beginnt mit einem Paukenschlag – dem Massaker von Chasalgaon. So dramatisch wie der Roman beginnt, geht es nicht gleich weiter. Der Autor gönnt sich und dem Leser eine Atempause, in der er erzählt, was aus Sharpe seit dem letzten Abenteuer geworden ist. Er tut dies im gewohnten Stil, sprachgewandt, in gut lesbaren Sätzen, durchaus mit Anspruch, aber leider nicht immer. Wie schon im letzten Buch, finden sich zu Beginn wieder Passagen, die einfach nur mittelmäßig sind, die zum Teil schlechte Übersetzung trägt wieder ihren Teil dazu bei. Es muss aber gesagt werden, dass die Übersetzung alles in allem besser geworden ist.
Trotzdem hat man das Gefühl, in Indien zu sein, man spürt die Hitze und den Staub auf der Haut. Für Cornwell ist Indien nicht nur der exotische Schauplatz eines Abenteuerromans, sondern das Land, das sich die Briten unrechtmäßig angeeignet haben. Immer wieder klingt das in den Dialogen oder Bemerkungen der Charaktere des Romans an. Indien sollte Indien gehören, nicht den Briten.
Die Romane um Richard Sharpe folgen dem gleichen Strickmuster, immer Wellesly auf den Fersen. Dieses Mal spielt dieser die eigentliche Hauptrolle, obwohl nicht immer persönlich anwesend, ist er doch im Hintergrund immer präsent. Sehr geschickt verwebt Cornwell Sharpes Erlebnisse mit dem historischen Wellesly und seinem militärischen Aufstieg. Der spannendste Teil ist dieses Mal die Schlacht um Assaye, an der Sharpe mehr oder weniger nur als Zuschauer teilnimmt. Der Autor berichtet über die Schlacht aus der Sicht des Historikers, aber er erspart uns nicht das blutige Sterben der Soldaten, die eigentlich gar nicht wissen, wofür sie hier in Indien, weit weg von England, in den Tod marschieren. Die Marathen-Soldaten auf der Gegenseite werden von ihren Anführern ebenfalls nur als Kanonenfutter betrachtet. Dem Autor gelingt es zwar, falsches Pathos zu vermeiden, kann aber aufgrund der historischen Begebenheiten nicht verhindern, dass die britische Seite heldenhafter dasteht.


Figuren
Wieder werden historische und erfundene Personen bunt gemischt. Bekannte, wie McCandless und Hakeswill, begegnen dem Leser wieder, neue erscheinen auf der Bildfläche. Hakeswill ist verrückt böse wie eh und je, und obwohl er Sharpe verfolgt, bleibt er eine Randfigur. McCandless steigt auf und wird diesmal ausführlicher charakterisiert. Er ist nicht nur der bibelfeste Colonel, sondern man erfährt auch einiges über seine Sehnsüchte und Wünsche. Auch Welleslys Persönlichkeit wird vertieft. Als Leser spürt man den Mensch hinter der Fassade des Kommandeurs. Anhand der erfundenen Figur Simone Joubert erläutert der Autor die Stellung der Offiziersgattinnen in dieser Epoche. Leider bleibt sie blass und es will keine rechte Sympathie für sie aufkommen. Und was ist mit Sharpe? Er hat sich kaum verändert. Vier Jahre sind seit dem letzten Roman vergangen und er beherrscht sein Metier. Seine Vorgesetzten vertrauen ihm auch heiklere Missionen an. Ziemlich realitätsfern träumt er von einer Karriere als Offizier, um seine Kameraden aus dem Waisenhaus, in dem er aufgewachsen ist, zu beeindrucken. Für einen wie ihn eigentlich unmöglich, denn die Armee befördert nur in Ausnahmen Soldaten aus dem Mannschaftsstand.
Nun bleibt mir als Charakter nur noch William Dodd übrig. Während die meisten Personen bei Cornwell eher den Guten oder eindeutig den Bösen zuzurechnen sind, ist Dodd ein sehr ambivalenter Mensch. Ehrgeizig, brutal und skrupellos, geht er buchstäblich über Leichen, wenn es gilt, ein Ziel zu erreichen. Gleichzeitig aber sorgt er gut für seine Männer, kennt ihre Sorgen und Nöte. So gesehen fast ein Offizier wie aus dem Bilderbuch, im Gegensatz zu etlichen seiner Kollegen. Wie ihn also beurteilen? Oder verurteilen? Das überlasse ich für diesmal den Lesern.


Aufmachung des Buches
Der Titel “Sharpes Sieg” hebt sich in hellblauen, goldumrandeten Buchstaben vom dunkelblauen Hintergrund ab. Darunter prangt ein besonderer Säbel, der im Buch auch eine kleine Rolle spielt.
Es ist eine reich verzierte Waffe, deren goldener Griff die Form eines Elefantenkopfes hat. Im Hintergrund, durch den Griff sichtbar, tobt eine Schlacht, man sieht Reiter, einen Elefanten und Kanonen. Im unteren Drittel ist der in goldenen Buchstaben gedruckte Namen des Autors nicht zu übersehen. Ähnlichkeiten zum ersten Band sind gewollt und der Wiedererkennungsgrad hoch. Sharpe Fans werden garantiert nicht daran vorbei gehen.

Im Inneren wird der Roman durch eine Übersichtskarte der Schlacht von Assaye und ein ausführliches Nachwort zu den historischen Ereignissen ergänzt.


Fazit
Gut zu lesen, spannend bis zur letzten Seite! Die Atmosphäre ist stimmig und Schönmalerei unterbleibt. Was will man mehr? Wie beim letzten Mal auch schon – eine gelungenere Übersetzung.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:  
Band 1: Sharpes Feuerprobe

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