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Punpuns Leben steht Kopf: Er steckt zwischen Männlichkeit und Pubertät. Als sei das nicht schon Herausforderung genug, helfen ihm die Gewaltausbrüche seines Vaters und seine labile Mutter auch nicht weiter. Punpun merkt schnell, dass er sich allein um sein Seelenheil kümmern muss. Seine Unbedarftheit und der Wunsch nach weisem Verständnis lassen Punpun groteske Situationen durchleben.

Ein verstörender und aufwühlender Blick in die Welt eines träumenden Vogels.

 

Gute Nacht Punpun 03  Originaltitel: YASUMI PUNPUN vol. 3
Autor: Inio Asano
Übersetzer: Sakura Ilgert
Illustration: Inio Asano
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-3-8420-0689-8
Seitenzahl: 208 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahre (Verlagsempfehlung)


Die Grundidee der Handlung
Punpun ist der Kontakt zu seiner Liebe aus Kindertagen entglitten, und er verzweifelt fast daran, dass er keinen Weg findet, sich Aiko wieder zu nähern. In seiner eigenen Gedankenwelt erschafft er Tagträume, in denen er sich ihre Liebe zurückgewinnt. Ausgerechnet Yaguchi, der mit Aiko geht und den Punpun dafür zu hassen versucht, entpuppt sich als total netter und durchschnittlicher Typ. Doch als er erfährt, welche Gefühle in Punpun schlummern, stellt er ihn vor eine Entscheidung.
Die Sorgen eines Pubertierenden, erste Erfahrungen mit der eigenen Sexualität, aber auch fiese Gerüchte und Naivität bestimmen das Leben der Heranwachsenden und besonders das von Punpun. Dazu kommen Eifersucht und Selbstzweifel. Inio Asano hat dieses Emotionschaos in seinem Plot packend und bewegend eingefangen.

Auch Yuichis Gefühlsleben und seine Vergangenheit erhalten im dritten Band viel Raum, und man lernt Punpuns Onkel zum ersten Mal richtig kennen – und zwar von einer ganz anderen Seite als bisher. Seine Geschichte hat eine erdrückende Schwere und Traurigkeit, findet zunächst aber nicht ihren Abschluss.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Den Beginn des dritten Bandes macht eine Seite mit Kapitel-, Charakterübersicht und einer Zusammenfassung des bisher Geschehenen – letztere besteht allerdings nur aus einem nichtssagenden Satz und ist für den Leser, besonders für Quereinsteiger, keine große Hilfe, um sich in Punpuns Welt zurechtzufinden. Danach startet die Geschichte mit dem 24. Kapitel. Inio Asano greift in seiner Szenerie wieder gesellschaftskritische Themen, besonders der Jugendlichen, auf, die er gekonnt in seinen Bildern umzusetzen versteht: auf den ersten Seiten werden Alkoholsucht, Schutzgelderpressung und Prügeleien angesprochen. Aber auch die Freundschaft zwischen Seki und Shimizu sind ein wichtiger Bestandteil dieses Abschnitts. Während Shimizu ein rundliches Gesicht bekommen und immer noch Probleme mit seiner ständig laufenden Nase hat, ist Seki kräftiger geworden und kann – wenn es sein muss – auch schon mal ordentlich austeilen.

Völlig verzweifelt ist Punpun – unfähig, den Kontakt zu Aiko wieder aufzubauen und ihr seine Liebe zu gestehen, ist der kleine, nur grob skizzierte Vogel am Boden zerstört. Seine Gefühle drückt Asano nicht nur in sprotzendem Nasenbluten und dicken Kullertränen, sondern auch in seiner Unruhe und Raserei aus. Ansonsten lebt er in völliger Zurückgezogenheit. Besonders seine Mutter ist plump und mit faltigem Gesicht gezeichnet, wodurch ihre Neigung zum Alkohol und ihr Hang, sich gehen zu lassen, deutlich hervortreten. Punpun und seine Familie stechen mit ihrer dahin gekritzelten Form schon fast brutal aus ihrer Umgebung und dem Leben andere Menschen heraus. Zeichnerisch ist wird dies besonders deutlich – Inio Asano versteht sein Handwerk und lässt die Umgebung mit ihren Stadtansichten, einzelnen Gebäuden, Innenräumen und Schulen grandios entstehen. Dabei strotzen seine Arbeiten nur so vor Details und sind nicht selten derart präzise, dass man bereits an Fotografien als Basis für den Manga denken könnte. Geradezu akribisch geht der Mangaka auf feinste Einzelheiten ein und arbeitet sie heraus. In dieser Welt wird Punpuns Einsamkeit und Außenseiterrolle besonders hart deutlich. In anderen Bildern steigert Asano dies noch, indem er Punpun einerseits und seine Kameraden andererseits in einem dunklen Raum – ähnlich wie einem Theater – mit Spotlights beleuchtet und so die Abschottung verdeutlicht, oder die Bildhintergründe um Punpun mit wilden Schraffuren oder schrägen Mustern ausfüllt.
Punpuns Gedanken – dargestellt als weiße Schrift in schwarzen Flächen – hinterlassen einen bedrückten und depressiven Eindruck, der zu seinem Geisteszustand passt. Entsprechender Raum wurde zudem für die künstlerische Umsetzung von Punpuns skurriler oder abstrakter Gedankenwelt geschaffen.

Auch Asanos Charakterzeichnung beeindruckt einmal mehr – sehr an der Realität orientiert, bringt er die vielen Menschen um Punpun herum authentisch und ohne Schönfärberei zu Papier, die attraktiven genauso wie die hässlichen. Dabei zeigt er sie mit der gleichen Präzision wie das Umfeld und verheimlicht auch keine unansehnlichen Aspekte der Personen. Besonderen Wert legt er dabei auf die Emotionen wie Hoffnung, (Schaden-)Freude, Verletzlichkeit und Schmerz. Herausragend ist beispielsweise Aikos Porträt zu Beginn des 29. Kapitels erstellt – ihre Haare vom Wind zerzaust,  die Augen voller Tränen.

Als Onkel Yuichi aus seiner Vergangenheit erzählt, wechseln die Bildränder ins Schwarze, um sich von dem gegenwärtigen Plot abzugrenzen. Seine Erzählung nimmt ebenfalls einen großen Bestandteil des dritten Bandes ein und werden in den vierten übergeleitet, so dass sich der Leser noch bis zur Auflösung von Yuichis Geschichte gedulden muss.


Aufmachung des Mangas
Der Manga wird im Taschenbuchformat als Klappbroschur auferlegt, diesmal in grellem Pink. Wie zuvor ist im Frontcover ein Porträt nach außen geprägt, zeigt dieses mal aber Punpuns Onkel Yuichi, entsprechend seiner Bedeutung im dritten Band. Diese Gestaltungsform ist einerseits puristisch, andererseits aber genau deshalb sehr ansprechend.


Fazit
Der dritte Band widmet sich nicht nur Punpun, sondern auch seinem Onkel Yuichi. Die Geschichte, die Inio Asano erzählt, ist eindringlich und geprägt von bedrückender Traurigkeit und Selbstzweifeln. Umgesetzt wieder einmal von Asanos klarem und sehr realitätsnahem Zeichenstil.


4 5 Sterne


Hinweise

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Backlist:
- Band 1
- Band 2

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