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Ich bin nicht verrückt.
Ich brauche keinen Arzt.
Ich brauche die Polizei.

Für Daniel ist die Nachricht ein Schock: Seine Mutter, die seit Kurzem mit ihrem Mann in Schweden lebt, wurde in die Psychiatrie eingeliefert. Tilde leide unter Wahnvorstellungen, behauptet Daniels Vater. Doch Tilde selbst, die aus Schweden zu ihrem Sohn nach London flieht, erzählt eine ganz andere Geschichte. Eine von vertuschten Verbrechen in einer eingeschworenen kleinen Gemeinschaft und vom Verschwinden einer jungen Frau. Doch niemand will ihr glauben. Nun ist Daniel ihre letzte Hoffnung. Wenn auch er an ihrem Verstand zweifelt, ist alles verloren.

 

Ohne jeden Zweifel 

Originaltitel: The Farm
Autor: Tom Rob Smith
Übersetzer: Eva Kemper
Verlag: Manhattan
Erschienen: 14. Oktober 2013
ISBN: 978-3-442-54678-7
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Daniels Eltern sind vor kurzem nach Schweden gezogen und scheinen ein glückliches Leben zu führen. Als Daniel einen Anruf von seinem Vater erhält, fällt er aus allen Wolken. Seine Mutter wurde in die Psychiatrie eingewiesen, da sie an Wahnvorstellungen leide. Kurze Zeit später schließlich ein Anruf von seiner Mutter: Die Ärzte glaubten ihr und haben sie entlassen, sie sei nun auf dem Weg nach London, zu ihm. Die Geschichte, die Tilde ihrem Sohn erzählt, klingt so unglaublich, dass sie einfach wahr sein muss. Daniel ist ihre letzte Hoffnung, deswegen vertraut sie sich ihm an. Doch er hat ein schweres Los gezogen und muss sich entscheiden, wem er Glauben schenkt – seiner Mutter oder seinem Vater?!

Sich zwischen seinen Eltern entscheiden zu müssen, denen man nichts von dem zutraut, was der jeweils andere behauptet, muss mehr als eine Zerreißprobe sein. Der Autor behandelt das Thema tiefgründig und legt dem Leser mit psychologischem Einfühlungsvermögen die Problematik dar.


Stil und Sprache
„Ohne jeden Zweifel“ wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen aus Daniels Sicht, der das Grundgerüst bildet und dessen Part ein wenig geringer ist. Auf der anderen Seite gibt es Tildes Erzählung, die weitaus größeren Platz beansprucht. Um unterscheiden zu können, um welche Perspektive es sich handelt, denn beide sind in der Ich-Form geschrieben, wird Tildes Part im Blocksatz eingerückt. Der Leser hat das Gefühl an Daniels Stelle zu sein, denn der Bericht seiner Mutter liest sich, als sei er an einen persönlich gerichtet. Mit Sicherheit ist dies Absicht, denn so wird man selber gezwungen, zu überlegen, ob man die Geschichte für voll nehmen kann oder ob es sich um Hirngespinste handelt. Das ist jedoch gar nicht so leicht wie es sich anhört, denn wie bereits erwähnt, hat man das Gefühl an Daniels Stelle zu sein, hat somit auch eine ganz andere emotionale Bindung zu Tilde, was das Unterfangen sehr schwer macht.

Die Geschichte wird weitestgehend chronologisch erzählt, laut eigener Aussage von Tilde aus dem Grund, damit die Ereignisse in der richtigen Reihenfolge den Hörer erreichen und er nicht durch vorweggenommene Aussagen beeinflusst wird. Natürlich schleichen sich trotzdem immer wieder Hinweise auf den Fortgang ein, die immer wieder Spannung erzeugen. Denn es wird gerade genug gesagt, um das Verbrechen fast greifen zu können, aber dennoch so wenig, dass immer noch alles offen ist. Somit wird ein Sog erzeugt, der den Leser schwindeln lässt, wenn er nicht aufpasst und rechtzeitig den Absprung schafft.

Auf Grund des leichten, lockeren Stils und der Kürze der Kapitel fliegen die Seiten nur so vorbei. Dadurch fällt es sehr leicht, sich immer wieder zu sagen, dass man ruhig noch ein Kapitel lesen kann, denn es sind schließlich nur ein paar Seiten. Macht man das immer wieder, naht der Morgen mit großen Schritten, ohne dass man dies merkt. Auch zahlreiche Wendungen tragen enorm dazu bei, den Leser in den Bann zu ziehen. Obwohl man sich durchweg Gedanken macht und die Ereignisse und Erzählungen immer wieder Revue passieren lässt, ist man bis zum Schluss nicht sicher, was einen erwarten wird.


Figuren
Die zentralen Figuren sind Daniel und seine Mutter Tilde. Über beide erfährt man im Laufe des Geschehens einiges, ist sich jedoch nicht sicher, was man davon tatsächlich glauben kann. Denn man ist auf der Hut, da fast sicher scheint, dass eine Person lügt. Da jedoch nicht sicher ist, welche Version der Geschichte nun stimmt, will man nicht zu viel Gewicht in die Charakterdarstellungen legen, um sich dahingehend nicht noch mehr beeinflussen zu lassen. Es reicht schon, dass man auf Grund der Erzählperspektive eine Bindung zu Tilde aufbaut, der die Objektivität schnell zum Opfer fallen kann.

Bei den weiteren Figuren verhält es sich ähnlich. Da die meisten Beschreibungen auf dem basieren, was Tilde erzählt, ist man geneigt, sich nicht zu sehr darauf zu verlassen, dass wirklich alles der Wahrheit entspricht. Man möchte erst einmal abwarten, ob Behauptungen bestätigt werden, bevor man sich ein genaueres Bild macht.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein gebundenes Buch mit Schutzumschlag aus dem Manhattan Verlag. Das Cover besteht aus zwölf Polaroid-Fotos, die so angeordnet sind, dass sich ein Gesamtbild ergibt. Dieses zeigt eine Farm bei Nebel und Schnee, man vermutet dabei sofort, dass es sich um das Heim von Daniels Eltern in Schweden handelt. Das Cover macht sofort neugierig, denn zusammen ergeben die Fotos ein stimmiges Bild, jedes für sich jedoch würde mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben. So verhält es sich auch mit dem Inhalt und den schnipselartigen Erzählungen von Tilde.


Fazit
Tom Rob Smith spricht den Leser ganz tief in seiner Psyche an. Nicht bloß während der Lektüre, auch danach macht man sich Gedanken und versucht das Gelesene zu verarbeiten, einzuordnen und vor allem zu begreifen, was mitunter das Schwierigste ist.


5 Sterne


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