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Du hast mich vergessen. Doch ich vergesse nicht.

Eine Frau wird in ihrer Wohnung umgebracht. Regelrecht abgeschlachtet. Hauptkommissar Georg Stadler fühlt sich an einen früheren Fall erinnert. Ein Serienmörder? Keiner der Kollegen glaubt daran: Denn für die erste Tat sitzt bereits ein Mann in Haft. Stadler bittet eine Psychologin um Hilfe. Liz Montario hat im Vorjahr spektakulär eine Mordserie aufgeklärt. Sie sagt zu, obwohl sie selbst bedroht wird. Denn jemand schreibt ihr anonyme Briefe. Jemand, der sehr viel über sie weiß. Es kommt zu weiteren Morden. Und Liz beginnt sich zu fragen: Ist hier wirklich ein Serienmörder am Werk? Oder ein Mörder, der einen Serienmörder spielt?

  

Schwesterlein komm stirb mit mir 

Autor: Karen Sander
Verlag: rowohlt
Erschienen: 08/2013
ISBN: 978-3499242175 
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Es beginnt mit einer fast schon klassischen Situation: Ein Mord geschieht, dessen Muster erinnert an einen früheren Fall, aber der Täter sitzt bereits in Haft, kann es also nicht gewesen sein. Trotzdem sucht die Polizei nach Parallelen, der ermittelnde Kommissar schaltet auf eigene Faust eine Psychologin ein. So weit, so gut. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse, es geschehen weitere Morde und niemand weiß genau, worauf der Täter hinaus will. Bis auf die Psychologin, die schnell einen Zusammenhang zu einer Reihe von Drohbriefen sieht, die sie selbst bekommen hat.

Die Idee hinter Karen Sanders Debütroman ist gar nicht so schlecht und bietet eine Menge spannende Wendungen, leider verrät jedoch schon der Titel viel zu viel und verschenkt somit einiges an Potential. Jeder halbwegs gewitzte Leser weiß spätestens nach einem Drittel des Buches, worauf alles hinausläuft. Wirklich ärgerlich!


Stil und Sprache
Karen Sander bedient sich der fast schon üblichen Methode, der eigentlichen Handlung einen – zunächst völlig unzusammenhängenden – Prolog voranzustellen, der am Ende natürlich doch einen Zusammenhang zur Haupthandlung hat. Naja, so besonders ist das nun nicht. Danach gibt es die inzwischen auch nicht mehr ungewöhnlichen Perspektivwechsel zwischen dem ermittelnden Kommissar, der Psychologin und einigen anderen Beteiligten. Kurze Kapitel ziehen das Tempo an, so dass schnell Spannung aufkommt und der Leser mitgerissen wird. Der Autorin ist das aber noch nicht genug, so dass sie immer wieder vermeintliche Cliffhanger einbaut, die allerdings in ihrer Fülle irgendwann nur noch nerven. Permanent sieht oder liest irgendjemand etwas, das ihm mindestens „den Atem raubt“. Überhaupt werden hier viele theatralisch wirkende Ausdrücke verwendet, zu viele für meinen Geschmack. Mit „Es war nicht der typische, süßlich-metallische Geruch nach Blut, sondern etwas anderes, etwas absolut Widerwärtiges. Die Ausdünstungen der Hölle.“ (S. 9) geht es direkt im ersten Abschnitt los, um dann sprachlich immer wieder ein Schüppchen zu viel draufzulegen.

Die Story selbst ist nicht mal unspannend, lebt allerdings an viele Stellen davon, dass sowohl die Polizisten als auch Psychologin Liz Montario mit einer geradezu haarsträubenden Naivität agieren. Da bittet eine ansonsten vollkommen zuverlässige Kollegin telefonisch mitten in einer Ermittlung um einige (!) Tage Sonderurlaub wegen eines Todesfalls in der Familie, ist dann tagelang nicht erreichbar und niemand macht sich Gedanken? Eine Freundin von Liz Montario steht dieser in ihrer Angst bei, als sie anonyme Briefe bekommt und lässt sich dann von einem Unbekannten im Supermarkt abschleppen? Hier hätte man sicher auch etwas subtiler agieren können, um Spannung zu generieren. Die Auflösung des Ganzen ist dann dank des spoilerhaften Titels nicht mehr wirklich überraschend und geht dann auch folgerichtig recht schnell vonstatten.

 
Figuren
Kommissar Stadler löst hier seinen ersten Fall; es handelt sich bei ihm um einen klassischen Ermittler vom Typ einsamer Wolf, der gelegentlich mal eine Frau aufreißt, aber bitte niemals im beruflichen Umfeld. Ihm zur Seite gestellt ist die Psychologin Liz Montario und ich werde wohl nie verstehen, wo sich in der wahren Welt die vielen rothaarigen Menschen mit leuchtend grünen Augen  verstecken, die in solchen Büchern geradezu massenhaft herumlaufen. Dass die beiden sich zueinander hingezogen fühlen, überrascht nicht wirklich, immerhin lässt die Autorin sie nicht direkt übereinander herfallen. Hier fehlt mir dann doch etwas wirkliche Originalität, wie auch bei den übrigen Charakteren, die allesamt etwas schablonenhaft agieren. Sei es der nur auf die Öffentlichkeit bedachte Vorgesetzte Stadlers, Liz Montarios überzeugte Single-Freundin, Stadlers mausgraue, aber zuverlässige Kollegin, sie alle hat man irgendwo schon einmal gesehen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuchs ist eher schlicht aufgemacht und zeigt ein grob genähtes Kreuz, das wie ein Flicken auf ein hellgraues Stoffstück aufgebracht ist. Aus den roten Nähten tropft an zwei Stellen Blut, was man aber erst auf den zweiten Blick bemerkt. Eine passende Aufmachung, die gerade durch ihre Einfachheit zum Zugreifen reizt. Innen gibt es zu Beginn den Text einer Pressemitteilung aus dem Jahr 1996, danach sind die weiteren Kapitel jeweils mit  Datum und Uhrzeit überschrieben.


Fazit
Ein leidlich spannender Erstling, dem es allerdings an manchen Stellen an Realitätsnähe mangelt und dessen Protagonisten einfach in zu viele Fallen tappen. Dennoch kann man mit „Schwesterlein, komm stirb mit mir“ wenig falsch machen, wenn man nur ein paar Stunden Unterhaltung möchte, ein paar grausame Details und  Handlungsschieflagen sollte man aber „abkönnen“.


3 Sterne


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