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Bücher können alles – sogar töten!
Der junge Dichter Hildegunst von Mythenmetz erbt ein makelloses Manuskript, dessen Geheimnis er ergründen möchte. Die Spur weist nach Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher … Walter Moers entführt uns in das Zauberreich der Literatur, wo Bücher nicht nur spannend oder komisch sind, sondern auch in den Wahnsinn treiben oder sogar töten können.

 

  Autor: Walter Moers
Verlag: Piper
Erschienen: 10/2007
ISBN: 978-3492246880
Seitenzahl: 476 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Nachdem der für die Art der Lindwürmer junge Dichter Hildegunst von Mythenmetz ein Manuskript von seinem verstorbenen Dichtpaten geerbt hat, dessen Inhalt jegliche bisherige Literatur in jeglicher Form weit übertrifft, macht sich Mythenmetz auf nach Buchhaim, der Stadt der Literatur überhaupt, um den unbekannten Autor des Manuskriptes zu finden. Seine Suche stellt sich als schwieriger heraus als erwartet und so wird Mythenmetz mit allerlei ungemütlichen Gestalten, Gefahren und falschen Freunden konfrontiert, die sich nicht nur auf den Handlungsverlauf auswirken, sondern auf die Figur des Hildegunst von Mythenmetz an sich.

Die Handlung als Ganzes ist sowohl in Hinsicht der Charaktere als auch der Ereignisse, Orte und Ideen sehr ausgewogen und gut untereinander kombiniert. Dadurch wirkt die Geschichte zu jeder Zeit logisch, bisweilen sogar annähernd real.
Trotz der Tatsache, dass teilweise zwar mehrere Dinge zeitlich parallel geschehen, wird die Handlung nicht durch unzählige wirre Handlungsstränge, überraschende Absätze oder zu abrupte Kapitelsprünge gebremst, da zwar hintergründige Ereignisse und Handlungen als Erzählung erwähnt werden, sodass der Leser jederzeit informiert und völlig im Geschehen ist, doch wird die Geschichte durchweg von der Ich-Perspektive des Hildegunst von Mythenmetz bestimmt, an dessen Fersen sich der Leser heftet.


Stil und Sprache
Die Sprache und die Stilistik sind - wie schon in vorherigen Werken Moers erkennbar - einzigartig und eindeutig, und das ohne enormen Aufwand. Neben der ausgewogenen inhaltlichen Gestaltung, die sowohl eine gute Charakterausarbeitung wie auch eine logische Hintergrundgeschichte beinhaltet, ist besonders die sprachliche Gestaltung des Buches ein Highlight. So wirkt selbst die sonst oft zu extrem wirkende Ich-Erzählperspektive passend und gibt den Wörtern noch mehr Identität; bringt den Leser dichter an das Geschehen.
Neben der beschreibenden Erzählung beherrscht Moers besonders das Handwerk der ausgeglichenen Stilistik, die aufgrund der inhaltlichen Einzigartigkeit ebenso sonderbar wie genial erscheint. Nicht nur, dass Moers seinem Werk so die nötige Farbe und den Raum für Interaktion gegeben hat, gleichzeitig besticht „Die Stadt der Träumenden Bücher“ auch durch den unterschwelligen, aber dennoch ausgeprägten Humor, der sich bisweilen bis hin zur Ironie steigert und oftmals im genialen Wahnsinn endet.


Figuren
Wieder einmal hat Moers die skurrilen, jedoch liebenswerten, Gestalten seiner fantastischen Welt Zamonien erweckt, auf dass sie den Leser mit auf eine wundersame Reise nehmen, die bestenfalls nie enden möge.
Neben den bereits aus vorherigen Werken bekannten Erscheinungsformen (Haifischmaden, Fhernhachenzwerge, Schrecksen etc.) begegnen dem Leser hier nun auch noch neue Gestalten, die zum Teil nicht nur sonderbar erscheinen, sondern es auch sind.
Dabei steht natürlich die Hauptfigur Hildegunst von Mythenmetz im Mittelpunkt, wird die Geschichte schließlich aus seiner Sicht erzählt. So erhält der Leser nicht nur einen Einblick in sein Innerstes, sondern kann auch an seiner Entwicklung während der unterschiedlichen Abenteuer und Gefahren teilhaben. Am Ende des Buches ist man dann nicht einfach nur noch ein außenstehender Leser, sondern ein Teil von Mythenmetz, so als hätte man selber all das erlebt, was ihm wiederfahren ist.
Besonders ins Herz geschlossen habe ich auch die drolligen, einäugigen „Schrecklichen Buchlinge“, die weder schrecklich noch in irgendeiner Weise gefährlich sind. Nicht nur, dass jeder den Namen eines berühmten Dichters angenommen hat (jeder Buchling muss sein Leben einem Dichter widmen und seine Werke auswendig lernen – allerdings sind die Namen abgeändert, lassen sich jedoch mit etwas Fachkenntnis wie ein Rätsel lösen), sie sind einfach mit ihrer quirligen Art eine wirkliche Bereicherung für das Werk.
Eine weitere wichtige, und gleichermaßen dramatische Figur, ist der ebenfalls in den endlosen Katakomben unter Buchhaim lebende, seit ewigen Zeiten gefürchtete Schattenkönig, dessen Schicksal unmittelbar mit dem Mythenmetz‘ verbunden ist und für reichlich Spannung, Erklärung und Handlung an sich sorgt.


Aufmachung des Buches
Diese Taschenbuchausgabe von Piper ist wie auch schon „Rumo & die Wunder im Dunkeln“ abgesehen von dem eh schon brillierenden Inhalt auch optisch ein Genuss. Auf fast jeder Seite finden sich Illustrationen des Autors, die nicht nur zum Inhalt passen, sondern ihn verdeutlichen und die Lebendigkeit des Werkes fördern. Die Figuren erscheinen somit nur noch realistischer, als wären es keine Zeichnungen, sondern Fotos.
Die Covergestaltung ist mit dem Inhalt verbunden und sehr ansprechend, wenngleich der Text auf der Rückseite etwas mehr Inhalt hätte fassen können, sodass die Vorfreude nicht nur groß, sondern ins unermessliche gesteigert würde.
Rundum ein gelungenes Buch!


Fazit
Wer den Stil und die vorherigen Werke von Walter Moers mag, der wird dieses Buch nicht nur lieben, sondern vergöttern. Aber auch für diejenigen, die das erste Mal einen Moers in der Hand halten, werden nicht enttäuscht sein, soweit sie etwas Humor vertragen und sich nicht zu sehr auf die für das Genre der Fantasy typischen Wesen eingestellt haben.


5 Sterne


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