„Schreckensfreier“ Zugang: Andrea Heering zeigt mit „Jule und der Schrecken der Chemie“, dass Wissenschaft richtig Spaß macht
Jule ist 13 und leidet: Schule, kleine Brüder, ignorante Eltern, eine besserwisserische Freundin Christin und – zu allem Überfluss – hat sie auch noch Liebeskummer. Was das alles mit Chemie zu tun hat? Folgen Sie Jule durch ihren Alltag und lernen Sie so auf unterhaltsame und verständliche Weise die Grundlagen der Chemie kennen. Fundiert, motivierend und ansprechend in der Darstellung werden Fragen wie „Warum kann man das Schmelzen von Schokolade ziemlich einfach wieder Rückgängig machen, das Verkohlen von Brötchen aber nicht“? beantwortet.
Alltagsphänomene und die Tiefen der Modellvorstellungen
Jedes Kapitel des Buches besteht dabei aus drei Teilen: einer kleinen Geschichte von Jule, einer ersten Erklärung und einem ersten Exkurs. Die Geschichte und die Erklärung verschaffen dem Leser einen soliden Überblick über die Chemie, mit den Exkursen geht es richtig in die Tiefe. Am Schluss eines jeden Kapitels gibt es eine kurze Zusammenfassung des Gelernten in einem Merksatz. Die Autorin wagt sich bei ihrer Darstellung auch in die Tiefen der chemischen Modellvorstellungen, ohne die Alltagsphänomene wie das Verdunsten von Wassern nicht erklärbar sind. Durch ihre in der Praxis erprobte Erfahrung in der Vermittlung naturwissenschaftlicher Inhalte an Jugendliche schafft es Heering, einen schreckensfreien Zugang zur Chemie zu bereiten und rückt außerdem die verkürzten (und oft falschen) Erklärungen in chemischen Experimentierbüchern gerade. Eine hilfreiche Lektüre für Schüler, Lehrer und alle interessierten Leser.
Autor: Andrea Heering |
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die 13jährige Schülerin Jule entdeckt in diesem Buch, wie sehr chemische und physikalische Vorgänge ihren Alltag beeinflussen. Mit Hilfe von Jules Erlebnissen gelingt es der Autorin ganz hervorragend, sich in anspruchsvolle Themen der Chemie einzuklinken und so den „Boden“ für Themen von „A“, wie den unterschiedlichen Atommodellen, bis hin zu „Z“, wie dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, aufzubereiten. Beim Lesen bemerkt man unweigerlich, wie großen Wert auf den kurzweiligen und gut nachvollziehbaren Einstieg in das jeweilige Chemiethema gelegt wird. Durch die einfachen, klaren und unkomplizierten Erklärungen könnte die Hemmschwelle, sich mit den Grundthemen der Chemie zu befassen, auch für „Chemiemuffel“ deutlich sinken.
Kleine Exkurse vertiefen das jeweilige Thema zusätzlich und so erfährt der Leser gleich zu Beginn etwas über Stoffe, ihre Eigenschaften und vieles mehr. Zu jedem Thema gibt’s passende Geschichten von Jule dazu, die das „Grundproblem“ erklären bzw. zeigen, wie und warum etwas Bestimmtes passieren kann und auch die mögliche Folgen aufzeigen.
Wie man mit einer Horde Affen in einem Zug die Brown´schen Molekularbewegung erklären kann und was die Affen und ihre Bananen mit der Art und den Eigenschaften von Atomverbindung zu tun haben, ist auf jeden Fall sehr interessant nachzulesen. Auch die Frage rund um die Teilchen, warum sie oft unterschiedlich reagieren und was es mit ihrer der Stabilität und der chemischen Reaktion auf sich hat, wird mit vielen, leicht verständlichen Beispielen erläutert. Durch die unkomplizierten und kurzweiligen Erklärungen, oft in Form von Geschichten, ist das Buch nicht nur als Einstieg für Schüler der Mittelstufe (oder zum Nachlesen, wenn man etwas aus dem Unterreicht nicht verstanden hat), sondern auch für neugierige Erwachsene und interessierte Lehrer gut geeignet.
„Jule und die Schrecken der Chemie“ hebt sich idealerweise vollkommen von den üblichen Chemiebüchern ab. Statt Formeln und Rechnungen stehen Abbildungen von Affen in unterschiedlichen Situationen und Familienszenen aus Jules Alltag im Vordergrund, in denen sich durchaus auch so mancher Schüler wiederfinden könnte. Das macht das Buch zusätzlich sehr sympathisch. Fachausdrücke werden gut erklärt und der persönliche Spickzettel zum Ende des Buches fasst die wichtigsten Fakten sowohl kurz als auch übersichtlich zusammen.
In den Anmerkungen zum Weiterarbeiten ganz am Schluss findet man ebenfalls noch eine Menge spannender Fakten. Als „Bonus“ sozusagen gibt’s für Neugierige und Interessierte auf der Homepage des Vileyverlages unter http://www.wiley-vch.de/books/sample/3527334874_exercices.pdf zusätzliche Übungen und Lösungen.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und sowohl der Titel, als auch das Coverbild passen hervorragend zum Inhalt. Der Text auf der Rückseite des Buches gibt einen guten Einblick in den Inhalt, den Aufbau und das Thema. Vor Beginn des Buches findet man noch einige andere, interessante Titel aus dem Verlag zu dem Thema. Es folgen die bebilderte Kurzvita der Autorin und ein kurzes Inhaltsverzeichnis sowie eine Danksagung und „Hallo, du“, in dem die Autorin ihre Leser begrüßt, Antworten auf Fragen „Wie soll ich diese Buch lesen?“, „Warum habe ich Chemie bisher nicht verstanden“ usw. gibt und sich kurz an ihre KollegInnen wendet.
Es folgen unterschiedlich lange Kapitel, die in drei Teile aufgeteilt sind. Eine Geschichte mit Jule führt gut in das jeweilige Thema ein, ein genaue Erklärung folgt und oftmals zusätzlich eine Menge Exkurse, die noch mit interessanten Wissenschnipseln aufwarten. Am Schluss wird alles noch einmal ganz kurz zusammengefasst. Am Ende des Buches sind auch die Anmerkungen zum Weiterarbeiten zu finden. Ein Index rundet das Buch sehr gut ab.
Die Themen sind mit rund 144 lustigen Zeichnungen, Skizzen und Grafiken versehen, welche die gut verständlichen Erklärungen zusätzlich anschaulich untermalen und noch besser vorstellbar machen.
Fazit
„Jule und der Schrecken der Chemie“ ist ein absolut empfehlenswertes Buch für alle Interessierten und für alle Leser, die bisher mit Chemie nichts „am Hut“ haben und „nur Bahnhof“ verstehen. Unkompliziert und unterhaltsam werden hier die „Basics“ erklärt, sodass sie auch von Schülern ab der Mittelstufe gut nachvollzogen werden können.
Hinweise
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