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Früher war alles einfacher. Abschiede zum Beispiel. Als die sechsjährige Clara Black – in einem schwarzen Badeanzug – ihren Kater »Schweinebraten« beerdigte, ahnte sie nicht, dass das Leben noch einen viel größeren Verlust für sie bereithalten würde: Jahre später stirbt ihr Verlobter kurz vor der Hochzeit. Es bricht Claras Herz. Doch dann findet sie eine alte Liste mit ihren Kindheitswünschen, die vor ihrem 35. Geburtstag in Erfüllung gehen sollten. Ganz unverhofft wird die Liste zu Claras Rettungsanker – und zum Weg zurück ins Glück …

 

Die Liste der vergessenen Wuensche 

Originaltitel: Once Upon a List
Autor: Robin Gold
Übersetzer: Carolin Müller
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 08.10.2013
ISBN: 978-3764504847
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Für Clara Black war der Podologe Sebastian ihr absoluter Traummann, mit dem sie nach 10 Jahren Beziehung endlich den Schritt vor den Traualtar wagen wollte. Keine zwei Wochen vor dem Ja-Wort zerstört allerdings ein LKW Claras Hoffnung auf die ewige Liebe und löscht das Leben ihres Prinzen in einem Autounfall unwiederbringlich aus. Unfähig, über ihre Gefühle zu sprechen, verkriecht sich die 34-jährige vor jeglichen Aktivitäten und den gut gemeinten Ratschlägen von Familie und Freunden in die Schwermut. Als ihre Mutter Libby jedoch darauf besteht, wenigstens zu dem feucht-fröhlichen Thanksgiving-Fest nach Boston zu ihren Wurzeln zu reisen, gibt Clara mürrisch nach und findet ein an sie adressiertes Päckchen vor, mit einer Zeitkapsel aus der 5.Klasse und kindlichen Zielen, die sie bis zum 35.Geburtstag erreicht haben wollte. Kann diese Liste Clara aus dem dunklen Loch helfen, nachdem drei gescheiterte Therapien wenig erfolgreich waren?

Nach dem Weltbestseller von Cecelia Ahern um die Früh-Witwe Holly, die nur durch die wunderbaren Anweisungen in Briefform ihres verstorbenen Gatten zurück zu alter Stärke gefunden hat, bin ich ganz verrückt nach solchen Geschichten. Robin Gold hat eine ebenfalls sehr berührende Handlung zu Papier gebracht, die allerdings auf Grund der Art der Wünsche (beispielsweise vom größten Buffet in Amerika essen) viel verspielter ist, mehr Momente zum Schmunzeln bereithält und somit insgesamt eine beschwingtere Variante ist, die auch für ein jüngeres Publikum geeignet ist.


Stil und Sprache
Der Stil ist für einen Liebesroman eindeutig sehr romantisch angehaucht und für die angesprochene Zielgruppe der Frauen ein Exemplar der Kategorie „zum Nächte durchlesen“. Der Liebeskummer, den Clara durchmacht, ist in der Hauptaussage mit Sicherheit von jedem nachvollziehbar, und der Wunsch nach einem Happy End mit abgehakter Liste wächst mit den verstrichenen Wochen und Monaten bzw. Seiten ins unermessliche. Wenngleich dieser herbe Schicksalsschlag den meisten wiederum erspart bleibt, bilden wir uns doch ein, die Leiden über die Zeilen hinweg aufzusaugen. Die Autorin spart dabei nicht mit bildlicher Sprache und projiziert den Herzschmerz gekonnt durch Claras Handeln und borstige Ausflüchte, ohne dabei aber zu sehr ins Schmalzfass zu greifen.

Etwas unlogisch war für meine Begriffe die übereilte Anschaffung eines Hundes, der laut Clara sofort gekauft werden müsse, da er an Punkt 1 der Aufzählung stehe und keinerlei Aufschub dulde. Im weiteren Verlauf mussten die ohnehin schon voll eingespannte Mutter und ihr Bruder dauernd als Hundesitter einspringen, was für die kleine Fellschnauze zwar okay (und für die tierlieben Leser bestimmt auch nett zu lesen war) aber im Endeffekt unnötig war, schließlich hat Clara danach die Liste auch kreuz und quer abgearbeitet und sich nicht an die Reihenfolge gehalten. Zudem war die Liste der 10-jährigen Schülerin teilweise mit etwas langweiligen und schnell abgehandelten, sowie altersuntypischen Wünschen gespickt – hier wäre noch mehr Potenzial für interessantere Ausflüge & Co. gewesen.


