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Als das berühmte Model Lula Landry von ihrem schneebedeckten Balkon im Londoner Stadtteil Mayfair in den Tod stürzt, steht für die ermittelnden Beamten schnell fest, dass es Selbstmord war. Der Fall scheint abgeschlossen. Doch Lulas Bruder hat Zweifel – ein Privatdetektiv soll für ihn die Wahrheit ans Licht bringen.
Cormoran Strike hat in Afghanistan körperliche und seelische Wunden davongetragen, mangels Aufträgen ist er außerdem finanziell am Ende. Der spektakuläre neue Fall ist seine Rettung, doch der Privatdetektiv ahnt nicht, was die Ermittlungen ihm abverlangen werden. Während Strike immer weiter eindringt in die Welt der Reichen und Schönen, fördert er Erschreckendes zutage und gerät selbst in große Gefahr …

 

Der Ruf des Kuckucks 

Originaltitel: The Cuckoo's Calling
Autor: Robert Galbraith
Übersetzer: Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
Verlag: Blanvalet
Erschienen: November 2013
ISBN: 978-3764505103
Seitenzahl: 638 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ganz London spricht wochenlang über nichts anderes als den Tod von Lula Landry. Mitten in der Nacht stürzte das Model von ihrem Balkon und schnell scheint klar, dass es nur Selbstmord gewesen sein kann. So lautet zumindest die Abschlussfeststellung der Polizei und auch Comoran Strike, seines Zeichens Privatdetektiv, ist anfangs davon überzeugt. Doch weil er den gut bezahlten Auftrag erhält, nachzuforschen, fängt er an Zeugen zu befragen und tief in die Abgründe von Lulas Welt vorzudringen. Tief genug, um zu erkennen, dass das gar nicht so eindeutig Selbstmord war, wie man auf den ersten Blick meinen könnte …

Beinahe ebenso ausführlich wie über den Tod des Models im Buch wurde über diesen Krimi berichtet, denn hinter dem Pseudonym Robert Galbraith verbirgt sich keine Geringere als Joanne J. Rowling, die sich hier an ihren ersten Krimi heranwagt. Auf knapp über 600 Seiten schildert sie einen klassischen, englischen Kriminalfall, der in einem faszinierenden Ambiente angelegt ist und trotz einiger Längen einen guten Auftakt für eine spannende Krimi-Reihe darstellt.


Stil und Sprache
Mit Ausnahme des Prologs wird die Handlung in der dritten Person aus der Sicht von Comoran Strike und seiner Sekretärin Robin Ellacotts erzählt. Dabei überwiegt Strikes Perspektive bei weitem, denn er führt auch den Hauptteil der Ermittlungen durch. Der vorangestellte Prolog aus der Sicht eines der ermittelnden Polizisten gibt dem Leser einen guten Überblick über den Fall „Lula Landry“ und stimmt zeitgleich auf das finanzielle Umfeld ein. Dass an der Geschichte noch mehr dran sein muss, ahnt man da bereits. Schließlich wird der Privatdetektiv Strike dann auch recht schnell mit Nachforschungen betraut und eigentlich könnte es mit voller Kraft voran gehen… - tut es aber nicht. Stattdessen lernt man nähere Details zu Strike und seiner Sekretärin kennen. Auch die offiziellen Beziehungen des Opfers werden ausführlich beleuchtet. Trotz der recht hohen Anzahl beteiligter Personen bleibt das Geflecht verständlich, aber die Spannung leidet natürlich darunter. Dazu kommt, dass Strike zwar ermittelt, aber lange scheinbar selbst von einem Selbstmord ausgeht, so dass irgendwie die Dringlichkeit, den Fall zu lösen, nicht so recht aufkommt. Ein paar Seiten muss der Leser also durchhalten, aber dann – anfangs ohne dass man es wirklich merkt – wird sehr subtil Spannung aufgebaut und der Autorin gelingt es, den Leser schließlich nach und nach doch an das Buch zu fesseln. Am Ende bleibt dann kaum eine andere Wahl, als die letzten 100 Seiten in einem Rutsch zu lesen. Die Lösung aller Rätsel kommt schließlich trotz vieler Hinweise sehr überraschend und ist durchaus überzeugend, vor allem weil Strike alles nochmal erklärt und die Hinweise zusammenfügt.

Der Schreibstil der Autorin hat mich überzeugt, ist aber sicher nicht jedermanns Sache. Sie beschreibt die Handlung sehr detailliert und teilweise fast ein wenig zu pathetisch. Die Stimmung der jeweiligen Situation baut sie dabei sehr dezent auf und schafft es mit wenigen Worten, den Leser in die richtige Stimmung zu bringen. Auch die Charakterisierung mit wenigen treffenden Umschreibungen, zumeist in Nebensätzen und nur durch die Gestik der Person zum Ausdruck gebracht, beherrscht sie meisterhaft.

