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Wann haben Sie zuletzt das leuchtende Band der Milchstraße gesehen? Das Verschwinden der Sterne durch die zunehmende Himmelsaufhellung ist nur die Spitze des Eisbergs, was die Auswirkungen des Lichtsmogs betrifft. Mensch und Tiere – darunter Nachtfalter, Vögel und Meeresschildkröten – leiden mittlerweile rund um den Globus an der Zerstörung des Tag-Nacht-Rhythmus durch die übermäßige Erhellung der Nacht. Beim Menschen können Krankheiten und eine Zunahme von Stress die Folgen sein. Das gesamte Phänomen wird in diesem Werk umfassend und reichhaltig illustriert vorgestellt – von Experten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA. In die vorliegende, völlig neu bearbeitete und stark erweiterte zweite Auflage flossen ausgewählte Ergebnisse aus dem seit 2009 bestehenden interdisziplinären Forschungsverbund "Verlust der Nacht" ein. Der Frage nach einem gesundheitlich, ökonomisch und ökologisch bedachtsamen Umgang mit künstlichem Licht wird hier breite Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Das Ende der Nacht
 

Autor: Thomas Posch, Franz Hölker, Anja Freyhoff, Thomas Uhlmann (Hg.)
Verlag: Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA
Erschienen: 11. September 2013
ISBN: 978-3527411795
Seitenzahl: 232 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Zuerst bemerkten die Astronomen, dass am Himmel etwas nicht stimmt, denn sie konnten "ihre" Sterne nicht mehr sehen, und so zogen sie um, weg aus den Städten wie London, und in dunklere Gegenden, die man gerne mit "am Ende der Welt" bezeichnet. Wie lange wird es dauern bis das Licht sie eingeholt hat?

Die Autoren dieses Buches zeigen auf, wie es zur Erleuchtung der Nacht kam – kulturhistorisch und technisch, und welche Auswirkungen die Ausbreitung des Lichts in die Nacht hinein hat. Die eine oder andere Tiergruppe ist bereits erforscht, so schildern die Autoren, wie sich das Mehr an Licht z.B. auf die neugeborenen Meeresschildkröten oder auf das Zugverhalten der Vögel auswirkt. Bei letzteren hat man begonnen, während der Zugzeiten Lichter abzuschalten, aber das ist im Grunde nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bei der Straßenbeleuchtung testet man LEDs, um Insekten einen verfrühten Tod zu ersparen, aber der Luxusbeleuchtung von Hochhäusern, wie z.B. im Frankfurter Bankenviertel, wird man nicht so schnell beikommen. Allzu vieles ist noch unerforscht und vielfach noch nicht mal als Problem erkannt - z.B. wie hoch ist die Bestäubungsleistung von Nachtfaltern und wirkt sich deren starker Rückgang bereits auf den Ernteertrag aus? Immer wieder wird daher von den Autoren weiterer Forschungsbedarf angemahnt.

Die Artikel sind wissenschaftlich fundiert aufbereitet – mit Tabellen und Fotos – und man gibt sich Mühe auch für interessierte Laien zu schreiben, wobei dies nicht immer gelingt. Dennoch versteht man die Grundaussage des Buches, dass zu viel Licht Folgen hat, die wir heute in ihrem ganzen Ausmaß noch gar nicht überblicken können, nicht mal ansatzweise.

Ein Kapitel fällt allerdings aus dem Rahmen, und zwar das zum Menschen. Die Autoren schreiben hier am eigentlichen Thema vorbei, denn ihr Schwerpunkt liegt bei den Arbeitsbedingungen von Schichtarbeitern, deren Tag-Nacht-Rhythmus bereits gestört ist und dessen Folgen gut erforscht. Dies hat ebenso wenig mit der allgemein grassierenden Himmelsaufhellung zu tun, wie die Tatsache, dass viele Büroangestellte bei Kunstlicht arbeiten müssen. Eine Übertragung der Ergebnisse auf die veränderten Lichtverhältnisse bei Nacht, denen man nicht entgehen kann, fehlt. Dennoch gelingt die Kritik an der 24-Stunden-Gesellschaft.

Am beeindruckendsten und aussagekräftigsten sind allerdings die Fotos, die u.a. von Satelliten und der Raumstation ISS aufgenommen wurden, und die aufzeigen, wie sehr die Lichtverschmutzung in den letzten 20 Jahren zugenommen hat. Oder sie bilden die riesigen Lichtglocken über größeren Städten ab. Diese Fotos sind so ästhetisch wie erschreckend.


Aufmachung des Buches
Das Hardcover ist schwer und unhandlich, das liegt zum einen an seiner Größe (30,2 x 25,2 cm), sowie an der guten Qualität des verwendeten Papiers. Darüber hinaus ist es fadengeheftet. Das Cover zeigt passend zum Thema zum einen die Erdkugel, zum anderen vier Aufnahmen der erleuchteten Nacht.  Das Layout überzeugt durch seine Vielfalt, z.B. wechselt die Hintergrundfarbe der Texte häufig. Die bereits erwähnten Tabellen und die hervorragenden Fotos sind in den Text eingefügt, z.T. nehmen sie aber auch eine ganze Seite oder Doppelseite ein. Da es sich bei den Kapiteln eigentlich um Essays handelt, befindet sich der Anmerkungsapparat immer am Ende des jeweiligen Kapitels. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Stichwort- und Autorenverzeichnis.


Fazit
Der vorliegende Band weist auf ein noch kaum beachtetes Phänomen – die zunehmende Aufhellung der Nacht – hin, das ist sein großer Verdienst. Leider steht die Forschung erst am Anfang und so kann das Buch noch nicht umfassend informieren, aber den Leser sensibilisieren.


4 5 Sterne


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