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Mila taucht völlig unerwartet in Allys Leben auf. Sie ist die Freundin, nach der Ally sich immer gesehnt hat. Als Mila sie bittet, ihr bei der Umsetzung eines Racheplans zu helfen, zögert Ally nicht lange. Schließlich handelt es sich dabei um Landgraf – einen ihrer Lehrer, den sie noch nie leiden konnte. Als Mila aber jedes Maß aus den Augen verliert, will Ally ihre Freundin stoppen. Doch die hat mit ihren Lügen scheinbar alle eingewickelt – und für Ally beginnt ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit.

 

Luegenherz 

Autor: Beatrix Gurian
Verlag: Arena
Erschienen: 07/2011
ISBN: 978-3-401-06604-2
Seitenzahl: 267 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ally gilt bei ihren Mitschülern als Alien, hat sie doch etwas schräge Ansichten über das Leben und die Menschen in ihrem Umfeld. Ansichten, die in ihre Schmuckkreationen mit hineinfließen und dadurch nicht jedermanns Sache sind. Vor allem nicht für Ferdi. Er ist Allys heimlicher Schwarm und gleichzeitig ihr Verderben. Seine Ablehnung ist Gift für sie und Mila nutzt dies schamlos aus. Sie zieht die Freundin in ein mörderisches Ränkespiel aus Eifersucht und abgrundtiefem Hass. Ein Hass, der am Ende zwei Menschen in Lebensgefahr bringt und Ally über ihre Grenzen hinauswachsen lässt.

Ruhig und schlicht beschreibt Beatrix Gurian die Handlung von Lügenherz. Dabei zeigt sie einen Stil, der gewöhnungsbedürftig ist und den Leser vor so manche Herausforderung stellt. 


Stil und Sprache
Beatrix Gurians Stil ist nicht gerade der einfachste, auch wenn er sich gut liest. Ihre Sprache ist einfach und schnörkellos und präsentiert einen Roman, der mitunter gewaltige Höhen und Tiefen hat. Die Handlung erlebt der Leser aus zwei Perspektiven: der von Ally und der von Mila. Das wechselt von Kapitel zu Kapitel und sorgt so für gewaltige Verwirrung. Durch diesen ständigen Perspektivwechsel ist es nicht ganz einfach, der Handlung zu folgen, geschweige denn sofort erkennbar, aus wessen Sicht die Dinge gerade erlebt werden. Für mich ein klares Manko, da so der im Grunde zügige Lesefluss immer wieder unterbrochen wird. Erst zur Hälfte des Thrillers ändert sich das, da die beiden Hauptfiguren dem Leser nun bekannt sind und sich deren jeweiligen Eigenarten nun besser präsentieren.

Mila treibt ein perfides Psychospiel mit Ally und hat von Anfang an einen Plan, wie sie für angebliche Gerechtigkeit sorgen kann. Stück für Stück treibt sie diesen voran und die neue Freundin ist dabei das Opfer. Opfer in dem Sinn, das Ally die ausführende Kraft in diesem mörderischen Racheplan ist und erst spät merkt, welche Rolle ihr zugedacht wurde. Das Fatale an dem Ganzen: Ist Ally mal nicht der gleichen Meinung wie Mila, wertet diese das als „die Freundin ist gegen mich und muss daher bestraft werden“ und handelt entsprechend. Im Hintergrund spielt sich dabei aber eine ganz andere Story ab. Mila ritzt sich, um sich zu beruhigen und unter Kontrolle zu halten und trägt dicke Narben mit sich herum, welche sie gnadenlos einsetzt, um Ally unter Druck zu setzen bzw. deren schlechtes Gewissen in Gang zu halten. Rücksichtslos und absolut berechnend treibt sie ihren Plan Stück für Stück voran und räumt Hindernisse kalt und mitleidslos aus dem Weg. 


Figuren
Einfache Charaktere scheint Beatrix Gurian nicht im Repertoire zu haben. Kompliziert und durchgeknallt scheint eher ihr Stil zu sein. Was in einem anderen Buch gut platziert und dosiert durchaus seinen Reiz gehabt hätte, ist hier total überfrachtet und künstlich. Weniger wäre da eindeutig mehr gewesen.

Mila ist psychisch total außer Kontrolle und kennt keinerlei Maß mehr. Den Grund dafür erfährt der Leser nur andeutungsweise und recht spät in der Handlung. Dafür entsteht schon gleich zu Beginn das ungute Gefühl, dass hier ein Charakter am Agieren ist, der jegliches Gefühl für richtig und falsch verliert bzw. schon verloren hat und nur noch von einem Gedanken beherrscht wird: Rache – eiskalte und alles zerstörende Rache. Seit frühester Kindheit wurde ihr von der Mutter praktisch unbewusst eingetrichtert, dass sie nicht gut genug ist, sie faktisch ein Unfall war, der das bis dahin glückliche Leben ihrer Mutter und ihres Vaters zerstörte. Für Mila eskaliert die Lage, als sie erkennen muss, dass ihr Vater ein Doppelleben führt und alles und jeden für wertvoll erachtet, nur nicht sie selbst. Mila führt ihre Pläne gnadenlos und äußerst raffiniert durch und genießt ihr Spiel mit den anderen. Es heißt nicht umsonst, dass Rache am besten kalt serviert wird.

Ally ist in fast allem das Gegenteil von Mila. Groß, athletisch gebaut und vom Style her ein Gemisch aus Gothic und Bauermädchen, bringt sie den Leser mit ihrem Sauberkeitsfanatismus schier zur Verzweiflung. Andererseits arbeitet sie aber mit Materialien, die alles andere als steril sind und stellt den herrlichsten Silberschmuck her. Sie stammt aus reichem Hause und lebt allein – hauptsächlich um dem klammernden Zugriff und den durchgestylten Plänen ihrer Mutter zu entgehen. Beim Herstellen ihrer Silberkreationen vergisst sie die Welt um sich herum völlig. Eine Tatsache, die Mila abgrundtief hasst und mit entsprechendem Verhalten dann auch honoriert. Für Ally bedeutet das ein Wechselbad der Gefühle und es dauert lange, bis es ihr dämmert, dass die neue Freundin alles andere als ein Unschuldslamm ist. 


Aufmachung des Buches
Das Klappenbroschur ist optisch ein richtiger Eyecatcher. Die Kombination aus dem Hintergrundmuster (welches auch auf der Buchrückseite abgebildet ist), dem wässrigen Blau und Grau im unteren Coverteil und dem tiefroten Scherbenherz zusammen mit der etwas ungewöhnlichen Schreibweise des Buchtitels macht sich richtig gut. Es wirkt modern und gleichzeitig klassisch. Auf der Buchrückseite steht vor einem Hintergrundmuster eine kurze Angabe über den Buchinhalt.


Fazit
Ein etwas gewöhnungsbedürftiger Jugendthriller, der dem Leser einiges abverlangt – was die Geduld und Logik betrifft. Zwar ist der Titel kein Spitzenthriller, doch das Buch hat durchaus auch einige guten Seiten, was am Ende ein paar Dinge wieder wettmacht. Schade, aber von dem Titel hatte ich mir viel mehr erwartet.


3 5 Sterne


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