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Eine Kusshand hatte er ihr zugeworfen. Und ein wehmütig sehnsüchtiges Lächeln. Im August vor sieben Jahren. Ehe ein Gerichtsdiener die Tür hinter ihm und den beiden Polizisten schloss. Und jetzt stand er hier vor der Tür. Sie fühlte ihr Herz flattern und gleichzeitig den stählernen Ring um die Brust, der es zusammenpresste. «Hallo», stammelte sie endlich und machte den ersten, winzigen, unsicheren Schritt auf ihn zu.

Für die Presse war er ein Dämon. Für Patrizia die große Liebe. Als Heiko Schramm zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, brach für sie die Welt zusammen. Erst viel später akzeptierte sie, was alle zu wissen glauben: Dass er sie nie geliebt und nur benutzt hat. Diese Erkenntnis hat sie vor allem Ed zu verdanken, ihrem früheren Psychotherapeuten und jetzigen Ehemann. Sieben Jahre später steht Heiko vor ihr. Und Patrizia kann nicht anders, als mit ihm zu gehen. Zurück bleibt eine Nachricht von ihr: «Es tut mir leid, Ed.» Während Ed alle Hebel in Bewegung setzt, um sie zu finden, erkennt Patrizia nach und nach die entsetzliche Wahrheit ... 

 

Hoerig 

Autor: Petra Hammesfahr
Verlag: rowohlt
Erschienen: 10/2013
ISBN: 978-3499266836
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Patrizia ist ein junges Mädchen aus behütetem Hause, als sie in einer Disco auf Heiko trifft, der sie mit seinem Blick und seinem Lächeln sofort verzaubert. Gegen den erbitterten Widerstand ihres Vaters trifft sie ihn weiterhin und unternimmt allerlei Tricks, um der Bewachung durch ihren Vater zu entkommen. Als Heiko wegen eines Raubüberfalls verhaftet und zu sieben Jahren Haft verurteilt wird, ist sie völlig verzweifelt. Erst eine Therapie befreit sie aus ihrer Lethargie und als Heiko entlassen wird, ist sie bereits seit Jahren verheiratet. Doch dann spürt Heiko sie auf und alles ist wie früher: Sein Lächeln macht sie völlig wehrlos und total überwältigt geht sie mit ihm. Doch dann bemerkt sie, dass irgendwie alles anders läuft als geplant und dass Heiko andere Pläne mit ihr hat …

Eine an sich gar nicht schlechte Idee, sie wirkt aber irgendwie etwas altbacken … Diesen Gedanken hat man auf den ersten Seiten und tatsächlich ist Hörig bereits 30 (!) Jahre alt, was man leider auch durchgängig merkt. Im Kleingedruckten heißt es: „Der vorliegende Roman ist eine Neufassung von Die Augen Rasputins, Erstveröffentlichung 1983.“ Diese Neufassung wurde offenbar nur sehr behutsam verändert, da taucht mal dann und wann ein Handy auf, aber ansonsten scheint der Text im Wesentlichen unverändert. Der alte Titel ist zwar nur noch im Antiquariat erhältlich, dennoch werden sich bei solchen Aktionen immer wieder Leser ärgern, die Die Augen Rasputins bereits kennen und nun auf diese Neuveröffentlichung hereingefallen sind. 


Stil und Sprache
Wie schon erwähnt, wirkt die ganze Geschichte etwas angestaubt und auch die verwendete Sprache ist oft alles andere als modern. So nennt Heiko seine angebliche Liebe Patrizia durchgängig „Püppi“, ein Ausdruck, der unter jungen Leuten heute schlicht nicht mehr existiert. Die geschilderten Situationen entsprechen einfach nicht mehr der heutigen Wirklichkeit und zu allem Überfluss verliert sich die Autorin in langatmigen Schilderungen, wirft ihre Handlungsstränge munter in einen großen Topf und rührt kräftig um, so dass man als Leser kaum noch weiß, wo und in welcher Zeit man sich gerade befindet. Ohne Kapiteleinteilung wechselt die Handlung nahezu übergangslos von der gegenwärtigen Situation zur Kennenlerngeschichte von Heiko und Patrizia vor sieben Jahren, dann wieder werden Eds Rückblicke auf Patrizias Therapie geschildert, um abrupt seine Gegenwart dazwischen zu werfen. Gegen Ende hat Patrizia dann auch noch (Tag-)Träume und die machen es dann endgültig unmöglich, sich zurecht zu finden.

Sicher ist Petra Hammesfahr eine Autorin, deren Stil polarisiert, der eine findet ihre Schreibweise abgründig und tiefsinnig, der andere nur langatmig und verwirrend. Die Neuauflage – denn viel mehr ist es wirklich nicht – dieses Romans hat ihr sicherlich keinen Gefallen getan und ist in meinen Augen einfach überflüssig. Die Augen Rasputins hatten sicher ihre Zeit, aber die ist wohl abgelaufen. 


Figuren
Hm, die Figuren … Patrizia steht sicher im Mittelpunkt der Geschichte, aber lange Zeit bleibt auch ihr Wesen ziemlich im Dunkeln. Dass sie mit 17 Jahren auf einen Typen wie Heiko hereinfällt, kann man ja noch nachvollziehen, aber dass er sieben Jahre und eine Psychotherapie später immer noch die gleiche Wirkung auf sie ausübt, ist kaum begreifbar. Ihre Reaktion, alles stehen und liegen zu lassen und ihm zu folgen, ist schon ziemlich grenzwertig und kaum geeignet, Patrizia dem Leser sympathisch zu machen. Dass Heiko das ebenfalls nicht schafft, versteht sich von selbst und auch Ed, Patrizias Mann, ist irgendwie eine schräge Type, so vergeistigt und lebensfremd, wie er sich darstellt. Patrizia allerdings erlebt irgendwann eine Wandlung, die zumindest kurzzeitig für etwas Spannung sorgt.

Alle anderen Beteiligten sind Randfiguren, auch wenn die Autorin ihnen zumindest optische Beschreibungen zukommen lässt. Wichtig ist hier allein die Dreierbeziehung Patrizia, Ed, Heiko. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine junge Frau in einem weißen Spitzenkleid, die mit gesenktem Kopf vor einer Wand sitzt. Sie scheint in einem alten Haus eingesperrt zu sein, ein Motiv, das ziemlich gut zum Inhalt des Buches passt. Innen gibt es nur zwei große Teile, in die die Handlung eingeteilt ist, und innerhalb dieser Teile keine weiteren Kapitel.


Fazit
Es ist immer schwierig, wenn Frühwerke von (heute) erfolgreichen Autoren neu herausgebracht werden, schwierig, weil sie meist nicht so zeitlos sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Das ist es auch, was hier schief läuft und so wirkt Hörig mit 30 Jahren Abstand einfach altmodisch und langsam. Thriller geht heute anders.


2 5 Sterne


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