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Kategorie: Krimis

Ein Sarg aus dem Mittelalter. Daneben liegt eine Leiche – eindeutig aus der Gegenwart. War es Mord?

Eigentlich hat die forensische Archäologin Ruth Galloway als alleinerziehende Mutter anderes zu tun, als sich an der Suche nach einem Mörder zu beteiligen. Aber dann zieht ein australischer Druide in das Nachbarhaus, es kommen mystische Drohbriefe, und merkwürdige Gebeine tauchen auf. Die beschauliche Küste Norfolks entpuppt sich einmal mehr als Ort bedrohlicher Geheimnisse …

 

Aller Heiligen Fluch 

Originaltitel: A room full of bones
Autor: Elly Griffiths
Übersetzer: Tanja Handels
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 03/2014
ISBN: 978-3805250467
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Bei Bauarbeiten ist ein alter Sarg gefunden worden, der die sterblichen Überreste des Bischofs Augustine enthalten soll. Doch noch vor der feierlichen Öffnung im Rahmen eines Festaktes im örtlichen Museum findet ausgerechnet Ruth Galloway direkt neben dem Sarg die Leiche des Museumsdirektors. Die Todesursache ist zunächst unklar und so gehen die polizeilichen Ermittlungen in alle Richtungen. Doch dann stirbt auch Museumseigentümer und Rennstallbesitzer Lord Smith, nachdem er die Herausgabe einiger Aborigine-Gebeine an eine Menschenrechtsgruppe verweigert hat. Sind hier möglicherweise doch Kräfte am Werk, die man nicht rational erklären kann?

Ruth Galloway wird wieder einmal in Mordermittlungen hineingezogen, allerdings entpuppt sich der Kriminalfall letztlich als etwas ganz anderes, was nicht heißt, dass es keinen Kriminalfall gibt. Verwirrend? Irgendwie schon, dennoch interessant zu lesen, auch wenn das Privatleben der Beteiligten zeitweise mehr Zündstoff bietet als die Todesfälle …


Stil und Sprache
Die Handlung setzt einige Monate nach dem Ende des letzten Falles für Ruth und Nelson ein, deren gemeinsame Tochter Kate gerade ein Jahr alt wird. Gemeinsam ist eigentlich zu viel gesagt, denn genau genommen haben ihre Eltern nur eine einzige Nacht miteinander verbracht. Wie bisher auch wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven in der Gegenwartsform erzählt, neben Ruth und Nelson kommen auch Cathbad und einige andere zu Wort.

Das einzige, was mit diesem Buch nicht so richtig stimmt, ist der Spannungsaufbau, damit sieht es nämlich ziemlich mau aus. Nelson und seine Kollegen wurschteln relativ ziellos vor sich hin, denn eigentlich sind sie mit einem anderen Fall beschäftigt und dieser entpuppt sich auch als die größere Nummer. Dass alles irgendwie zusammenhängen muss, ahnt man als Leser zwar schnell, aber der Weg zur Auflösung ist dann doch etwas steinig. Cathbads Eingreifen am Ende des Falls ist interessant, aber weniger seriös, als für die Glaubwürdigkeit der Story hilfreich wäre. Und so sind die privaten Umstände der Beteiligten über weite Strecken spektakulärer als der zu lösende Fall.

Stilistisch bewegt sich Elly Griffiths zwischen knappen Beschreibungen von Szenen und teilweise recht witzigen Wendungen: „[…] und ein Mann kommt herein […]. Er hat eine so gewaltige Hakennase, dass sie schon ein paar Sekunden vor ihm den Raum zu betreten scheint.“ (Seite 33). Atmosphäre gelingt ihr damit auf jeden Fall und sie ist es auch, die den Krimi trotz einiger Schwächen lesenswert macht.


Figuren
Ruth Galloway hat sich mit der Rolle als alleinerziehende Mutter weitgehend abgefunden, ihr permanent schlechtes Gewissen ihrer Tochter gegenüber flackert nur noch gelegentlich auf. Beruflich sitzt sie fest im Sattel, lediglich die (momentan nicht vorhandene) Beziehung zum heimlichen Vater von Kate macht ihr zu schaffen. Und so ist sie gern bereit, sich auch in anderen Richtungen umzusehen. Sie ist mir einfach vom ersten Buch an sympathisch gewesen und damit der Grund, diese Serie weiter zu lesen. Harry Nelson jedoch gefällt mir fast genauso gut, sein Charakter ist vielschichtig angelegt und wir werden sicher noch die eine oder andere Überraschung in seinem Leben miterleben dürfen.

Daneben wimmelt diese Serie von typisch britischen, leicht skurrilen Nebenfiguren, die oft am Rande des Klischees balancieren, aber nie die Grenze dorthin überschreiten. Das geht los mit Cathbad, dem geheimnisvollen Druiden, führt über die transsexuelle Historikerin Janet Meadows und hört bei Ruths neuem Nachbarn aus Australien noch lange nicht auf. Alle sind wunderbar beschrieben und werden sofort vor dem inneren Auge lebendig.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover den Blick von unten durch einen Torbogen auf ein typisch britisches Kirchengebäude. Verschiedene Grautöne dominieren die Szene, lediglich der Titel ist in kräftigem Rot und leicht erhaben geprägt. Innen gibt es einen kurzen Prolog und 33 nummerierte Kapitel.


Fazit
Ein etwas anderer Krimi, der sich viel mit der Situation der Hauptfiguren beschäftigt und so manchmal zu wenig Krimi ist. Aber als Zwischendurchlektüre trotzdem gut geeignet und für Serienfreunde durchaus gelungen.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Fall 1: Totenpfad
Fall 2: Knochenhaus
Fall 3: Gezeitengrab