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Zu Beginn des 18. Jahrhunderts. An Board eines Schiffes, das seit Tagen durch einen dichten, alles verdunkelnden Nebel segelt, hat sich die Pest rasend schnell ausgebreitet. Ohne Aussicht auf Rettung und bereits stark von der Krankheit gezeichnet, stürzt sich der junge Zachary über Board in die eiskalten Fluten, in der Hoffnung, so selbst seinen letzten Atemzug zu bestimmen. Doch plötzlich taucht aus der Tiefe ein genauso mysteriöses wie wunderschönes Wesen auf …

Im Mondlicht, weit draußen im Meer, wenn man genau hinhört, kann man noch heute die nostalgische Melodie hören, die ein tragisches Schicksal besingt … Das Klagelied des Meeres …

 

Das Klagelied des Meeres 

Originaltitel: El Lamento del Océano
Autor: Victoria Francés
Übersetzer: Katharina Uhlig
Illustration: Victoria Francés
Verlag: Cross Cult
Erschienen: Juli 2013
ISBN: 978-3-86425-069-9
Seitenzahl: 64 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Es war im frühen 18. Jahrhundert, als ganze Besatzungen von Handelsschiffen dem Schwarzen Tod anheimfielen. Die Pest – übertragen von Ratten, deren gnadenloses Quieken die Stille inmitten dichter Nebelbänke durchbrach. So suchte sie auch Zacharys Vater und schließlich den Jüngling selbst heim. Aller Verzweiflung zum Trotz, traf er eine folgenschwere Entscheidung: In undurchdringlicher Nacht überantwortete er seinen Körper den unendlichen Tiefen des Ozeans. In Erwartung eines raschen Todes, fand ihn ein gar wundersames Geschöpf femininer Schönheit und dennoch beunruhigender Gestalt. Einem unbändigen Drang zufolge, rettete die Meerjungfrau sein Leben. Von tiefen Sehnsüchten befallen, brachte ihm die Tochter des Meeres das Opfer wahrer Liebe dar …

Eine rundum gelungene Visualisierung eines wunschönen, wenn auch traurigen Märchens.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Im Zuge des Märchenjahrs 2013 zu Ehren der Gebrüder Grimm, ihren „Kinder- und Hausmärchen“ und allen voran als Hommage an Hans Christian Andersen, trägt auch die Katalanin Victoria Francés dazu bei, der Faszination an hoher Erzählkunst Ausdruck zu verleihen. Als Vorlage dient ihr die allseits beliebte Geschichte „Den lille Havfrue (Die kleine Seejungfrau)“ aus dem Jahre 1837, die ihrerseits auf der mittelalterlichen Sage der „Undine“ basiert. Francés, hierzulande nicht zuletzt bekannt für ihre melancholischen Aspekte rund um die Kunstfigur „Favolé“, findet ihren eigenen, bemerkenswerten Weg, das Thema Liebe in all seinen Unwägbarkeiten zu interpretieren. Von Segen und Fluch zugleich getragen, können sich auch die Hauptfiguren Zachary und das bezaubernde Wesen aus dem Meer ihres magischen Sogs nicht erwehren. Der unnachahmliche Stil der Künstlerin, intensive Emotionen zu veranschaulichen, kommt der theatralischen Wirkung der sanften Erzählung zugute.

Das Konzept des Buches bewegt die Phantasie der Leserschaft durchgängig in Text und Bild. Während sich linksseitig das rührende Geschehen um die vom Schicksal getroffenen Charaktere entwickelt, greifen rechtsseitig teils formatfüllende Illustrationen einzelne Details der Handlung auf und visualisieren Momente, Emotionen und Schauplätze der Ereignisse. Die Texte sind von überschaubarer Länge und verfehlen die dadurch erzielte Wirkung nicht. Die Beiträge sind noch dazu durch einen kunstvoll verzierten Rahmen eingefasst. Die Auswahl an Zeichnungen wird hingegen nicht räumlich begrenzt. In einer unregelmäßigen Abfolge sanft kolorierter Kunstwerke und monochromer Zeichnungen mit Skizzencharakter, findet das Auge des Betrachters Abwechslung und Einblicke in die Herangehensweise der Künstlerin. Sehr reale Figuren wissen das volle Potenzial an Gefühlsregungen wie Verzweiflung, Leid, aber auch Hoffnung, Sehnsucht und Liebe auszudrücken. Der oftmals dramatischen Mimik und Gestik lässt sich kaum entfliehen. Ergänzt um Kleinigkeiten des Ambientes, erschließt sich die Tragweite der filigranen Geschichte nicht allein nur durch den Text. Zum Abschluss des Buches folgen Nachwort und Danksagung der Künstlerin. Insgesamt eine phantastische Inszenierung eines klassischen Märchens in Wort und Bild!


Aufmachung des Comics
„Das Klagelied des Meeres“ erscheint als großformatiges Hardcover im Cross Cult Verlag.
Die Papierausrichtung des Buches ist im Querformat, was der Bildführung zugute kommt. Das Titelmotiv zeigt eines der Kunstwerke von Victoria Francés, die hübsche Meerjungfrau in ihrem Element. Den Blick vom Betrachter abgewandt, den Kopf gesenkt, macht sie einen bedrückten Eindruck, was zum Tenor der Geschichte passt. Umschlag und Inhalt ist durchweg matt gehalten. Lediglich auf Vor- und Rückseite glänzen zwei Spotlackakzente. Die Farben sind durchweg sehr dezent und ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Die Rückseite lässt einen ersten Eindruck der schicksalsträchtigen Geschichte gewinnen.


Fazit
Angelehnt an Hans Christian Andersens „Den lille Havfrue“ erklingt „Das Klagelied des Meeres“ als Victoria Francés´ Lobgesang an die bedingungslose, wahre Liebe. Sowohl Text als auch Illustrationen transportieren intensive Emotionen und entführen in eine zauberhafte, dennoch grausame Welt. Ein herrlich tragisches Märchen für Herz und Augen!


5 Sterne


Hinweise
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