Punpuns Leben steht Kopf: Er steckt zwischen Männlichkeit und Pubertät. Als sei das nicht schon Herausforderung genug, helfen ihm die Gewaltausbrüche seines Vaters und seine labile Mutter auch nicht weiter. Punpun merkt schnell, dass er sich allein um sein Seelenheil kümmern muss. Seine Unbedarftheit und der Wunsch nach weisem Verständnis lassen Punpun groteske Situationen durchleben.
Ein verstörender und aufwühlender Blick in die Welt eines träumenden Vogels.
Originaltitel: OYASUMI PUNPUN vol. 5 Autor: Inio Asano Übersetzer: Sakura Ilgert Illustration: Inio Asano Verlag: Tokyopop Erschienen: März 2014 ISBN: 978-3-8420-0691-1 Seitenzahl: 224 Seiten Altersgruppe: ab 15 Jahre (Verlagsempfehlung) |
Die Grundidee der Handlung
Punpun hat die Aufnahme in die Highschool geschafft. Zugleich macht sich die heranreifende Pubertät bei ihm bemerkbar, denn er sucht nach Nähe. Die findet er zunehmend bei Midori, die sich bei ihm tröstet, seit Punpuns Onkel Yuichi vermisst wird. Doch wohin wird dies führen?
Masumi bekommt durch seine Faulenzerei zunehmend Geldprobleme und sucht Gelegenheitsjobs. Da erhält er einen dubiosen und gefährlichen Auftrag – wird Masumi den finsteren Weg einschlagen? Währenddessen hat Shimizu eine unheimliche Begegnung einer ganz besonderen Art …
Auch im fünften Band von „Gute Nacht, Punpun“ hat die skurrile Story nichts von ihrer aufwühlenden und betroffenen Art verloren – weiterhin „schwere Kost“. Während Punpun mit den schwieriger werdenden Familienverhältnissen klarkommen muss, stehen Shizumi und vor allem Masumi Prüfungen gegenüber, die ihr gesamtes Leben und ihre Einstellungen prägen können.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Nach einer knappen Zusammenfassung und einer Kurzvorstellung der wichtigsten Charaktere startet der 5. Band in Kapitel 47 an der Highschool: an einem schönen Tag herrscht bei der Bekanntgabe der Aufnahmeergebnisse wildes Gewusel. Freudige Gesichter bei den Schülern und der Stolz der Eltern stehen den gedämpften Gefühlen Punpuns gegenüber. Dessen Gedanken heben sich als weißer Text in schwarzen Feldern deutlich von den Bildern ab. Auch der Trubel der Abschlussfeier an der Oberschule, bei der die Abolventen ausgelassen ihren Erfolg feiern, setzt sich die gedrückte Stimmung bei Punpun fort – dem Mangaka ist es gelungen, diesen Kontrast in seinen Bildern sehr klar hervorzuheben.
Besonders an Midori Okuma nagt es sehr, dass Yuichi vermisst wird – sie versucht, das Gesicht zu wahren, und doch kann sie in einigen Szenen ihre Gefühle nicht zurückhalten, ihre schönen Züge werden von Traurigkeit und Tränen geprägt und machen den Leser betroffen. Kurze Szenen wechseln zu Yuichi und beantworten damit die Frage, wie der vermeintliche Selbstmordversuch zum Ende von Band 4 wohl ausgegangen sein mag. Doch die Last auf seinen Schultern hat tiefe Spuren hinterlassen – ungepflegt und stoppelbärtig spiegelt es seinen Zustand wider. In einem langen Gespräch mit einem Taxifahrer gelingt es ihm, seinem tiefen Schmerz und die Selbstverachtung freien Lauf zu lassen. Porträts mit naher Perspektive und Bildausschnitte der von Tränen überlaufenden Augen könnten dies nicht treffender visualisieren.
Eine Erotikszene, die in diesem Band eine nicht unwichtige Rolle spielt, ist zwar eindeutig gestaltet, zugleich zeigt sie aber verhältnismäßig wenig, so dass die Altersempfehlung des Verlags auch weiterhin passt. Asano greift hier auf einen Trick in der Darstellung zurück, der hier aber nicht weiter verraten werden soll, um dem Ganzen nicht vorweg zu greifen.
Hervorstechend ist dem Zeichner auch Masumi gelungen, der sich in diesem Band ausführlich Gedanken über die Freiheit des Menschen, die Gesellschaft und seine eigenen Einstellungen macht. Dabei beeindruckt er mit stoischer Ruhe und lässt sich auch nicht stören, während das Leben an ihm vorüber zieht. Inio Asano hat diesen Prozess sehr schön in seinen Bildern transportiert – solche Szenen, die mehrmals exakt den gleichen Ausschnitt zeigen, finden sich diesmal häufiger im Band. Erst Shimizu, der auch als Highschoolschüler seine tropfende und rotzende Nase immer noch nicht im Griff hat, kann Masumi aus seinen Grübeleien reißen.
Die Story entwickelt sich in ruhigen Bahnen, die Betonung aller Figuren liegt in der Alltagsbewältigung und ihren Grübeleien. Dementsprechend darf man weder in der Handlungsentwicklung, noch in den Bildern allzu viel Dynamik erwarten. Und doch wird es nicht langweilig, sind diese Überlegungen doch entscheidend für die Zukunft der jungen Charaktere. Dennoch wird „Gute Nacht, Punpun“ auch weiterhin keinen Massengeschmack treffen, dafür sorgt die zu deprimierende Atmosphäre, die auch den fünften Band bestimmt.
Einmal mehr beeindruckt Inio Asano durch seinen klaren, präzisen und sehr an der Realität orientierten Zeichenstil. Umgebungen, Stadtansichten und Räumlichkeiten gibt er dermaßen exakt wieder, dass ich nicht zum ersten Mal an überzeichnete Fotografien denken musste. Besonders die Überblicke über die Straßen der Stadt aus der Vogelperspektive sind absolut beeindruckend und zeugen von Asanos geübtem Blick für Einzelheiten. Dementsprechend häufig finden sich solche Hintergründe in den Bildern, nur selten werden die Panels mit Rasterfolie oder Mustern aufgefüllt.
Aufmachung des Mangas
Das Taschenbuch in Klappbroschur fügt sich nahtlos in die Seriengestaltung ein. Diesmal ist es in einem kräftigen Orange gehalten. Während Punpun auf der Buchrückseite nach außen geprägt wurde, setzen sich die Linien seiner Highschool-Frisur auf der Vorderseite des Umschlags fort – ein interessanter und zugleich sehr schlichter Stil, der dem Cover eine gewisse edle Note verleiht.
Fazit
Auf Punpun warten viele Veränderungen in seinem Leben, während Masumi entscheiden muss, welchen Weg er in Zukunft einschlagen will – schwierige Prüfungen für die beiden. Eine Hommage an das Erwachsenwerden mit all seinen Widrigkeiten und Verwirrungen, geprägt von der depressiven Atmosphäre rund um die Familie Onodera.
Hinweise
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