Der Erzählstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und nimmt zusätzlich Spannung raus, denn sie arbeitet mit sehr vielen, langen Dialogen und die Entdeckungen von Robin werden oftmals nur in Erzählungen eingebunden. Das nimmt weiter Tempo aus der Handlung und lässt den Leser zusätzlich ein wenig den Überblick über die Hinweise verlieren, sodass man nicht immer mitraten kann. Hat man sich daran jedoch erst mal gewöhnt – und sich damit abgefunden, dass man nicht alle Rätsel lösen wird – kann man das Buch entspannt lesen und genießt bei den Dialogen einfach den herrlich authentischen Blick auf die verschiedenen Charaktere samt vieler kleiner, interessanter Details.


Figuren
Als erstes lernen wir nach dem Prolog nicht Strike kennen, sondern seine Sekretärin Robin. Diese scheint so gar nicht in einen Mordfall zu passen und ist dem Leser gerade durch ihre scheinbare Unbedarftheit und Verliebtheit auf Anhieb sympathisch. Im Laufe des Romans zeigt sich, dass sie eine ganz außergewöhnliche Person ist, die sich zur richtigen Zeit dezent zurück hält oder beherzt eingreift. Die Entwicklung des Umgangs zwischen ihr und Strike ist ein besonderes Highlight des Buches. Nur schade, dass Robin noch ein wenig im Hintergrund bleibt, aber es ist trotzdem viel Potential für weitere Bände erkennbar.

Comoran Strike ist anfangs bei weitem kein Sympathieträger. Sein Leben scheint gescheitert, sein Äußeres ist nicht ansprechend und sein Charakter im besten Fall mit derbe beschrieben. Dass man ihn im Laufe des Buches doch ins Herz schließt, ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass man erfährt, was ihn in seine jetzige Situation gebracht hat und zum anderen seinen Auftauen gegenüber Robin. Auch sein Mitgefühl mit dem Opfer und sein authentischer Blick auf die Beteiligten des Falls erhöhen seine Sympathiewerte. Seine Kriegsvergangenheit rückt dabei seltener in den Fokus, als man anfangs vermutet hätte, aber auch da bleibt ja noch Platz in folgenden Bänden.

Die Nebencharaktere betreffen mit wenigen Ausnahmen den aktuellen Fall. Die schillernde Welt des Geldadels und der High Society wird von Joanne K. Rowling authentisch, dreidimensional und trotz ein paar Klischees glaubwürdig geschildert. Wie bereits erwähnt gelingt es ihr schnell, ihre unterschiedlichen Figuren über deren Handlungen zu charakterisieren, was ihnen eine hohe Glaubwürdigkeit verleiht. Besonders bei den Charakteren, die nicht mit dem derzeitigen Fall eingeführt wurden, wurde schon einiger Zündstoff für folgende Bände gelegt.


Aufmachung des Buches
„Der Ruf des Kuckucks“ erschien als Hardcover mit Lesebändchen. Das Cover wurde vom englischen Original übernommen und passt meiner Meinung nach perfekt zur Handlung. Es zeigt einen Schatten, der eine Londoner Straße bei Nacht entlang geht. Durch die Vögel und den düsteren Hintergrund wirkt es bedrohlich, gleichzeitig deutet die Häuserzeile bereits das edle Umfeld des Falles an. Im Inneren ist die Handlung in fünf Teile sowie Prolog und Epilog untergliedert. Jedem Teil, der jeweils in weitere Kapitel unterteilt ist, ist ein Zitat vorangestellt, dessen Zusammenhang mit der Handlung nicht zwangsweise erkennbar ist, aber sie sind ganz nett zu lesen.


Fazit
Leser, die - wie schon beim ersten Erwachsenen-Roman von Joanne K. Rowling - einen neuen Potter erwarten, werden sicherlich enttäuscht, denn einen solchen verklärenden Hype wird es um diese neue Reihe sicher nicht geben. Wer jedoch nach solider Krimi-Unterhaltung mit vielschichtigen Charakteren und einem spannenden, ungewöhnlichen Fall sucht, der wird in „Der Ruf des Kuckucks“ fündig. Ein guter Auftakt, der durchaus neugierig macht auf weitere Fälle dieses ungewöhnlichen, liebenswürdigen Ermittler-Duos.


3 5 Sterne


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