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"Bloß nicht verklagen! Sonst verkauft es sich womöglich noch ..."
Eine raffinierte Intrigengeschichte - und ein Blick hinter die Fassaden von Literaturstars.

Einfach traumhaft muss das Leben einer Bestsellerautorin sein! Oder etwa nicht? Plagt sie sich mit Schreibblockaden, Eifersüchteleien, Geldnöten, Prozessen wegen Persönlichkeitsverletzungen, geistigem Diebstahl oder Selbstzweifeln?
Jessica Durlacher schildert die Nöte einer jungen Autorin, die sich nach ihrem gefeierten Debüt schwertut, etwas Neues zu Papier zu bringen. Sie zeigt, dass die Welt einer Frau im Rampenlicht auch ganz anders aussehen kann - vor allem, wenn ein junger Kollege meint, noch eine Rechnung mit ihr offen zu haben.

 

  Autor: Jessica Durlacher
Verlag: Diogenes Verlag
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-257-23784-9
Seitenzahl: 114 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Im Mittelpunkt dieser Erzählung steht die Schriftstellerin Tirza Danz. Ihr Mann Marvin ist ebenfalls ein erfolgreicher Schriftsteller. Während eines Abendessens im Haus ihres Verlegers Baastian und dessen Frau Kitty, lernt Tirza den deutschen Kollegen und Konkurrenten Axel Andel kennen. Beide haben ein Buch mit dem Titel "Mein Vater" veröffentlicht. Während Tirzas Buch in der deutschen Übersetzung ebenfalls "Mein Vater" heißen durfte, wurde Axel Andel in den Niederlanden gezwungen, seinem Buch den Namen "Familienbande" zu geben. Dies macht ihn nicht unbedingt zu einem Freund.
Tirza wird von der Zeitung "Psychologie" um ein Interview gebeten. Ein Termin mit den beteiligten Redakteurinnen Ada Hammerstein und Rachel Salomon wird aber mittels Email-Korrespondenz über Monate hinweg aus fadenscheinigen Gründen verschoben.
Aufgrund ihrer Schreibblockade beschließt Tirza Kurse für "Kreatives Schreiben" an einem College zu geben. Die dortige Begegnung mit einem ihrer Schüler Mahmud Aziz entwickelt sich ebenfalls auf unerfreuliche Weise.

Grundsätzlich hätte man aus dem Stoff mehr machen können. Durlachers Geschichte bleibt leider etwas hinter dem zurück, was man sich von dieser Intrigengeschichte aus dem Literaturbetrieb erhofft hatte. Dies liegt vor allem an ihrem Schreibstil und der Ausarbeitung der Figuren.


Stil und Sprache
Am Anfang der Erzählung empfand ich Durlachers Schreibstil etwas zu holprig. Ihre Sätze sind so verschachtelt, dass ich manche Sätze zweimal lesen musste. Nicht alle ihrer Vergleiche wirken einhundertprozentig treffend, sodass das Bildhafte, was mit diesem Stilmittel erzeugt werden soll, nicht immer überzeugt. Im Verlauf der Erzählung gewöhnt man sich an Durlachers Schreibstil. Leider unterbrechen auch die Zeitsprünge der Erzählung des Öfteren den Lesefluss. Das macht es dem Leser etwas schwerer, "in der Erzählung zu bleiben.“
Was ich darüber hinaus als störend empfunden habe, ist die Flut von Informationen, die über die Figuren und deren Beziehungen zueinander im ersten Drittel der Erzählung vermittelt werden.

Die Kapitel sind angenehm kurz und umfassen jeweils eine Szene der Erzählung. Die Einteilung in die Kapitel ist der Autorin gut gelungen.

Die Spannung der Erzählung wird durch den ersten Satz des Textes erzeugt. Hier erhält der Leser eine Vorahnung von Tirzas Fehleinschätzung der Emails von Ada Hammerstein, ohne dass der Leser wüsste, um welche Art von Korrespondenz es sich handelt. Dieser Einstieg in die Erzählung ist überaus gelungen.


Figuren
Obwohl Jessica Durlachers Figur der Tirza Danz in der Ich-Perpektive als Erzählerin fungiert, gelingt es der Autorin nicht, über die ganze Länge der Erzählung eine Nähe zum Leser aufzubauen. Tirzas Motive bleiben unklar, Entscheidungen, Gefühlsausbrüche werden nicht eingehend genug geschildert. Dies erzeugt unnötige Distanz.
Die Nebenfiguren bleiben ebenfalls ein wenig zu blass, deren Funktion in der Geschichte wird nicht bei allen Figuren deutlich. Auch die Konflikte der Figuren untereinander werden dem Leser nicht deutlich genug gemacht. Die Gefühle der Figuren werden nur beschrieben oder in Dialogen an den Leser vermittelt, während sich diese in den Handlungen nicht wiederspiegeln. Manche Handlungen und Reaktionen der Protagonisten sind daher schwer nachvollziehbar. Dadurch entsteht zu wenig Identifikation mit den Figuren.


Aufmachung des Buches
Die Erzählung ist als Diogenes Taschenbuch erschienen und hat daher die übliche cremefarbene Aufmachung. Auf dem Cover sieht man ein Bild einer rothaarigen Frau, ein Ausschnitt aus dem Bild "Red Headed Woman" von Amedeo Modigliani, wie man aus den Angaben auf der Impressum-Seite des Buches erfährt. Ich finde die Aufmachung der Taschenbücher des Schweizer Verlages im Allgemeinen sehr ansprechend. Die Bindeart dieser Bücher ist sehr hochwertig. Auch nach mehrmaligem Lesen und Knicken dieser handlichen Bücher sehen sie immer noch aus wie neu. Der Buchrücken ist sehr übersichtlich, Name des Autors und Titel des Buches sind durch einen dicken schwarzen Punkt getrennt.


Fazit
Leider bleibt das Buch etwas hinter den Erwartungen zurück, die ich an die Erzählung gestellt hatte. Jessica Durlachers Romandebüt "Das Gewissen" hatte mich vor einigen Jahren sehr begeistert. Es ist aber kein schlechtes Buch, vielmehr eine durchschnittliche Erzählung. Die eigentliche Story ist phantasievoll, die Umsetzung hat mich nicht ganz überzeugt.
Trotzdem ist das Buch nicht langweilig und kann zur kurzweiligen Unterhaltung gezählt werden.


3 Sterne


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