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Lange war er tot geglaubt, doch seit Ridley Scotts "Gladiator" erlebt er eine Renaissance: der Monumentalfilm, oft auch etwas geringschätzig als "Sandalenfilm" bezeichnet. Dabei war die römische Antike von der Stummfilmzeit bis in die siebziger Jahre ein äußerst beliebtes Sujet für Filmschaffende. Doch wie steht es mit dem historischen Wahrheitsgehalt von "Ben Hur", "Quo Vadis" oder "Spartacus"? Wie genau werden Details reproduziert, und wo setzen Regisseure an, um ihre eigenen Vorstellungen davon zu verwirklichen, wie es im alten Rom aussah, wie man sich kleidete oder kämpfte? Militärhistoriker und Romspezialist Marcus Junkelmann geht diesen Fragen nach und analysiert Beispiele aus einem Dreivierteljahrhundert Filmgeschichte.

 

Hollywoods Traum von Rom 

Autor: Marcus Junkelmann
Verlag: Philipp von Zabern
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3805329057
Seitenzahl: 340 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Um es kurz zu machen – dieses Buch ist eine überlange Rezension des Films "Gladiator" von Ridley Scott, gedacht für Cineasten, die schon immer mal wissen wollten, wie "echt" denn die Römerfilme eigentlich sind. Dabei zeigt der Autor auf, wie sich Scott bei bereits vorhanden Filmen des "Sandalengenres" bedient, sprich, welche Stilmittel und Themen er übernimmt oder weglässt. Im Mittelpunkt der analysierten Filme stehen solche, die die Gladiatur zum Thema haben, oder zumindest die Gladiatorenkämpfe in der Arena zeigen. Das christlich-römische Mischgenre, wie z.B. "Das Gewand", wird nur beiläufig erwähnt und der Kleopatrastoff auf ein paar Filmfotos reduziert. Daher müsste der Titel eigentlich lauten "Hollywoods Traum von der Arena".

Angefangen bei der Historienmalerei, die im 19. Jhd. zur Genremalerei zurückgestuft wurde, weist Junkelmann nach,  wie deren Themen sich im Stummfilm wiederholen und schließlich auch Eingang finden in die Monumentalfilme der 50er und 60er Jahre. Bereits damals zu Beginn des Films mussten sich die Regisseure zwischen historisch korrektem Rom und den filmischen Zwängen und Stilmitteln entscheiden. Dabei blieb die Authentizität immer auf der Strecke, obwohl die Studios genau darauf Anspruch erhoben. So ist es nicht verwunderlich, dass das Bild des dekadenten Rom mit den verrückten Kaisern, das sich so hartnäckig hält, eigentlich aus Hollywood stammt. Obwohl Junkelmann einiges gerade rückt, was Hollywood falsch darstellt, bleibt er doch sehr an der Oberfläche, und immer wenn man mehr wissen möchte, wird man in den Anmerkungen auf weiterführende Literatur (z.T. von Junkelmanns selbst) verwiesen.

Mehrfach wiederholt er in diversen Kapiteln die erotischen, sadistischen und sado-masosichtischen Aspekte der Gladiatorenkämpfe in den Römerfilmen, "Gladiator" ausgenommen. Darüber hinaus wird ein weiteres Thema der späteren Filme sehr detailliert behandelt – die scheinbaren Parallelen der Kaiserzeit zu den faschistischen und kommunistischen Diktatur(en) des 20. Jahrhunderts. In der Summe zuviel des Guten.

Junkelmann schreibt weitestgehend gut verständlich, es sei denn er zitiert KollegInnen, die sich mehrheitlich des berüchtigten "Fachchinesisch" bedienen. Er selbst kann auch etwas kompliziertere Sachverhalte gut erklären. Fachbegriffe kommen zwar vor, aber man kann sich ihre Bedeutung aus dem Text erschließen. Trotzdem setzt er ein Grundwissen zur römischen Historie, das über das allgemeine Schulwissen hinausgeht, voraus. Ebenso sollte man zu den Stilmitteln des Films Vorwissen mitbringen. Hauptsächlich schwarzweiße Fotos von historischen Artefakten ergänzen zuweilen den Text, ebenso wie Ausschnitte aus den erwähnten Filmen. Aber oft genug handelt es sich um Film-Bilder, die wenig zum eigentlichen Thema beitragen.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich der Autor von seiner Begeisterung für Rom im allgemeinen und für den Römerfilm im besonderen scheinbar hat mitreißen lassen, so dass er zu guter Letzt ein wenig den Überblick verloren hat und manche Themen dadurch zu viel Raum einnehmen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist schwer und unhandlich, aber eine gute Papierqualität und ein sehr stabiler Einband haben halt ihr Gewicht. Zur guten Ausstattung gehört auch die Fadenheftung und die grauen, griffigen Vorsatzblätter. Das Cover des Schutzumschlags und des Einbandes sind identisch; sie zeigen passend zum Titel Charlton Heston - als Römer gekleidet - hinter der Kamera. Mit dem Anmerkungsapparat, einem Register und Literaturhinweisen schließt das Buch ab. Interessierten bietet man noch die wichtigsten Daten zu den hauptsächlich besprochenen Filmen.


Fazit
Für Filmfreunde geeignet, sofern sie der historische "Ballast" nicht stört.


3 5 Sterne


Hinweise
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