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Was wäre, wenn die Charaktere in einem Buch ein Eigenleben hätten, solange die Buchdeckel geschlossen bleiben? Ein Eigenleben, das mit der Geschichte des Buchs gar nichts zu tun hat? Erst, wenn das Buch wieder geöffnet wird, gehen die Figuren auf Position und spielen ihre Rolle für die Leser weiter. Und was wäre, wenn einer dieser Charaktere das Buch unbedingt verlassen wollte? Besser noch: Wenn sich eine Leserin in ihn verlieben und beschließen würde, ihm zu helfen?

Eine Liebe, die Grenzen überwinden muss – das ist die Geschichte von Delilah, einem ganz normalen Mädchen, und Oliver, dem Held ihres Lieblingsbuchs. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch wie können zwei so unterschiedliche Welten jemals zueinanderfinden?

 

Mein Herz zwischen den Zeilen 

Originaltitel: Between the lines
Autor: Jodi Picoult / Samantha van Leer
Übersetzer: Christina Prummer-Lehmair / Katharina Föhrs
Verlag: Boje
Erschienen: Juli 2013
ISBN: 978-3-414-82365-6
Seitenzahl: 286 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die 16-jährige Delilah ist von einem Buch ganz gefesselt. Immer wieder liest sie die Geschichte, bis ihr eines Tages merkwürdige Dinge auffallen, die gar nicht zur Handlung passen. Und plötzlich sieht Delilah nicht nur Ungewöhnliches, sondern sie hört auch die Stimme des süßen Prinzen Oliver. Zuerst befürchtet Delilah, dass sie den Verstand verloren hat, doch mit der Zeit sprechen die beiden immer öfters miteinander und Oliver gesteht ihr, dass das Buch eine ganz eigene Welt neben der Geschichte beinhaltet und er das Buch unbedingt verlassen will. Fortan suchen die beiden einen Weg, Oliver aus dem Buch zu ziehen, stoßen dabei jedoch sowohl in Delilahs Alltag als auch in Olivers Geschichte auf zahlreiche Widerstände ...

Eine außergewöhnliche Geschichte, die mit viel Humor, Herz und liebevoller Handlung umgesetzt wurde. Nicht nur die Handlung überzeugt, auch das Buch selbst ist besonders schön gestaltet.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt mit einer Anmerkung von Jodi Picoult, wie es zum Schreiben des Romans mit ihrer Tochter gekommen und die Geschichte auferstanden ist. Allein diese gut zwei Buchseiten machen extrem neugierig auf die eigentliche Handlung. Die wird in drei verschiedene Handlungsstränge miteinander erzählt. Das eigentliche Märchen beginnt immer mit einer seitengroßen farbigen Abbildung und ist im Erzählstil geschrieben. Dazwischen sind Kapitel aus Sicht von Oliver und aus Sicht von Delilah eingefügt, die teilweise die gleichen Szenen aus der jeweiligen Perspektive erzählen. Zudem ist jeder Handlungsstrang mit einer anderen Schriftfarbe abgedruckt: schwarz für das Märchen, blau für Prinz Oliver und lila für Delilah, sodass der Leser mit der Zeit auch dadurch genau weiß, in welchem Teil der Geschichte er sich befindet. Die Kapitel sind nicht nummeriert, sondern entweder mit der Seitenzahl des Märchenbuchs oder dem entsprechenden Namen des Protagonisten beschriftet.

Der Erzählstil ist flüssig, leicht zu lesen und sehr humorvoll, sodass ich oft lachen musste. Die Neugier wird durch alle drei Handlungsstränge gesteigert, denn jeder erzählt eine eigene Geschichte und kämpft sich durch die Probleme, die dadurch geschaffen werden. Auch die Spannung steigt stetig an, weil ein Versuch nach dem anderen scheitert und diese nicht immer ungefährlich für Oliver sind. Daneben besteht die reale Welt von Delilah mit ihrem Alltag zu Hause und in der Schule. Ihr ungewöhnliches Verhalten wird natürlich bald entdeckt und bringt so manche knifflige Situation mit sich. Sowohl das Verhalten von Delilah wie auch das von ihrem Umfeld sind dabei gut getroffen und glaubhaft, die Gefühle sind differenziert und perfekt ausgearbeitet. Viele unerwartete Wendungen in allen drei Handlungssträngen fesseln den Leser an die Seiten, sodass man das Buch kaum mehr aus den Händen legen kann. Das Ende ist überzeugend, wirkt jedoch etwas plötzlich und überhastet, sodass einige Fragen nicht ganz geklärt sind.


Figuren
Die beiden Protagonisten überzeugen und sind mit vielen Facetten ausgearbeitet. Obwohl Oliver als Märchenfigur erschaffen wurde, wirkt er genauso real und dreidimensional wie Delilah. Oliver ist mit seinem Schicksal nicht zufrieden und versucht seit Jahren, mit jedem Leser Kontakt aufzunehmen. Kein anderer Statist des Märchens hat je seine Rolle hinterfragt, obwohl alle ein eigenes Leben im Buch führen. Erst, wenn ein Leser den Buchdeckel aufklappt, stolpern alle Statisten auf ihre Position und spielen das Märchen und die Charaktere, wie sie im Märchen vorgesehen sind. Und sobald das Buch zugeklappt wird, geht der Vorhang der Bühne zu und jeder ist wieder er selbst und wartet auf den nächsten Auftritt. Dies ist sehr überzeugend ausgearbeitet und glaubhaft, sodass jede Figur eher als Schauspieler wahrgenommen wird. Lustig ist dabei, dass sowohl der Hund als auch die magischen Figuren sprechen können und in der realen Buchwelt völlig sympathisch sind, auch wenn sie im Märchen die Bösewichte spielen müssen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag ist wunderschön gestaltet. Der feste Einband ist in einem dunklen Violett und nur am Rücken mit dem Titel und den Autorennamen versehen. Jedes Märchenkapitel beginnt mit einem seitengroßen farbigen Bild einer Szene und ist in Schwarz geschrieben. Die Kapitel aus Olivers Sicht sind blau und diejenigen aus Delilahs Sicht sind lila geschrieben. Immer wieder sind Schattenbilder am Rand des Textes eingefügt, die verschieden groß sind und kleine Details aus der jeweiligen Handlung zeigen. Das Bild des Schutzumschlages ist ein schöner Blickfang im Stil einer Jasskarte. Gespiegelt ist auf der oberen Hälfte eine junge Prinzessin auf rosa Hintergrund und auf der unteren der gutaussehender Märchenprinz auf blauem Grund zu sehen. Dazwischen verschwimmen Tintenkleckse mit Buchstaben und kleinen Bildern aus dem Buchinneren.


Fazit
Unbedingt lesen! Ich habe selten so viel gelacht und mich so gut unterhalten gefühlt wie mit dieser außergewöhnlichen Geschichte. Man fiebert richtig mit den Protagonisten mit und könnte noch stundenlang weiterlesen.


5 Sterne


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