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Mit dem düster-romantischen Historiendrama Sambre hat Yslaire einen modernen Klassiker des europäischen Comics geschaffen. Über Generationen tauchen im Stammbaum der Sambres immer wieder Menschen mit roten Augen auf, die der Familie anscheinend Unglück bringen. Alle kämpfen um ihr Glück, aber niemand entkommt seinem Schicksal – auch nicht die Jüngsten.

 

Der Krieg der Sambres Werner und Charlotte 3 

Originaltitel: La Guerre des Sambres – Werner & Charlotte 3
Autor: Yslaire
Übersetzer: Marcel Le Comte
Illustration: Marc-Antoine Boidin
Verlag: Carlsen Comics
Erschienen: Dezember 2013
ISBN: 978-3-551-78276-2
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Jeanne-Sophie de Sambre hat es im Vorband geschickt verstanden, die zwei jungen Verliebten, Werner von Gotha und Charlotte de Sambre, mit einer gemeinen Intrige auseinander zu bringen. In diesem Band bangt man nun, ob ihre Liebe stark genug sein wird, aller Missgunst um sie herum zu trotzen.
Noch nie zuvor wurde Jeanne-Sophies Hass auf alles und jeden so deutlich herausgearbeitet wie hier. Man ahnt, worin diese abgrundtiefe Boshaftigkeit gründet und ist entsetzt, welche Ausmaße sie annimmt. Doch auch Jeanne-Sophie bekommt ihren Denkzettel verpasst. Am Ende bleibt der Leser genauso sprachlos wie staunend zurück, denn mit diesem Ausgang, der wieder neue Fragen aufwirft, hat wohl keiner gerechnet.

Szenarist Yslaire übertrifft sich mal wieder selbst und hinterlässt seinen Fans einen alles überragenden, noch lange nachhallenden Zyklus.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Fans der Reihe wissen, dass die Farbe Rot bisher bei Yslaire eine ganz bestimme Rolle in der ansonsten monochromen Optik spielte. Gezielt und spärlich eingesetzt, hatten diese Rottupfer eine höchst dramatisch-schaurige Wirkung auf den Leser. Aus diesem neuen Zyklus ist Rot zwar nicht verschwunden, doch der Grusel wird mit einer ganz anderen Farbe erzielt. So unwahrscheinlich es klingen mag, hier sorgt ein alles überstrahlendes Weiß für unwohlsame Schauer beim Lesen.

Der 3. und letzte Band hat nun mit der Einkehr des Winters ganz besonders viel Weiß anzubieten. Zu den grotesk wirkenden, weiß getünchten Gesichtern und gepuderten Perücken von Augustin und Jean-Sophie, mit denen der Leser schon in den Vorbänden vertraut gemacht wurde, kommt der alle Restfarben des Herbstes schluckende Schnee im Freien dazu. Es ist, als würde sein Weiß mit einem Pinselstrich alles übermalen, sogar den Himmel. In dieser wortwörtlich kalten Szenerie kann man sich nicht wohl fühlen – und der auf Unheil ausgerichtete Plot gibt einem auch gar keinen Anlass dazu.
Wirkt die Atmosphäre schon bei Tag abweisend und schaurig, kann man sich leicht ausmalen, wie alptraumhaft sich die Abende und Nächte durch Boidins geniale Handschrift aus Hell und Dunkel, Licht und Schatten erst entwickeln, deren Höhepunkt schließlich in einer mehreren Seiten umfassenden schwarzen Messe gipfelt.

Wie schon seine Vorgänger ist auch dieser Band wieder sehr textlastig, was ich persönlich als eine seiner großen Stärken empfinde. Denn der Text umfasst keine leeren Phrasen, sondern brillante, ausgefeilte Dialoge und Wortgefechte, die denen eines guten Romans in nichts nachstehen. An der Stelle sei deshalb auch ein dickes Lob an die deutsche Übersetzung von Marcel Le Comte ausgesprochen.

 
Aufmachung des Comics
Was die Ausstattung angeht, so unterscheidet den 3. Band des Werner & Charlotte Zyklus‘ absolut nichts von seinen Vorgängern. Auch hier wieder die matt gehaltenen Buchdeckeln mit Zierlack in den Schriftzügen und den kleinen, ovalen Porträts sowie die Zyklen-/Albenübersicht vor Beginn der Handlung und der Sambre-Familienstammbaum auf dem hinteren Buchdeckel. Mit dem einheitlichen Coverdesign im charakteristischen Sambre-Rot ist den Büchern sowieso ein untrüglicher Wiedererkennungseffekt gegeben, der die Fans blind nach „ihrer“ Serie greifen lässt.


Fazit
Der vielleicht beste Sambre-Zyklus überhaupt in einer ohnehin genialen Reihe findet hiermit seinen Abschluss, gleichzeitig begründet er mit den Vorfahren ersten Grades die Dynastie des französischen Adelsgeschlechts de Sambre. Eine bessere Gelegenheit, in Yslaires breit angelegte Familiensaga neu einzusteigen, wird sich wahrscheinlich nicht mehr bieten, als hier und jetzt, am Beginn des Ganzen.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:

Der Krieg der Sambres – Zyklus Werner & Charlotte (1768-1769):
- Band 1
- Band 2

Der Krieg der Sambres – Zyklus Hugo & Iris (1830-1847):
- Band 1
- Band 2
- Band 3

Sambre – Erster Zyklus (1847-1848):
Sammelband 1-4: Der Krieg der Augen

Sambre – Zweiter Zyklus (1856-1882):
Band 5: Verflucht sei die Frucht ihres Leibes
Band 6: Das Meer, vom Fegefeuer aus gesehen

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