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„Die kleine Hexe“, der „Räuber Hotzenplotz“ und „Krabat“ - die Bücher von Otfried Preußler sind in den Kinderzimmern auf der ganzen Welt zu Hause. Otfried Preußler hat aber auch an seine großen Leser gedacht. „Die Flucht nach Ägypten“ aus dem Jahre 1978 ist eines seiner wenigen Werke für Erwachsene, die bewegendste Weihnachtsgeschichte seit 2000 Jahren, im typisch Preußler'schen Tonfall gehalten, voller Sprachwitz, spitzer Ironie und erzählerischer Kapriolen – meisterhaft gelesen von Bernhard Setzwein und musikalisch begleitet vom Duo De Clarinettes-Basses – Mike Reisinger und Norbert Vollath.

Otfried Preußler wurde 1923 in Reichenberg gebroren (heute Liberec, Tschechien). Viele seiner Geschichten sind Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Böhmen. So führt die "Flucht" „quer durch den nördlichen Teil des Landes, bei Schluckenau etwa hinein in das böhmische Niederland, dann nicht ganz bis zum Jeschken, hinnum, dann weiter im Vorland des Iser- und Riesengebirges, durch vorwiegend ärmliche, meist von Glasmachern, Leinenwebern und kleinen Häuselleuten bevölkerte Gegenden bis in die Nähe von Trautenau – und zuletzt auf der Alten Zollstraße über Schatzlar hinaus ins Schlesische, wo es dann nach Ägypten hinüber nicht allzu weit mehr gewesen ist.

 

DieFluchtnachAegypten Preussler HB 

Autor: Otfried Preußler
Sprecher: Bernhard Setzwein
Verlag: Lohrbär Verlag
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-3-939529-12-5
Spieldauer: 384 Minuten, 5 CDs; ungekürzte Fassung

Hier geht's zur Hörprobe

 
Die Grundidee der Handlung
Der heilige Josef, das liebe Jesulein und die Mutter Gottes müssen aus dem Stall von Bethlehem flüchten, um dem Kindermord von König Herodes zu entgehen. Der Weg ihrer Flucht nach Ägypten führt sie durch durch Königlich-Böhmen in Richtung des Schlesischen. Nicht nur Herodes, auch die Teufel der Hölle verfolgen sie auf ihrer Flucht, bei der ihnen nur ein Esel zur Seite steht, in den der Engel Gabriel gefahren ist. Und bald ist ihnen auch die böhmische Gendarmerie auf den Fersen …

Preußler fegt in seiner Geschichte, die von einem speziellen Humor und Selbstironie geprägt ist, quer durch die antik-römische und böhmische Kultur und vermengt sie auf unnachahmliche Weise. Da kann dann auch schon mal König Herodes eine telegrafische Depesche an den Wiener Kaiserhof schicken. Neben Herodes spielt zudem auch Luzifer höchstpersönlich eine Rolle als Antagonist. Auch kommt es vor, dass Maria und Josef auf Männer treffen, die sich an die Weihnachtsfeiern ihrer Kindheit erinnern. Geradezu als befremdlich empfand ich eine Szene, in der die Mutter Gottes beim Besuch einer Kirche einer Predigt über die Flucht des heiligen Paares nach Ägypten, dem späteren Leben Jesu und seinem qualvollen Ende lauscht, sowie über dem Altar ihren Sohn als Statue ans Kreuz genagelt sieht.

Der Autor folgt zwar stets dem roten Faden, baut aber wiederholt Nebenschauplätze ein, die er mit dem Hauptstrang verknüpft, teilweise driftet aber auch wieder von ihm ab. Dies nimmt der Geschichte immer wieder ein gewisses Maß an Spannung und Tempo, obwohl es auch mitreißende Szenen gibt, so beispielsweise die Lokfahrt im Riesengebirge. Das Preußlersche Konzept wird daher nicht jedermanns Nerv treffen, so dass es nicht schaden kann, zunächst der Lese- bzw. Hörprobe einen Moment zu widmen.


Darstellung des Hörbuchs
Der Sprecher Bernhard Setzwein hat eine richtige „Geschichtenerzähler“-Stimme, ist zugleich aber auch unauffällig. Er liest sich nicht in den Vordergrund, andererseits ist es aber auch nicht leicht, viele Worte über ihn zu verlieren. Ruhig und besonnen, aber mit einem gewissen, unterschwellig durchblitzendem Schalk im Nacken geht er zu Werke, als er uns vom Schicksal des Jesus-Kinds nach böhmischer Interpretation erzählt. Die oft stark verschachtelten und von Einschüben geprägten, in althergebrachter Sprache verfassten Sätze (z.B. „Das hätte dürfen ihm nicht egal sein.“) werden von ihm vorausschauend und so gut umgesetzt, dass der Hörer jederzeit ideal den Ereignissen folgen kann. Auch die Akzente versteht er authentisch umzusetzen und beherrscht das Tschechische.

Kurze Musikeinspielungen mit einem oder wenigen Instrumenten finden sich zwischen einzelnen Abschnitten.  Besonders imposant wird die Eisenbahnfahrt musikalisch begleitet, die einen Teil der Geschichte ausmacht.


Aufmachung des Hörbuches
Die fünf CDs dieser Hörproduktion sind jeweils in Papphüllen geschützt, die sich – zusammen mit einem kurzen Heftchen – wiederum in einer stabilen Pappbox befinden. Bedruckt sind die Papphüllen alle mit ähnlichen Motiven, welche unter anderem das das heilige Paar, aber auch einige Gegenspieler zeigt. In dem Heftchen gibt es weitere Kurzinformationen zu Otfried Preußler und Bernhard Setzwein sowie eine Karte der böhmischen Region. Aufgefallen ist mir, dass Preußler auf dem Cover, im Heftchen und auf der Rückseite der Box mal mit „ss“, mal mit „ß“ geschrieben wird.


Fazit
Die Weihnachtsgeschichte einmal anders erzählt, auf böhmische Art, selbstironisch und humorvoll, aber speziell. Vorrangig dient sie der Unterhaltung – es gibt zwar auch spannende Stellen, so richtig hat sie mich jedoch nicht zu packen vermocht.


3 Sterne


Hinweise
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