Figuren
Trauernde Protagonisten haben immer den Nachteil, dass ihre Freudlosigkeit auf den Leser überspringen kann und man selbst zum Taschentuch greifen muss, weil die Situation an die eigene Substanz geht. Umso wichtiger sind dann für das Lesevergnügen optimistische Nebencharaktere, welche die depressive Atmosphäre kompensieren. Die Autorin hat uns Lesern hier ganz wundervolle Menschen zur Seite gestellt, welche ohne Rücksicht auf die eigenen Nerven und Wehwehchen immer mit gutem Beispiel vorangehen.

Obwohl im Roman natürlich Clara und ihre Liste im Mittelpunkt stehen, wirkt es manchmal fast so, als ob sie mit ihren hängenden Mundwinkeln in der allgemeinen Fröhlichkeit der Familie nur Nebensache wird, da ihre Mutter und ihr Bruder Leo sie wie eine warme Decke einhüllen. Mit nicht enden wollender Anteilnahme unterstützen sie die Wahl-Chicagoerin und richten das kleine Häuflein Elend wie ein Steh-auf-Männchen auf die ausgemergelten Beine. Keine Mühe ist den beiden zu groß, obwohl ihre Mutter selbst noch an dem frühen Tod ihrer Liebe zu knabbern hat und Leo offensichtlich beziehungsunfähig ist. Dabei haben sie immer flotte Sprüche auf Lager, die Clara bei der „Listen-Mission“ näher an die Zielgerade ziehen. „Selbst wenn das bedeutet, dass du ein kunstvolles Lebkuchenhaus baust.“ (S.74)

Lincoln, der ehemaliger Schulfreund von Clara, hat ebenfalls seine große Liebe zu früh verloren und gemeinsam sind sie wie Seelenverwandte, deren Weg sich durch Zufall traf und die sich nun aneinander klammern. Ihnen geistern die gleichen abstrusen Gedanken im Kopf herum bei den Erinnerungen an ihre verstorbenen Liebsten, wie z.B. „Hattest du jemals Sex mit einem Toten?“ (S.120). Ihre Gespräche lassen den Zauber einer Sandkastenfreundschaft aufflammen und den Wunsch ehemalige Weggefährten wieder zu treffen, denn schließlich haben wir mit ihnen die vielleicht schönste Zeit der Welt verbracht. Er hilft Clara am nachhaltigsten das Chaos im Job und in der Seele zu ordnen und ist damit ein großer Sympathieträger, dem man einen Neuanfang von Herzen gönnen würde, zumal er mit der Protagonistin hervorragend harmoniert. Aber reicht das für eine Beziehung und das so kurze Zeit nach Sebastians Beerdigung?


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur mit dem Hintergrund in Rosa ist im Stile eines echten Mädchentraums gestaltet und wird auch im Inneren des Buchdeckels fortgeführt. Der abgebildete Heißluftballon ist nicht nur ein Symbol für die Fluchtpläne der Protagonistin aus ihrer Trauer in der Realität, sondern ein Flug darin auch Bestandteil ihrer Wunschliste. Im Inneren des Buchdeckels finden sich noch einige andere Träume, die in Form von Notizzetteln abgedruckt wurden und sehr originell sind. Neben den einzelnen Kapiteln werden auch die neuen Monate deutlich gekennzeichnet, wodurch der zeitliche Druck auch für die Leser immer klar vor Augen ist.


Fazit
Dieser Roman weckt den Wunsch selbst eine ähnliche „To-Do-Liste“ zu schreiben und in einigen Jahren abzuarbeiten – als Geschenk zum eigenen Glück oder Stütze in der Trauer, wenn die Welt trist und unfair aussieht. Wer „P.s. Ich liebe dich“ verschlungen hat, wird auch dieses Buch mögen!


4 5 Sterne


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