Smaller Default Larger

1 Küche, 14 Köche und 24 Stunden Zeit:

Was passiert, wenn Stefan Marquard und die Jungen Wilden bei einer grandiosen Kitchenparty so richtig den Herd rocken und dabei den Spirit der Jungen Wilden hochleben lassen?

Dieses ungewöhnliche (Koch)Buch.

 

Junge Wilde 

Autor: Jürgen Pichler (Hrsg.)
Verlag: MV Medienconsulting
Erschienen: 06/2013
ISBN: 978-3-9503-0652-1
Seitenzahl: 224 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Beim ersten Aufschlagen des großformatigen Buches sieht man sich als unbefangener Leser direkt mit der Frage „Hast du genug Eier für dieses Buch?“ konfrontiert, diese bildet nämlich zusammen mit einer doppelseitigen Fotografie der zerlegten Geschlechtsteile eines Tieres quasi die „Begrüßung“. Ähnlich provokativ geht es dann weiter, nach einer kurzen Einleitung zur Entstehung der Jungen Wilden werden die einzelnen Köche auf mehreren Seiten porträtiert, bevor sie dann jeweils ein Drei-Gang-Menü präsentieren. Einige Namen dürften dem interessierten Hobbykoch bekannt sein (Juan Amador, Stefan Marquard, Kolja Kleeberg), andere wiederum sind – noch – unbekannt. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie entweder ungewöhnliche Zutaten verarbeiten oder aber Bekanntes auf sehr neue Art kombinieren und interpretieren. So serviert beispielsweise Juan Amador einen „Laubfrosch“, der aus Jakobsmuschel, Kalbsbries, Petersilienpüree, -gelee und –sauce besteht (S. 14) und Roland Huber kreiert ein Hauptgericht aus Taube, Koriander, Kohlrabi und Bärlauchwurzel (S. 82).

Diese wilde Mischung und die teils doch sehr außergewöhnlichen Zutaten – wer kennt schon Aronia-Kernöl oder weiß, wo er Squidsauce kaufen kann? – führen allerdings dazu, dass ein authentisches Nachkochen der Gerichte in einer normalen Küche fast unmöglich ist. Das gibt der Herausgeber auch zu, allerdings erst auf der allerletzten Seite noch nach dem Impressum. Hier heißt es: „Für das Gelingen einiger Gerichte sind spezielle Geräte, Zutaten und professionelle Erfahrung vonnöten.“ Wessen Metzger also schon mit der Frage nach einem Schweinenetz überfordert ist, der sollte sich auf die Rezepte beschränken, die mit „normalen“ Zutaten auskommen. Die gibt es auch, zum Beispiel „Short Ribs in Portwein mit Schmorgemüse“ (Bernie Rieder, S. 130) oder „Lauwarm marinierter Alpenlachs mit Zwiebelaromen-Schwarzbrot“ (Stefan Csar S. 60), allerdings muss man diese einfacheren Rezepte schon ein bisschen suchen.

Die Rezepte selbst sind nur sehr knapp beschrieben, keine Chance also für Kochanfänger. Die Fachbegriffe sollte man beherrschen und einige der verlangten Kochfertigkeiten sind tatsächlich den Profis vorbehalten. Wer traut sich schon zu, aus Gänseleber Eis herzustellen, dieses in Donutform zu bekommen und dann noch mit Schokolade zu glasieren (S. 58)? Und trotzdem macht dieses Buch Spaß, wenn auch auf andere Weise: Es ist ein wunderbarer Schmöker zum immer wieder Durchblättern, Ideen holen und Genießen. Dazu tragen auch die vielen extrem hochwertigen Fotos bei sowie die jeweils eine Doppelseite umfassenden Zwischenkapitel mit außergewöhnlichen Lebensmittelvorstellungen und Umfragen unter den beteiligten Köchen. Ein Making-of mit vielen Extrafotos und ein Rezeptregister runden das Buch am Ende ab. 


Aufmachung des Buches
Das fest gebundene Buch hat kein echtes Covermotiv, vielmehr wirkt der Titel wie mit einem Brandeisen in eine Holzoberfläche geprägt. Zusammen mit dem schwarzen Leinenrücken wirkt das Buch daher auf den ersten Blick wie zwischen Holzdeckeln gebunden. Eine interessante Aufmachung, die neben unzähligen Motiv-Covers auf einem Büchertisch sicher einen Eyecatcher darstellt. Ein schwarzes Lesebändchen vervollständigt die hochwertige Aufmachung. Innen ist das Buch in jeweils etwa zehn Seiten umfassende Teile gegliedert, die sich jeweils mit einem der beteiligten Köche beschäftigen. Dazu gibt es neben den ungewöhnlich arrangierten Portraits der Köche wunderbare, ganzseitige Foodfotografien, die jeweils das Ergebnis der vorgestellten Rezepte – natürlich perfekt angerichtet - zeigen.


Fazit
Kein Kochbuch im eigentlichen Sinne, denn wirklich nachmachen kann man mit heimischen Gerätschaften und alltäglichen Zutaten fast keins der Rezepte. Aber wer einen wunderbaren Bildband zum Thema inspirierte Küche zum Schmökern sucht, ist hier genau richtig!


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo