Drucken
Kategorie: Thriller

South Dakota im tiefsten Winter. Der Bus, in dem Jack Reacher unterwegs ist, gerät auf einer Brücke ins Schleudern und landet im Straßengraben. Weiterfahrt ausgeschlossen. In der nahen Kleinstadt Bolton schlüpft Reacher vorübergehend bei einem Cop unter – und erfährt, dass die örtliche Polizei eine Seniorin zu schützen versucht, die Zeugin eines Drogendeals wurde. Seine Alarmglocken schrillen, als kurz vor der Gerichtsverhandlung erst eine Gefängnisrevolte ausbricht und dann auch noch ein stillgelegtes Army-Flugfeld vor den Toren der Stadt von Schnee und Eis befreit wird. In klirrender Kälte krempelt Reacher die Ärmel hoch ...

 

61 Stunden 

Originaltitel: 61 Hours
Autor: Lee Child
Übersetzer: Wulf Bergner
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 14. Oktober 2013
ISBN: 978-3-7645-0418-2
Seitenzahl: 448 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Jack Reacher ist in einer Kleinstadt gestrandet und wird wie gewohnt mit Misstrauen und Neugier von der örtlichen Polizei unter die Lupe genommen. Diese ist überzeugt, dass ein bezahlter Killer auf dem Weg in ihre Stadt ist, um eine ältere Bibliothekarin zu ermorden, die Zeugin eines Drogendeals geworden ist. Als ein Anwalt und häufiger Besucher der nahe gelegenen Strafanstalt erschossen wird, ist für Reacher und die Polizei klar, dass der Mörder bereits mitten unter ihnen weilt ...

61 Stunden lang ist der Countdown und die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn man wie gewohnt an den spannenden Seiten klebt. Ein eisiger Thriller, der mit temporeichen Szenen überzeugt, aber auch zeitweise wie eingefroren etwas stecken bleibt.


Stil und Sprache
Nach dem letzten Band in der für Reacher untypischen Großstadt ist dieser Thriller mitten in einer kleinen Stadt im Nirgendwo angesiedelt, in eisiger Kälte, die wie ein Dämpfer über der Landschaft liegt. Die klirrende Kälte und verschneite Landschaft werden dabei bildhaft beschrieben, sodass ich mich beim Lesen in eine Decke einwickelte, um nicht selbst Gänsehaut zu bekommen. Die einzelnen Handlungsorte sind in der ländlichen Stadt meist weit verstreut oder auf Grund des Wetters nur mühsam erreichbar. Die rasante Handlung wird dadurch zeitweise ausgebremst, weil die Straßenverhältnisse ein normales Fortkommen stark behindern. Dieses Stocken wirkt mal als Länge, mal steigert es jedoch auch die Spannung, weil die Zeit unter den Händen verrinnt oder dringend Handlungsbedarf besteht. Die Geschichte wird in dritter Person Präsens aus Sicht der Protagonisten und des Bösewichts erzählt. Da nicht mehr wie im letzten Band Jack Reacher selbst als Erzähler auftritt, fehlen auch einige seiner Gedanken, sodass der Leser immer ein, zwei Schritte hinter ihm im Dunkeln tappt und nicht alle seine Beobachtungen oder Schlussfolgerungen werden sofort offenbart.

Die Spannung und Neugier ist von Beginn weg da, die Angaben der Ortszeit und zum Countdown bilden meist den Schluss der Kapitel, was oft wie ein Ansporn wirkt, gleich weiter zu lesen. Man sieht die Katastrophe kommen, sitzt jedoch lange Zeit zusammen mit Reacher als ferner Beobachter, der auf die Situationen reagiert, statt zu agieren, wie wir es sonst von Reacher gewohnt sind, denn der Mörder ist den Ermittlern immer einen Schritt voraus. Ein mächtiger Drogenbaron zieht im Hintergrund die Fäden. Aus seiner Sicht sind meist kurze Abschnitte in den Kapiteln eingefügt, die einen guten Eindruck über die Machtgier und Skrupellosigkeit ergeben, da auch Ereignisse aus seiner Vergangenheit zur Ausbildung der Charaktere eingefügt sind. Plato greift laufend in die Handlung ein, indem er die Exekution der Zeugin und Mitwisser beschleunigt und mit der Zeit dem Maulwurf auch direkt Anweisungen erteilt.

