Drucken
Kategorie: Dystopien

New York 2083: Wasser und Papier sind knapp. Kaffee und Schokolade sind illegal. Anya Balanchine flieht aus einer Erziehungsanstalt nach Mexiko auf eine Kakaoplantage. Doch vor den Intrigen der eigenen Familie ist sie nirgendwo sicher.

Hinter mir stand ein großer Mann.
Als erstes fiel mir auf, dass er eine Maske trug, dann bemerkte ich seine Waffe.
Sie war auf meinen Kopf gerichtet.

 

Edelherb 

Originaltitel: Because it is my blood
Autor: Gabrielle Zevin
Übersetzer: Andrea Fischer
Verlag: Fischer FJB
Erschienen: 23.10.2013
ISBN: 978-3841421319
Seitenzahl: 528 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Anya Balanchine muss nach den Vorfällen in am Ende von Edelherb in die Erziehungsanstalt Liberty. Nun wird sie in die Freiheit entlassen, doch nichts ist wie vorher: Der Umgang mit ihrem geliebten Win wurde ihr verboten und keine auch noch so alternativ eingestellte Schule will sie fürs letzte Jahr aufnehmen. Nur durch ein kleines Wunder, eine anonyme Spende, kann sie an ihre alte Schule zurückkehren. Doch auch dann läuft wieder etwas schief, man findet Gründe, sie erneut nach Liberty zu stecken. Doch was zu viel ist, ist zu viel, und Anya flieht nach Mexiko und taucht dort erst einmal unter. Doch ist sie dort in Kreise der Verwandten so sicher? Und was ist mit ihren Geschwistern und dem Familien-Unternehmen in Amerika?

Ein turbulenter zweiter Teil der Birthright-Trilogie erwartet den geneigten Leser.


Stil und Sprache
Wie schon in Bitterzart, so wird auch hier in der 1. Person die Geschichte aus Sicht von Anya erzählt. Doch da es insgesamt sehr viele Dialoge und Gespräche gibt, wird die Handlung nicht nur von der Protagonistin bestimmt und bietet keineswegs einen eingeschränkten Blick aufs Geschehen. Mit dem Verlassen von Liberty beginnt für Anya ein neuer Lebensabschnitt, der gleichzeitig der Ausgangspunkt des Buches ist. Zu Beginn plätschert es allerdings ein wenig vor sich hin, es gibt wenig spannende oder gar überraschende Momente, erst später, als durch eine Art Missverständnis Anya zurück nach Liberty muss, wird es dramatischer. Und ehe man sich versieht, ist man mittendrin in einem dichten Geflecht, wo Wahrheit, Lüge, Intrige, Hinterhalt und Heuchelei so nah beieinander liegen, dass es unmöglich erscheint, sie zu trennen. Die Spannung steigert sich langsam, aber stetig immer mehr und wird durch mehrere kleine und größere Höhepunkte, die teils unerwartet eintreffen, noch angefacht.
Einen besonderen Kunstgriff möchte ich noch kurz anmerken. Anya erhält, als sie in Mexiko ist, Briefe aus der Heimat von Freunden und Familie. Diese Briefe sind von Rest des Buches insofern abgehoben, dass sie in anderer Schrift gehalten sind. Und zwar ist jeder Brief in einer anderen Schriftart gedruckt. Sehr gelungen, wie ich finde.

Die Sprache ist klar und verständlich und wie für ein Jungendbuch typisch eher einfach gehalten. Wenn man erst einmal von den dunklen Machenschaften rund um die Balanchines gefangen ist, wird man so schnell nicht mehr losgelassen.


Figuren
Die zentrale Figur im zweiten Band ist – wie schon im Vorgänger – Anya Balanchine. Im Vergleich zu Bitterzart scheint sie etwas reifer geworden zu sein. Als sie zu Beginn Liberty verlässt, muss sie sich mit den veränderten Situationen abfinden: Win hat eine neue Freundin, ihr Ex Gable ist mit ihrer besten Freundin Scarlett zusammen und aufgrund ihrer Vergehen will keine Schule sie für das letzte Jahr aufnehmen. Abgesehen von diesen privaten Problemen herrscht auch immer noch ein Kampf um die Leitung von Balanchine Chocolate. Dabei muss Anya lernen, dass nicht jeder vertrauenswürdig ist und gerade in den eigenen Reihen der Familie jemand ein falsches Spiel zu treiben scheint.
Auch wenn natürlich viele Bekannte auftauchen, lernen wir auch neue Figuren kennen, einige stammen aus der weitläufigen Balanchine Verwandtschaft, wie z.B. Sophia, die Frau von Cousin Mickey. Oder Theo(broma) Marquez, ein Cousin von Sophia, der Anya auf der Kakaoplantage in Mexiko empfängt.

Die Figuren sind, soweit es ihr Vorkommen im Roman zulässt, gut und glaubwürdig ausgearbeitet. Das Buch wird vor allem von Protagonistin Anya getragen, die hier noch mehr im Mittelpunkt steht als in Bitterzart. Sie hat sich zum Positiven entwickelt, ist stärker und selbstbewusster geworden. Außerdem verleugnet sie ihre Position als Balanchine-Spross nicht mehr radikal und versucht, das Beste daraus zu machen. Ihre Gedanken und Handlungen sind nachvollziehbar und man kann sich gut in sie hineinversetzen.


Aufmachung des Buches
Rein von der Aufmachung her erinnert Edelherb tatsächlich ein wenig an Bitterzart. Auch hier ist das Cover des gebundenen Buches mit Schutzumschlag durch den Schriftzug in der Mitte zweigeteilt: Ein Mädchen mit wehendem Haar, das den Leser direkt anzusehen scheint, im oberen Bereich und ein Teil der New Yorker Skyline samt klar erkennbarer Freiheitsstatue im unteren, ebenso eine kleine Kakaopflanze in der Mitte. Das Covermädchen taucht auch an den Kapitelanfängen im Buchinneren auf. Insgesamt ist das Buch betont rot gehalten und sehr ansprechend gestaltet.


Fazit
Insgesamt hat mir Edelherb besser gefallen als Bitterzart, viel mehr Spannung und eine deutlich gereifte Protagonistin haben dazu beigetragen. Und man erfährt endlich einiges über das zentrale Thema der Trilogie: die Schokolade! Auch wenn die Birthright-Trilogie sicher keine typische Dystopie ist, so hat mich der zweite Teil auf jeden Fall sehr gut unterhalten und macht neugierig auf den finalen dritten!


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Bitterzart