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Konrad und Paul sind wieder da! Eine Hitzewelle im Mai lässt ohnehin den Testosteronpegel ansteigen und die Schwellkörper pulsieren, und gerade jetzt macht sich Paul im Auftrag seiner besorgten Mutter auf nach Frankfurt zu seiner Schwester Edeltraut, die, wie man hört, mit einem Tier von Mann verheiratet und im neunten Monat schwanger ist! Zu dritt in einer engen, schwülen Dachwohnung verliert man nach und nach die Nerven, denn wie nicht anders zu erwarten passt der grunzgeile polnische Schwager exakt in Pauls Beuteschema!

Unweigerlich trudeln die überhitzten Protagonisten in einen Sog aus Begierde und Leidenschaft, bis hin zum Crash auf der Endstation Sehnsucht.

Daheim in Köln ist Konrad währenddessen zunehmend fasziniert vom introvertierten Charme seines rumänischen Klarvierschülers Anton, dessen aufgeregte Tante die beiden bei einem peinlich arrangierten Abendessen mehr oder weniger geschickt zu verkuppeln versucht. Der weltfremde Jüngling allerdings interessiert sich mehr für seine Sammlung antiker Likörgläser, davon besitzt er sozusagen eine ganze Glasmenagerie.

Wenn wir dann noch erfahren, was Plötzlich im letzten Sommer an einem Badeort in Spanien geschah, und wenn wir dazu auf dem muskulösen Oberarm von Pauls Schwager Kalkowski Die tätowierte Rose finden, dann dürfte so manchem dämmern, dass es sich hier fast um ein Südstaatendrama von Tennessee Williams handelt …

 

Konrad und Paul Raumstation Sehnsucht 

Autor: Ralf König
Illustration: Ralf König
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 07.03.2014
ISBN: 978-3-498-03568-6
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Die Inhaltsangabe des Verlags fällt schon so ausführlich und treffend aus, dass dem nichts mehr hinzuzufügen ist. Was sich viele Fans ob der ganzen Neuauflagen und Sammelbände in letzter Zeit verunsichert fragen werden: Kann dies wirklich nach mehr als 10 Jahren endlich wieder ein neuer Fortsetzungsband mit Konrad und Paul sein? Darauf kann ich eindeutig mit Ja antworten, wobei inhaltlich seit „Sie dürfen sich jetzt küssen“ (Rowohlt) nur ein paar Monate vergangen sind. Somit sollte niemand darauf spekulieren, Paul wäre in der Zwischenzeit vielleicht, wie soll ich sagen, gesetzter geworden. Nein, sowohl Paul als auch sein Lebenspartner Konrad sind wie eh und je – und das ist auch gut so, nur zusammen sieht man sie für meinen Geschmack zu wenig nach der langen Wartezeit.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Für alle, die Ralf König noch nicht kennen: Er zeichnet in einem kolorierten Cartoonstil, der mit wenigen charakteristischen Linien die Dinge auf den Punkt bringt. Dabei spart er nicht mit homoerotischen Anspielungen, die im Bild meistens überzeichnet zum Ausdruck gebracht werden. Daran darf man sich also nicht stören, sonst hat man mit dem Comic ein ernsthaftes Problem. Genauso mag sein Humor für manch einen zu polternd und direkt sein, doch mit einer Einstellung jenseits von Spießigkeit wird man ihn einfach nur umwerfend finden. Die Panelgröße reicht von klein bis mittel, und der Sprechblasentext in Großbuchstaben ist handgeschrieben.

Nun speziell zu diesem Band: Stilistisch hat sich Ralf König diesmal etwas Neues einfallen lassen, denn abwechselnd mit der Handlung lässt er den Leser in Wort und Bild seitenweise teilhaben an Pauls neuestem Science-Fiction-Roman, den er während des Handlungsablaufs gerade dabei ist, in seinen Laptop zu klopfen. Doch Paul wäre nicht Paul, wenn es darin tatsächlich um ernst zu nehmende Science Fiction ginge. Vielmehr ist der Plot durchtränkt mit schwül-heißen Erotikträumen eines gewissen Barry Hoden, seines Zeichens Astronaut der Libido XL und nicht von ungefähr Pauls Alter Ego in Aussehen und Verhalten. Gegenstand dieser feuchten Träume ist Barrys Bordmechaniker Brick Hunter. Wer Paul kennt, wird jetzt auch genau wissen, was man rein optisch von Brick zu erwarten hat. Genau! Groß, breit, haarig, verschwitzt, mit einem auffälligen „Paket“ in der Hose. Während auf der Fahrt im ICE nach Frankfurt der Roman noch vorangetrieben wurde, steht Paul in der Wohnung seiner hochschwangeren Schwester Edeltraut plötzlich Bricks Ebenbild gegenüber, oder ist das etwa sein Schwager Kalkowski? Saftig und deftig geht es fortan in Frankfurt zu, Ralf König nimmt weder ein Blatt vor den Mund, noch vor den Zeichenstift. So kennen ihn seine Fans und lieben ihn dafür. Auch Fiktion und Realität verschwimmen für Paul immer mehr, wobei der Leser keine Mühe hat, die zwei Sequenzen in Farbe und Schwarz-Weiß zu trennen.

Weitaus dezenter, zumindest rein optisch, doch nicht weniger gefährlich entwickeln sich die Dinge daheim in Köln für Konrad, der mit seinem Klavierschüler Anton verkuppelt werden soll. Leider zieht Konrad seitenmäßig gegen Paul eindeutig den Kürzeren. Mir hätte ein 50:50 Verhältnis der beiden Erzählstränge besser gefallen oder noch besser: mehr gemeinsame Szenen, denn die sind so gut wie gar nicht vorhanden.

 
Aufmachung des Comics
Der fest gebundene Band im handlichen Graphic Novel Format hat matte Buchdeckel und ist mit einem Lesebändchen ausgestattet. Die ein wenig angerauten Seiten fand ich angenehm griffig. Insgesamt eine schöne, langlebige Verarbeitung. Das Coverdesign im Retro-Look erinnert an die guten alten Bücher der Fünfziger und Sechziger, wäre da nicht der halbnackte, behaarte Po von Brick, an dem Pauls Alter Ego Barry gerade sabbert.


Fazit
Nach über 10 Jahren endlich Neues von Konrad und Paul! Die zwei sind ganz die Alten, in jeder Hinsicht, nur gemeinsam sieht man sie fast nicht.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:

Konrad und Paul – Ist der Ruf erst ruiniert; Sammelband 1-3 (Egmont)
Dicke Dödel 1 – Bullenklöten! (Männerschwarm)
Dicke Dödel 2 – Super Paradiese (Männerschwarm)
„Sie dürfen sich jetzt küssen“ (Rowohlt)

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