Einige Überraschende Wendungen sind eingebaut und wie meistens habe ich den Täter nicht vorzeitig entlarven können. Der große Showdown konnte mich jedoch nicht in allen Teilen überzeugen, einige Hintergründe oder Fäden bleiben offen. Den Abschluss bildet ein kleiner Cliffhänger und ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht.


Figuren
Jack Reacher steht in diesem Band nicht wie gewohnt als Erster in vorderster Front. Dass er keinen fahrbaren Untersatz hat und es viel zu kalt ist, um längere Zeit zu Fuß unterwegs zu sein, zwingt ihn oftmals, im Hintergrund eine Lösung zu suchen. Dies tut er hauptsächlich mit Unterstützung der Kommandantin seiner ehemaligen Einheit, mit der er telefonisch in Kontakt steht. Da sich die beiden nicht persönlich kennen, werden aus der angeforderten Akte von Reacher Punkte aus der Vergangenheit kurz angesprochen. Der sonst so wortkarge ehemalige Ermittler gibt sich dabei ungewohnt auskunftsfreudig und fühlt sich mit Amanda, wie er seinen Kontakt nennt, verbunden. Auch mit der Zeugin, einer älteren Bibliothekarin freundet sich Reacher an, sodass er den einsamen Wolf in den Hintergrund gedrängt hat.

Die Nebenfiguren sind zahlreich, durch das neu errichtete Gefängnis in der Nähe wurde der Polizeiapparat ausgeweitet und viele Ermittler sind für den Schutz der Zeugin oder der Jagd nach dem Auftragskiller abgestellt. Die meisten bleiben dabei eher blass, was jedoch überhaupt nicht stört. Der Polizeichef und dessen Stellvertreter dagegen sind sorgfältig ausgearbeitet mit Familie, Vergangenheit und dem Berufsalltag. Beide verbringen Zeit mit Reacher, bitten ihn um Hilfe oder besprechen den Fall und das weitere Vorgehen. Auch die Zeugin hat mir sehr gut gefallen, ihre Überzeugungen sind ebenso eingefügt wie auch die Angst, am Ende zu scheitern und getötet zu werden. Mit Amanda, eigentlich Susan Turner, führt Reacher zahlreiche Telefongespräche, die auch in Privates abschweifen. Trotzdem hätte ich gerne mehr über sie erfahren und ich bin sehr gespannt, ob wir in späteren Bänden wieder von ihr hören werden. Dem Bösewicht Plato sind eigene Abschnitte gewidmet, er regiert mit eiserner Hand und skrupellos ein Imperium mit Drogen, Gewalt und Erpressung. Sein Ego ist um einiges größer als er selbst, er fühlt sich den Menschen überlegen, zeigt einen analytischen Verstand, jedoch auch einen Hauch von Wahnsinn, was mir zeitweise ein Kribbeln im Nacken beschert hat.


Aufmachung des Buches
Da Buch ist bisher erst als Hardcover mit Schutzumschlag erschienen. Das Cover ist absolut passend und zeigt einen einsamen Mann, der in verschneiten Landschaft und klirrender Kälte einer verlassenen Straße folgt. Im wolkenverhangenen Himmel sind einzelne Schneeflocken knapp zu erkennen. Die Rückseite zeigt das gespiegelte Bild ohne den einsamen Mann, darüber ist die Inhaltsangabe abgedruckt. Der feste Einband ist in einem satten Blau, nur der Autorenname und der Titel des Bandes sind am Buchrücken aufgedruckt.


Fazit
Ein rasanter Thriller, der durch die klirrende Kälte manchmal etwas ausgebremst wird. Reacher überzeugt in gewohnter Manier und zeigt sich umgänglicher als sonst üblich. Der Band ist nicht ganz abgeschlossen, daher bin ich schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird!


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 9: Sniper
Band 10: Way Out
Band 11: Trouble
Band 12: Outlaw
Band 13: Underground