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Ohne Kunststoffe geht es nicht
Plastisch, elastisch, fantastisch: Georg Schwedt erklärt, warum Kunststoff unser Leben verändert hat und ohne fast nichts mehr geht

Wenn man aus einer Wohnung alles aus Kunststoff entfernen würde, würde wenig übrig bleiben. Sehr wenig. Mit Ausnahme von Leder und Holz wurden im Lauf des vergangenen Jahrhunderts zunehmend Materialien durch Kunststoffe ersetzt. Kunststoff ist der vielfältigste Werkstoff überhaupt und lässt sich für unterschiedlichste Anforderungen maßgerecht verarbeiten – ob zu hauchdünner Frischhaltefolie, schlagfestes Plexiglas oder schweißableitender und wärmender Funktionskleidung. Die faszinierende Welt der Kunststoffe erklärt uns der Chemiker Georg Schwedt gewohnt unterhaltsam und verständlich in seinem neuen Buch „Plastisch, elastisch, fantastisch“.

Erstaunliche 500 Jahre Industrie- und Kulturgeschichte
Schwedt stellt die Kunststoffe vor, die im täglichen Leben vorkommen, erklärt ihre Vorgeschichte und zeigt die Menschen, die an ihrer Entstehung und Weiterentwicklung entscheidenden Anteil hatten. Dabei verknüpft der Autor die besonderen Eigenschaften der Materialien mit einer facettenreichen Industriegeschichte, zeigt die Auswirkungen des Werkstoffes Plastik auf die Kultur sowie dessen allgegenwärtige Anwendungen im Alltag. So gibt das Buch einen Überblick über erstaunliche 500 Jahre Industrie- und Kulturgeschichte, denn den ersten Kunststoff – Kunsthorn – hat die Familie Fugger schon im 16. Jahrhundert vertrieben.

 

Plastisch elastisch fantastisch 

Autor: Georg Schwedt
Verlag: Wiley-VCH
Erschienen: September 2013
ISBN: 978-3-527-33362-2
Seitenzahl: 189 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Sehr sachlich geschrieben, informativ und gut strukturiert ist das Buch eine Fundgrube für alle interessierten Leser, die sich mit dem Thema „Kunststoffe“ auseinander setzen möchten.
Schon das Vorwort des Autors zeigt, wie sehr sich - nicht nur unsere moderne Gesellschaft - schon nahezu die gesamte Menschheit rund um den Globus an die Verwendung an die, für spezielle Bedürfnisse entwickelten Stoffe gewöhnt hat. Kaum ein Kleidungsstück, Einrichtungs- oder Alltagsgegenstand wird inzwischen ohne die Verwendung von Kunststoffen erzeugt.

In der Einleitung wird nach dem Besuch im virtuellen Deutschen Kunststoff Museum der Gründer der Zeitschrift „Kunststoffe“, Ernst Richard Escales, vorgestellt. Die anschließende kurze Einführung in die Systematik und Synthese von Kunststoffen bietet einen groben Überlick über die Kunststoffe und zeigt die typischen Unterscheidungsmerkmale von Thermo- und Duroplasten, Elastomeren und Thermoplastischen Elastomeren, bei denen es schon recht chemisch zugeht. Für alle Leser, die mit Chemie nicht wirklich auf freundschaftlichem Fuß stehen, könnten diese Erklärungen dann durchaus verwirrend oder nicht einfach nachzuvollziehen sein. Man erkennt zwar sehr deutlich die fachliche Kompetenz des Autors, aber der durchschnittliche Laie könnte sich von dem Informationsschwall etwas überfordert fühlen.

Im großen 2. Kapitel folgt die Entwicklungsgeschichte der Biopolymere mit der Vorstellung der ältesten bekannten Rezeptur von „Kunsthorn“ aus dem Grundstoff Milch. Der Aufstieg von Galalith, das z.B. als Knöpfe, Federhalter oder als Spielsteine Verwendung fand, wurde durch die Entwicklung von Kunststoffen aus Erdölbasis erfolgreich gestoppt. Weiter geht’s mit der Entdeckung von Kautschuk, die Erzeugung von Schellack für Schallplatten, die Zusammensetzung und Verwendung von Celluloid, dem ersten Thermoplast, Linoleum als Bodenbelag und Tapete, viel Interessantes über Kunstseiden, Verbandsstoffe, unterschiedliche Gewebe bzw. Pergamentpapier aus Cellulose und die weniger bekannte Rolle der Acetylcellulose in der Geschichte des Tonbandes.

Der Autor spannt den Bogen über Entdeckung, Entwicklung, Fertigung und die unterschiedlichen  Verwendungsmöglichkeiten der Kunststoffe, sodass sich der Leser ein gutes Bild von den ersten „natürlichen“, bis hin zu den vollsynthetischen  Kunststoffen machen kann. Das 3. Kapitel ist den ersten synthetischen Kunststoffen gewidmet, das 4. Kapitel folgt mit „Von der Forschung zur Industrie“, bis im 5. Kapitel die Vollsynthetischen Kunststoffe und im folgenden Kapitel die „Kunststoffe der Zukunft“ von der thermoplastisch Stärke bis hin zu Biobasierten Kunststoffen  vorgestellt werden.

Der Text wurde immer wieder durch schwarzweiße Zeichnungen und Bilder aufgelockert, was das Verständnis der manchmal etwas kompliziert anmutenden Erklärungen erleichtert. Zusätzlich findet der Leser eine Menge an Hintergrundinformationen von den Entdeckern einzelner Stoffe, bis zu den eigentlichen Kunststoffen, ihrer Entstehung, ihrem Nutzen bzw. möglichen Risiken, die allesamt recht übersichtlich unterteilt sind. So kann das Buch auch sehr gut als Nachschlagewerk genützt werden, da die relevanten Details gut aufbereitet sind.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und das Titelbild passt ebenso wie der Titel gut zum Thema. Der Rückseitentext umfasst den Inhalt optimal und gibt einen hervorragenden Einblick. Vor Beginn sind weitere Veröffentlichungen des Verlages zu diesem Thema aufgelistet. Nach dem Titel des Buches findet man eine bebilderte Kurzvita des Autors und ein gut strukturiertes  Inhaltsverzeichnis.
Nach dem Vorwort des Autors und einer Einleitung, in der unter anderem der Begriff „Kunststoff“ erläutert wird und eine kurze Einführung in die Systematik und Synthese von Kunstoffen folgt, werden die ersten synthetischen Kunststoffe vorgestellt. Zahlreiche Bilder, Fotos und Zeichnungen sorgen für ein besseres Verständnis der Thematik und zeigen von den Entdeckern verschiedener Kunststoffe bis zu den Verarbeitungsschritten viel Interessantes aus der Welt der „Chemieküche“. Dem Literatur- und Quellenverzeichnis folgen ein Personen- und Sachverzeichnis, das das Sachthema gut abschließt.


Fazit
Für alle Leser, die sich für Kunststoffe und deren Verwendung im Alltag interessieren, ist dieses Buch bestimmt eine kompetente Hilfe zur Orientierung. Die vielen Informationen, ausgehend von der  Geschichte des jeweiligen Stoffes bis hin zu seiner heutigen Relevanz, bieten einen guten Überblick über die unterschiedlichen Kunststoffe und ihre Verwendungsmöglichkeiten. Allerdings ist es definitiv kein Fehler, wenn der Leser mit chemischen (Grund)Begriffen nicht vollkommen auf dem Kriegsfuß steht.


4 Sterne


Hinweise
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